Rezensionen DVDs
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BELLOWHEAD
Live At Shepherds Bush Empire
(Westpark Music 87170/Indigo, www.indigo.de
)
172:00, PAL, Sprache: Engl., Region-Code-frei, Bildformat 16:9
Eigentlich logisch, dass dieser logistische Albtraum namens Bellowhead über kurz
oder lang auf einer DVD verewigt werden musste. Eine Dame und zehn Herren in
einem berühmten, altehrwürdigen Theater in London, sozusagen einer kleineren
Version der berühmten Albert Hall. Ein Heimspiel quasi, und entsprechend locker
ist die Truppe drauf. Links die Bläser, rechts die Streicher, in der Mitte
hinten der unendlich fantasievolle Perkussionist Flood und vorne Saitenmann
Benji Kirkpatrick sowie die Schöpfer des Haufens, John Spiers und Jon Boden. Das
Programm konzentriert sich natürlich auf die beiden Alben, und die Liveaufnahmen
sind von bester Qualität, akustisch ebenso wie von der Kameraführung her. Es
sind tatsächlich Bilder dabei, bei denen man instinktiv auf Standbild stellen
will. Die Schnitttechnik entspricht der energiegeladenen Band: sehr lebhaft,
ohne auf Spielereien wie bei MTV zurückzufallen. Neben dem eineinhalbstündigen
Konzertmitschnitt gibt’s natürlich noch ein paar informative Extras, von denen
besonders das Tourtagebuch mit Wackelkamera einige hübsch-alberne Passagen
aufweist. Eine DVD deutlich über dem Durchschnitt und daher nicht nur für Fans.
Mike Kamp
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NANA MOUSKOURI
The Farewell World Tour – Live At The Odeon Herodes Atticus
(Mercury France/Koch Universal 532171-9, www.kochuniversal.com
)
143:00, PAL, alle Regionen, Untertitel in Dt., Engl., Franz.
Meine schönsten Welterfolge Vol. 2
(Koch Universal 532175-3, www.kochuniversal.com
)
CD, 20 Tracks
Sie war 74 Jahre alt, die griechische Diva, als sie am 23. Juli 2008 nach einer
letzten Tournee in Athen ihr Abschiedskonzert gab. Fünfzig Jahre tourte sie rund
um den Globus, sang in den verschiedensten Sprachen. Einst begann sie als
Jazzsängerin, in Deutschland wurde sie als Schlagersängerin berühmt. Im Odeon
Herodes Atticus sieht sie aus wie immer: wallende Robe, Brille, schwarzes Haar.
Nur ihre Bewegungen und die etwas gebrochene Stimme verraten ihr Alter. Noch
einmal singt sie ihre Welterfolge, eine Mehrheit auf Griechisch, aber auch auf
Spanisch, Französisch, Englisch und Deutsch: „Lily Marleen“, „Ode an die
Freude“, „Weiße Rosen aus Athen“. Sechs Musiker an Keyboards, Gitarre, Bouzouki,
Bass, Schlagzeug, Flöte und Saxofon wissen genau, was die Sängerin will.
Folker-Lesern, die sich dafür interessieren, wie Nana Mouskouri „Me And Bobby McGee“
interpretiert, sei verraten, dass ihre Version gesanglich zwischen Kris
Kristofferson und Janis Joplin liegt. Wer sich in einem solch herrlichen
Amphitheater von seinem Publikum verabschieden darf, wird Tränen vergießen. Nana
Mouskouri wirkt bis zum letzten Ton gefasst, verlässt langsam die Bühne –
und dann überwältigen sie ihre Emotionen.
Martin Steiner
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RAI SANTILLI
Bob Marley – Stations Of The Cross
(GMVS/Pride PG2DVD122/In-akustik, www.in-akustik.com
)
DVD: 6 Kapitel, ca. 62:00, Untertitel in 6 Sprachen, Bildergalerie; CD: 4 Tracks, 65:17
Rar sind die nicht-autorisierten Biografiedokus, die mehr zu bieten haben als
Atmo – Bob Marley – Stations Of The Cross
gehört nicht dazu. Die auch von der Laufzeit her knapp bemessene kleine
Fleißarbeit versammelt zweit- und drittklassiges Film- und Bildmaterial,
Interviews, kaum Film, viel Bild. Erzählt wird nichts, was nicht auch jedes
Taschenbuch zum Thema böte – unterlegt ohn’ Unterlass mit den immer
gleichen Standbildern in sinnloser Überblendung am Fließband. Damit soll nicht
gesagt sein, dass die Sache nicht gewisse Standards böte: Die gar nicht zu
überschätzende Bedeutung des ersten Superstars der Dritten Welt ist ebensowenig
zu übersehen wie zentrale Themen zur Vita, als da wären Drogen, Sex, Rock ’n’
Roll – und Politik. Echte Höhepunkte aber sind letztlich zwei
sekundenkurze Filmpassagen im Hintergrund x-beliebiger Erzählertexte: Ziggy und
Stephen Marley beim Tanzen auf der Bühne bei der offiziellen Trauerfeier ihres
Vaters – wow! Noch getoppt von Prince Charles mit integrierter
Reggae-Mütze/Perücke falschrum auf seinem Adelshaupt, und anschließend beim
Tanzen zu Marley-Musik – ernsthaft bewegend! Aber muss man das haben? CD
– Achtung: Interviews! Keine Musik ...
Christian Beck
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THE SHAN QI PROJECT
Energy Of The Mountains
(Ozella Music OZ 022 DVD/Galileo MC, www.galileo-mc.de
)
95:36, Sprache: Engl. (ohne UT), Regie: Giacomo Talamini
Es muss nicht immer Studio sein – manchmal reicht auch eine Almwiese, ein
Marktplatz oder ein Berggipfel auf Basislagerniveau als Aufnahmeort für
grandiose Musik. Wenn dann auch noch die passenden Menschen zusammenkommen,
können gleichermaßen faszinierende Klänge und Bilder entstehen. Mit dem
Flötisten Guo Yue und der Guzheng-Zither-Virtuosin Wu Fei trafen zwei
Protagonisten traditionellen chinesischen Spiels unter anderem am Fuße der
Dolomiten auf zwei italienische Liebhaber jazzrockig-elektronischen Bestecks:
Guido Ponzini an E-Bass und Chapman Stick sowie Produzent Giovanni Amighetti auf
dem Korg-Keyboard. Als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne fungierte der
formidable norwegische Schlagwerker Helge A. Norbakken, der seinem Drumset für
gewöhnlich einverleibt, was nicht bis drei in der Wertstofftonne ist –
Autofelgen, Kupferplatten, Blechteller – und der gleichermaßen in
archaischer wie zeitgenössischer Rhythmik zu Hause ist. In unterschiedlichen
Besetzungen von solo bis Quintett und an unterschiedlichen Orten entstanden
durchweg an-komponierte und dann aus-improvisierte kleine Schmuckstücke, die von
Bild und Ton brillant eingefangen wurden. Ein Augen- und Ohrenschmaus!
Walter Bast
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FOLKER auf Papier
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