Rezensionen DVDs
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CORVUS CORAX
Live in Berlin
(Pica Music PM0709-27/28, Soulfood Music Distribution, www.soulfood-music.de
)
DVD: über 125:00; Do-CD: 22 Tracks, 118:54
Nach zwanzig Jahren Corvus Corax nun ein umfangreiches Geburtstagsgeschenk für
die Fans: die Abschlusskonzerte der Tour vom letzten Jahr in der weihnachtlich
geschmückten Berliner Passionskirche auf einer DVD und zwei CDs. Die
Titelauswahl bietet einen bunten Querschnitt durch zwei Jahrzehnte
Mittelaltermusik: „Albanischer Tanz“, „Saltarello“, „Platerspil“, „Totus
Floreo“, „In Taberna“. Einen Einstieg auch für Kolkraben-Neulinge, wie ihn bloße
Tonträger nicht leisten könnten, ermöglicht dabei die DVD mit dem Konzertfilm,
zwei Diashows vom 15. Gruppengeburtstag im Potsdamer Lindenpark und über die
Tourneen 2008 in China und 2009 in Mexiko, sowie dem Film Mittelalter jetzt
aus den Anfangsjahren der Gruppe 1993. So kann man einen Eindruck von der
brillanten Bühnenshow, der extravaganten Kleidung und den aufwändig
hergestellten Musikinstrumenten gewinnen. Zwanzig Jahre Spielerfahrung wirken
in perfekten Choreographien, gekonnten Inszenierungen und vielfältigen Ansagen.
Auch wenn die urwüchsige Authentizität im Film von 1993 genauso faszinierend
ist wie das gestylte Kunstprodukt 2009. Eine hochinteressante Zusammenstellung
in hervorragender Bild- und Tonqualität. Für Fans ein Muss.
Piet Pollack
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ERIC FISH & FRIENDS
Anders Sein
(Esox-Music Esox001DVD/Al!ve, www.alive-ag.de
)
DVD: 160:00; CD: 16 Tracks, 79:18
Mangelnden Fleiß kann man Eric Fish nicht vorwerfen. Mit Subway to Sally oder
als Solist mehr oder weniger durchgehend auf Tour, gehört er zu den Workaholics
der Musikszene. Nun also der Tourfilm, sozusagen eine Mischung aus
Konzertmitschnitt und Roadmovie. Das Konzert liegt sinnvollerweise und trendy
auch als Audio-CD bei. Begleitet wird Fish von seiner „Soloband“, die mit
Inchtabokatables-Urgestein B. Deutung um den allgegenwärtigen Cellisten der
Gruftiszene ergänzt wurde. Um es kurz zu machen: Subway-to-Sally-Jünger können
die DVD blind kaufen – auch, um der Schwiegermutter zu beweisen, dass der
eigene Lieblingsmetaller auch sanft sein kann, taugt sie. Einen bislang nicht
überzeugten Folkie wird dieses Livedokument aber wohl nicht rumkriegen. Die
Texte sind eher auf dem Niveau von Campino als von Hesse. Die Arrangements
erinnern an Konstantin Wecker. Spätestens bei der deutschen Version von „Green
Fields Of France“ sehnt sich der Folkpurist verzweifelt nach Finbar Furey. Ob
„Blackleg Miner“ oder Eigenkomposition, Eric Fish macht, was er will, und das
klingt in diesem Fall eher nach Schülerband als nach Profimusiker. Das macht
aber vielleicht den Charme dieser Scheibe aus.
Chris Elstrodt
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THE NEW LOST CITY RAMBLERS
Always Been A Rambler – A Film By Yasha Aginsky
(Arhoolie DVD AF 204, www.arhoolie.com
)
58:00, PAL, Sprache English, Region-Code-frei, Bildformat 1.33:1; Bonus: 24 Minuten eines Farbfilms von 1969 mit 8 Songs plus 2 Liedern von 1959
Yasha Aginskys großartig gefilmte und spannende Dokumentation erzählt die
Geschichte einer der einflussreichsten Gruppen des American Folkrevivals von
ihrer Gründung durch den gerade verstorbenen Mike Seeger – siehe Halbmast
in dieser Ausgabe – mit John Cohen und Tom Paley im Jahre 1958 an. Mit
historischen Originalaufnahmen wie Material aus jüngerer Zeit wird der Weg des
Trios nachgezeichnet, dazu kommen viele Zeitgenossen und Eleven zu Wort. Wen die
Gruppe nicht alles beeinflusste und wie weitreichend ihre Wirkung war –
immerhin bis zu Bob Dylan und Jerry Garcia. Mike Seeger, wie er auf dem Einrad
Banjo spielt, aber auch die „Freight Train“ pickende und singende Libby Cotton,
Appalachen-Banjo-Picker Roscoe Holcomb, Maybelle und Sara Carter, David Grisman,
Pete Seeger, Ricky Skaggs und Doc Watson illustrieren die Story der Band. Die
New Lost City Ramblers waren angetreten, die traditionelle Musik und die
Spieltechniken der Volksmusiker insbesondere des amerikanischen Südens vor dem
Vergessen zu bewahren. Sie wollten sie nicht modernisieren, sondern authentisch
in all ihrer rauen Ungeschliffenheit dokumentieren und erhalten.
Gewöhnungsbedürftig rau, um nicht zu sagen schräg klingt denn auch das ein oder
andere Tonbeispiel – aber immer spannend und faszinierend. Für Fans von
Country, Bluegrass und Old-Time Music sowie zum Kennenlernen der New Lost City
Ramblers gleichermaßen zu empfehlen.
Ulrich Joosten
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ILIJA STANKOVIC, MARKO NOVAKOVIC
Golden Brass Summit
(TuttiMundi TV/Network Medien NETWORK 495127/Zweitausendeins, www.zweitausendeins.de
)
4 Filme, 86:14, Englisch, Hauptfilm FiestaMania! mit 20 Übersetzungsoptionen
Von der FSK ab 12 freigegeben? Wegen dem bisschen Bauchtanz, und mag er auch mal
auf dem Tisch stattfinden? Die spinnen, die Freiwilligen Selbstkontrollettis!
Oder wird es nun schon für gefährlich gehalten, wenn Menschen tatsächlich noch
selbst Musik machen, einfach indem sie in Blech blasen, um die Wette, ohne
jegliche maschinelle Unterstützung, zu Hunderten – und das Publikum, das
sogar in die Hunderttausende gehen soll, macht dazu einen drauf bis zur Extase?
Golden Brass Summit
koppelt drei Filme Ilija Stankovics zum berühmten Trompetenfestival Dragacevski
Sabor u Guci im serbischen Guca (FiestaMania!, KoloMagico!,
Dajte Scru Mome Radosti – Let My Heart Rejoice)
mit einem zusätzlichen über eine Bewegung zum Schutz der Natur in einer
Gypsysgemeinschaft im Süden Serbiens von Marko Novakovic (Chochek of Happiness).
Hauptfilm ist die 54-minütige Festivaldokumentation FiestaMania!
– wie der Rest auch ohne Worte, nur Bilder und Musik. Die sind relativ
simpel zusammengestrickt, vor allem was die sehr freie Bebilderung der Musik
betrifft, die den Film trägt. Letztlich schießt sich der Film sogar ein
bisschen selbst ins Knie, denn wenn er eines klar macht, dann: Live ist nicht
zu toppen!
Christian Beck
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FOLKER auf Papier
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