Rezensionen Bücher
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JOHN PURSER
Scotland’s Music –
A History of the Traditional and Classical Music of Scotland from Early Times to the Present Day
Edinburgh: Mainstream Publishing Company, 2007
428 S., mit s/w- u. Farb-Abb.
ISBN 978-1-84596-160-2
Gibt es in der deutschen Sprache eigentlich ein Wort für den Begriff „coffee
table book“? Das sind großformatige Bücher, die rein optisch was hermachen und
in denen man ab und zu gedankenlos blättern kann, Bücher als Inneneinrichtung
sozusagen. Vom Format her gehört Scotland’s Music
in diese Kategorie, und es ist sicherlich auch erbaulich, sich nach Lust und
Laune mit einem Kapitel zu beschäftigen. Inhaltlich jedoch ist dieses Werk
alles andere als ein Leichtgewicht. Dem umfassenden Anspruch, den der Titel
nahe legt, wird das Buch tatsächlich gerecht: eine Dokumentation schottischer
Musik jedweden Genres von der Zeit vor Christus bis heute. Einige Stichworte:
Flöten- und Blasinstrumente der Bronzezeit wie zum Beispiel der kürzlich
nachgebaute Carnyx, die ersten Harfen um 700, der Einfluss der
Christianisierung auf den Gesang, Balladen des Mittelalters, die Geschichte der
Pipes, Tänze um 1500, erste Erwähnung von Jigs, wenig später entsteht die
Ballade „The Bonnie Earl o’ Murray“ etc. Dabei sind wir erst bei Kapitel zehn
von zwanzig angelangt – ein guter Hinweis auf die Tatsache, dass nicht
nur die letzten beiden Kapitel über das Folkrevival und die Musik der Jetztzeit
für Folker-Menschen interessant sind. Der Inhalt ist sauber und wissenschaftlich
recherchiert, wobei einleuchtet, dass bei der umfassenden Natur des Buches
manche Phänomene, über die man gerne mehr gelesen hätte, nur mit einem Abschnitt
bedacht werden. Für die Sorgfalt sprechen auch unzählige Abbildungen und
Notenbeispiele sowie ein vorbildlicher Anhang, mit dem sich arbeiten lässt:
jeweils eine ausführlich Auswahlbibliografie und -diskografie,
musikgeschichtlich geordnet, sowie Glossar und Index. Der Autor kommt zu einem
nicht völlig überraschenden Schluss, dessen Bestätigung dennoch erfreulich ist:
Schottlands Musik ist eindeutig identifizierbar und das auch musiktheoretisch.
Na also!
Die wissenschaftliche Sorgfalt verwundert nicht. Dr. Purser ist ein angesehener
Komponist, Musiker, Schriftsteller und Historiker und hat Scotland’s Music
bereits 1992 veröffentlicht, flankiert von einer Doppel-CD und einer
dreißigteiligen BBC-Radio-Serie. Für die jetzige Neuauflage hat er das Buch
komplett überarbeitet und um das letzte, aktuelle Kapitel ergänzt.
Scotland’s Music ist das Referenzwerk schlechthin für Freunde der Musik Albas.
Mike Kamp
Bezug: www.mainstreampublishing.com
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HELMUT GOTSCHY
Papaya mit Rosinen
Roman
Eichstätt: Fünf Raben Verlag, 2009
351 S.
ISBN 978-3-935566-20-9
Ja, richtig gelesen, kein Tippfehler – Helmut Gotschy liefert hier
kein Drehleierbuch, sondern einen Roman ab. Zunächst dachte ich, eine kurze
Szenemeldung dafür wäre ausreichend. Aber nach der Lektüre wollte ich doch ein
paar Worte mehr dazu verlieren.
Das Buch trägt autobiografische Züge. In Rückblicken, die im Rahmen einer
Ayurveda-Kur auf Sri Lanka erzählt werden, berichtet ein inzwischen 50-Jähriger,
wie er mit acht Jahren an Polio (Kinderlähmung) erkrankte und trotzdem sein
Leben auf bewundernswerte Weise meisterte, was er trotz seiner Krankheit alles
so erlebt hat. Und es ist mehr, als viele Gesunde berichten können: von kurzen
Besuchen in Irland über Trips nach Frankreich bis hin zu einer mehrmonatigen
Reise über Land nach Indien wird hier berichtet. Viele dieser „Lebensbilder“
enthalten Hinweise auf musikalische Erlebnisse (nicht nur im Folkbereich, aber
auch) und darauf, wie der Protagonist Wolfgang zum Instrumentenbauer wurde. Eine
kleine Romanze darf natürlich in einem Roman auch nicht fehlen. Und so ganz
nebenbei erfährt man recht viel über den Verlauf einer Polioerkrankung sowie die
Wohltaten einer Ayurveda-Kur. Wie gesagt, das Buch trägt autobiografische Züge.
Was davon nun wahr ist und was nicht, kann nur Helmut Gotschy selbst verraten,
denn obwohl ich ihn kenne und vermute, dass es über weite Strecken biografisch
ist, vermag ich nicht zu sagen, was nun wirklich wahr und was Dichtung ist. Auf
jeden Fall ist es ein sehr lesenswertes Buch, das weder langweilig noch mit dem
erhobenen oder lehrreichen Finger daherkommt. Und deshalb eben ein paar Sätze
mehr, ohne allzu viel zu verraten!
