Besondere CDs
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DIE BESONDERE – DEUTSCHLAND
DEITSCH
Heimat
(Artes Record, ARCD 3044/Rough Trade, www.roughtrade.de
)
13 Tracks, 53:34
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Ein Knaller eröffnet das lang erwartete zweite Deitsch-Album recht unvermittelt
mit einem fetzigen Dudelsack-Schlagzeug-Bass-Riff und gibt damit gleich die
Marschrichtung für die gesamte CD vor. Waren die meist filigran-akustischen
Arrangements des 2005er Debüts Königskinder
vornehmlich auf Gudrun Walters Stimme und Geigenspiel sowie auf die
beschwingte, keltisch angehauchte DADGAD-Gitarre ihres Gatten Jürgen Treyz
fokussiert, so haben sich Deitsch nun weiterentwickelt und kopieren nicht
einfach die seinerzeit gefundene Formel. Heimat
ist nicht nur in den musikalischen Einfällen und Klangfarben sehr
abwechslungsreich, die mit illustren Gästen eingespielt wurden, das Album
klingt dabei auch noch dichter und wesentlich kompakter als der Vorgänger. Der
Sound ist, wie vom hochprofessionellen hauseigenen Artes-Studio nicht anders
gewohnt, wiederum glasklar. Was Deitschs Musik so besonders macht, ist die
selbstverständliche Art, mit der die Band Deutschfolk neu definiert und dabei
musikalische Einflüsse nicht nur europäischer Folkmusik mit so leichter Hand
integriert, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, dass E-Gitarre und
Dobro von Haus aus eher selten mit Instrumenten wie Schäferpfeife, Hümmelchen
oder Drehleier zusammengehen. Eine ebenso leichtfüßige Allianz gehen die
unterschiedlichen Musikstile ein, egal woher sie stammen. Deitsch verwenden
mittelalterliche Lyrik, Lieder im pfälzischen und schwäbischen Dialekt,
vertonen historische Sagen oder koppeln ein traditionelles Dialekt-Kirmeslied
mit zwei Turbopolkas aus Irland. Dabei klingt das Ganze im Ergebnis so
organisch, als gehörten diese Stücke schon seit Jahrhunderten zusammen. Wie
könnte man den Begriff „Heimat“ in Zeiten der Globalisierung besser neu
definieren, als auf die liebevoll-distanzierte Deitsch-Art, die den ironischen
Seitenhieb ebensowenig scheut wie die melancholische Reflexion der neueren
deutschen Heimatgeschichte im Titeltrack. Heimat ist mein persönliches
Album des Jahres.
Ulrich Joosten
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DIE BESONDERE – EUROPA
JOHN JONES
Rising Road
(Westpark 87179/Indigo, www.indigo.de
)
12 Tracks, 44:31
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Seit über dreißig Jahren ist John Jones die unverkennbare Stimme der Oysterband.
Es ist verwunderlich, dass er erst jetzt mit einem Soloalbum aufwartet. Dafür
trägt das Werk aber auch gleich das Prädikat „großartig“! Das wird bereits klar,
bevor die Scheibe im CD-Spieler verschwindet – mit dem stimmungsvollen
Cover, das stimmig die Kraft, Knorrigkeit und Bodenständigkeit der Musik
versinnbildlicht. Der Sound von Produzent und Tontechniker Al Scott hat
akustisches Breitwandformat und dennoch ist er transparent genug, um jedem
Instrument klanglich den notwendigen Raum zu lassen. Und über allem Jones’
markante Stimme. Sieben traditionelle und fünf eigene Songs bekommen von einer
neunköpfigen Begleitmusikerschar die passenden Arrangements verpasst.
Exemplarisch seien genannt: Bandkollege Alan Prosser (Git) sowie die Jungspunde
Seth Lakemann (Git, Fiddle, Ges) und Benji Kirkpatrick (Git, Bouzouki,
Mandoline, Ges), die die Songs auch schon mit Jones live präsentiert haben. Das
Material ist durchweg weniger rockig als das der Oysterband, aber durchaus nicht
weniger kraftvoll. Traditionals wie „Polly On The Shore“ oder das shantymäßige
„Fire Marengo“ stehen gleichberechtigt neben der wunderbaren Jones-Komposition
„Walking Through Ithonside“. Okay, ein oder zwei Stücke sind ganz dezent unter
dem sehr hohen Niveau des Gesamtalbums. Ansonsten aber ist nur die grassierende
Unsitte zu kritisieren, für Texte und Infos auf die Homepage zu verweisen. Allzu
oft frage ich mich: Muss angesichts der inflationären Menge an Tonträgern denn
wirklich jeder Hinz und Kunz Soloalben veröffentlichen? Bei John Jones wurde es
höchste Zeit und es wird hoffentlich nicht seine letzte sein.
Mike Kamp
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FOLKER auf Papier
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