HALBMASTWILLIAM „LIAM“ CLANCY2.9.1935, Carrick-on-Suir, Irland, bis bis 4.12.2009, Cork, Irland Als im September seine Doppel-DVD Live at the Yellow Bittern erschien, sagte Liam Clancy in einem Interview, dass er es wegen seiner Lungenkrankheit nicht mehr lange machen werde. Am 4. Dezember starb nun der letzte Überlebende der legendären Clancy Brothers in Cork. Liam war der jüngste der Clancy Brothers. Als jüngstes von elf Kindern in Carrick-on-Suir, Co. Tipperary, geboren, wanderte er 1956 nach Amerika aus, um sich dort seinen Brüdern anzuschließen. Zuvor hatte ihn die amerikanische Liedersammlerin Diane Hamilton Guggenheim in Irland aufgesucht. Eigentlich wollte er Schauspieler werden. Um Geld für ein kleines Theater zu sammeln, begannen sie zu singen. So begann die Karriere der Clancys als irische Balladensänger in den Cafés und Kneipen von Greenwich Village in New York, wo auch ein blutjunger Bob Dylan in ihren Bann geriet. Als die Clancy Brothers and Tommy Makem 1961 in der Ed Sullivan Show auftraten, war dies der große Karriereschub. Die Plattenfirma Columbia nahm sie unter Vertrag – und bald waren fast vergessene irische Balladen wie „Roddy McCorley“ oder „The Jug Of Punch“ wieder in aller Munde. Mit ihren Aranpullovern (die ihnen ihre Mutter schickte), Gitarren und Banjos verkörperten sie das irische Folkrevival. Bald schon waren sie in den größten Konzerthallen ebenso heimisch wie einst in den Pubs – von New Yorks Carnegie Hall bis zur Royal Albert Hall in London. 1973 verließ Liam Clancy die Gruppe, um auf Solopfaden zu wandeln. Er zog nach Calgary, Alberta, in Kanada, wo er eine eigene Fernsehshow bekam. Als Tommy Makem in seiner Show zu Gast war, beschlossen sie, als Duo zu arbeiten, was sie erfolgreich bis in die späten Achtzigerjahre taten. Clancy lebte die letzten Jahre im County Waterford. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er im Mai 2009 in Dublin. Sein Tod markiert das Ende eine Ära, denn die Clancys verkauften zeitweise mehr Platten als die Beatles und waren – noch vor den Dubliners – Irlands erste Popstars. Eberhard „Paddy“ Bort Eine ausführliche Würdigung Liam Clancys gab es in Folker 3/2008 als exklusiven Onlinebeitrag. BESS LOMAX HAWES21.1.1921, Austin, USA, bis 27.11.2009, Portland, USA Bess Lomax Hawes wuchs mit Folkmusik auf. Schon in jungen Jahren half sie ihrem Vater, dem Volksliedforscher John Lomax, bei seinen Arbeiten für die Library of Congress. Anfang der Vierzigerjahre zog die Schwester von Alan Lomax nach New York. Dort lernte sie Pete Seeger kennen und schloss sich den von ihm gemeinsam mit Millard Lampell und Lee Hays gegründeten Almanac Singers an. Zu der Gruppe, die mit ihren Auftritten die Gewerkschaften und die linke politische Bewegung unterstützten, gehörten zeitweise auch Woody Guthrie, Josh White, Brownie McGhee und Sonny Terry sowie ihr späterer Mann Baldwin „Butch“ Hawes. In den Fünfzigerjahren lebte das Ehepaar in Kalifornien, wo Lomax Hawes unter anderem in Coffeehouses und bei Folkfestivals auftrat sowie Unterricht in Gitarre, Banjo, Mandoline und Folkgesang gab. Mitte der Siebzigerjahre ging sie nach Washington, wo sie für das Smithsonian Institution arbeitete. 1977 wurde sie die erste Direktorin des Folk-and-Traditional-Arts-Programms im Rahmen der nationalen Kulturförderung und rief die National-Heritage-Stipendien zur Förderung traditioneller Künstler und Musiker ins Leben. In ihrer Amtszeit stieg das Budget dafür von 100.000 Dollar auf rund vier Millionen. Der damalige Präsident Clinton ehrte Bess Lomax Hawes 1993 kurz nach ihrer Pensionierung mit der National Medal of Arts. 2008 veröffentlichte sie unter dem Titel Sing Pretty ihre Memoiren. Im Alter von 88 Jahren starb Lomax Hawes an den Folgen eines Schlaganfalls. |
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