Doris Joosten
Bezug: www.fuenfraben.de
, www.papayabuch.de
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BERND BRÜMMER
Garantiert Gitarre lernen:
Akkorde, Rhythmen, Songs erfolgreich lernen
Ohne Vorkenntnisse, für Anfänger und Wiedereinsteiger, mit Internetunterstützung. 24 Songs
Köln: Alfred Publishing Verlags-GmbH, 2008
120 S., mit zahlr. Noten u. Abb., plus DVD. [ALF; 20129G]
ISBN 3-933136-52-0
Eine neue Gitarrenschule, die sich ganz der Songbegleitung widmet. Anhand von 24
Songs, die sich im Anhang nochmals in Notenform finden, lernt der Anfänger nach
und nach die wichtigsten Akkorde kennen und Möglichkeiten, adäquat dazu zu
„schlagen“, denn auf Zerlegungen oder Pickingmuster der rechten Hand wird ganz
verzichtet. Das reicht in der Praxis von schlichten vier Schlägen bei „Bruder
Jakob“ hin zu komplexeren Mustern bei zum Beispiel „To Love Somebody“ von den
Bee Gees. Brümmer erklärt wirklich sehr ausführlich. Die Fotos und natürlich
mehr noch die beiliegende DVD helfen, das Gelesene schnell zu verstehen und
umzusetzen. Der geteilte Bildschirm erlaubt gleichzeitig die freie Sicht auf
rechte und linke Hand. In 12 Lektionen wird wesentliches Rüstzeug vermittelt,
kein Schnickschnack, konzentriert auf ein rhythmisch solides Fundament. Und
einige Folk- und Popklassiker lernt man gleich mit. Mit dieser Multimediaschule
dürfte jeder Lernwillige, auch ohne leibhaftigen Lehrer, einige gute und vor
allen Dingen sichere erste Schritte in die Welt der Begleitgitarre machen
können.
Rolf Beydemüller
Bezug: www.alfredverlag.de
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WERNER REIF
Lautenstücke aus der Renaissance – England
Bearb. für Gitarre
Manching: Edition Dux, 2009
44 S., nur Noten. [Edition Dux; 900]
ISBN 978-3-86849-011-4, ISMN M-50017-379-3
Transkriptionen von bekannten und sehr bekannten Lautenwerken der wichtigsten
Vertreter der englischen Musikszene der Renaissance, wie (natürlich) John
Dowland und Francis Cutting oder Thomas Robinson. Strictly for classical guitarists,
um im Elisabethanischen Idiom zu bleiben, denn Tabulaturen fehlen gänzlich. Und
ein Anfänger der Gitarre sollte man auch nicht sein.
Rolf Beydemüller
Bezug: www.dux-verlag.de
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RALF RIEWALD
The Great Guitar Collection:
62 Arrangements mit Tabulatur aus Pop, Traditionals und Klassik für klassische Gitarre
O. O.: Bosworth, 2009
159 S., nur Noten u. Tabs. [BOE; 7384]
ISBN 978-3-86543-259-9
In vier große Rubriken ist dies recht umfangreiche „Songbook“ für klassische
Gitarre eingeteilt: Pop, Klassik, Traditional und Weihnachtslieder. Ein
Querschnitt, der von „California Dreaming“ und „Dancing Queen“, der deutschen
und englischen Nationalhymne, „House Of The Rising Sun“ und „Kumbaya“, bis hin
zu „Alle Jahre wieder“ und „Süßer die Glocken nie klingen“ reicht. Vorwiegend in
den ersten Lagen notiert sind diese teilweise recht schön klingenden
Arrangements für die „klassische“ Gitarre jedem am traditionellen Fingerpicking
interessierten fortgeschrittenen Anfänger zur Begutachtung empfohlen. Ob Nylon-
oder Stahlsaiten spielt dabei wirklich keine große Rolle.
Rolf Beydemüller
Bezug: www.bosworth.de
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HÖRBUCH
CHRIS HYDE
Rock ’n’ Roll Tripper
Gelesen von Ralf Richter
Köln: Horchposten-Verlag, 2008
Do-CD, 110 Min. [HP; 4001]
ISBN 3-938915-15-3
Wer jemals das große Vergnügen hatte, mit dem Hanauer Maler und Schriftsteller
Helmut Wenske, aka Chris Hyde, ein längeres Gespräch zu führen, der kann es
schwerlich verstehen, dass dieser das Hörbuch für seinen Rock ’n’ Roll Tripper
partout nicht selbst einlesen wollte. Dabei scheinen Wenskes knorrige Stimme,
sein breiter hessischer Dialekt und sein lakonischer Tonfall doch wie geschaffen
für die Erinnerungen an eine Zeit, in der der Virus des Rock ’n’ Roll die
Jugendlichen in den hessischen Garnisonsstädten infizierte. Und nicht nur dort.
Indes gelang es dem Verlag, mit Ralf Richter Wenskes Wunschkandidaten zu
engagieren. Richter, in einem Jahr geboren, in dem der halbstarke Wenske/Hyde
bereits die Straßen von Hanau unsicher machte, hält beim Lesen genau die Balance
zwischen dem Lakonischen und dem Schnoddrigen, zwischen Coolness und
Heißblütigkeit, zwischen feiner Ironie und krachender Pointe. Das ist große
Sprachkunst und beweist einmal mehr, dass der Mann, der allzu oft für die
Psychotikerrollen besetzt wird, einer der besten und wandlungsfähigsten seiner
Zunft und seiner Generation ist. Für den Rock ’n’ Roll Tripper ist er ein Glücksfall.
Walter Bast
Bezug: www.horchposten.de
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FOLKER auf Papier
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