Mit dem Länderschwerpunkt Brasilien, der E-Gitarre als „Magisches Instrument“, der Polka als Tanz des Jahres sowie Solisten und Bands aus 32 Ländern zog das Tanz&FolkFest Rudolstadt zum doppelten Jubiläum - 50 Jahre Tanzfest und 15 Jahre TFF - am ersten Juliwochenende 65.000 Besucher an - ein neuer Rekord! Die 3.000 Zuschauer des Sonderkonzerts am Donnerstagabend mit den Chieftains und Country Joe McDonald nicht mitgezählt. Folker!-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben nachfolgend einige Festivalimpressionen zusammengetragen.
Derweil hat man in Rudolstadt schon mit den Vorbereitungen für das TFF 2006 begonnen: Der Länderschwerpunkt wird Frankreich sein - Inseln wie Korsika, Guadeloupe oder Martinique eingeschlossen. Der Dudelsack soll im Mittelpunkt des Magiekonzerts stehen, und die Tänzer werden sich in Tangorhythmen wiegen. Nur eins steht noch nicht fest: Wer das Festival eröffnen wird. Diese Aufgabe kommt traditionell dem Bürgermeister zu. Doch das wird im nächsten Jahr nicht mehr Hartmut Franz sein, der seit 1991 jeweils am ersten Freitagabend im Juli von der Bühne herab verkündete: „Das Tanz&FolkFest Rudolstadt ist eröffnet.“ Die Amtszeit von Franz läuft ab. Im Frühjahr 2006 wählt Rudolstadt einen neuen Bürgermeister.
Der Newcomer-Preis wurde gleich dreimal vergeben: an Malbrook, Nomad Sound System und Tango Crash. Malbrook mit Wolfgang Meyering (s. Folker! 06/2004), Merit Zloch und Ralf Gehler als Stammbesetzung und Kerstin Blodig, Anders und Christer Ådin sowie Mia Gunberg Ådin als Gastmusiker präsentieren norddeutsche Volksmusik mit Texten in ostfriesischem Plattdeutsch sowie einiges an Brückenschlägen von Norddeutschland über die Ostsee hinweg nach Schweden und Norwegen und in andere Ostseeanrainerländern.
Die diesjährige Ehren-RUTH ging an Dr. Jan Reichow, der in den letzten vier Jahrzehnten anfangs sehr erfolgreich, zuletzt aber leider in Rückzugsgefechten gegen das kommerzialisierte Radiogeschäft die Fahnen der Folk- und Weltmusik hochhielt, zahllosen außereuropäischen Musikern Auftritte im WDR verschaffte, jahrzehntelang für die die berühmte „Matinee der Liedersänger“ und das WDR-Folk- bzw. Weltmusikfestival verantwortlich zeichnete und auch heute noch ein kritischer Beobachter und Kommentator der deutschen Musiklandschaft ist. In Rudolstadt hielt er einen musikwissenschaftlichen Vortrag über die schwindende Vielfalt der Musikstile. Der Reduktion ethnischer Musikstile auf exotische Beiwürzungen zu mitteleuropäischer Popmusik, bei der es nur darauf ankomme, dass man als Europäer darauf tanzen könne, setzte er 14 Arten des Zuhörens als Alternative gegenüber.
Jürgen Brehme, Markus Dehm, Claudia Frenzel und Michael A. Schmiedel
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