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Letícia Coura solo
Mit Revista do Samba
Adriana Capparelli Dabliu Records: www.slipcue.com |
Letícia Coura und Adriana Capparelli gastieren |
Von Michael Laages
Als wären sie auf Welttournee - aufreibender als jener Monstermarathon, den die beiden Sängerinnen gerade hinter sich haben, könnte auch die nicht sein. Zuweilen hing schon die Dämmerung über den verschrammten Hochhäusern des alten Bixigão-Viertels im Zentrum von São Paulo, und gleich nach dieser madrugada flutete die Sonne über die Hochstraße, den Betonlindwurm namens Minhocão, der direkt vor dem Theater verläuft und nie zur Ruhe kommt. Drinnen, im Teatro Oficina des legendären brasilianischen Regisseurs Zé Celso, neigte sich die Probe der neuesten Produktion oft erst dann - nach über zwölf Stunden - dem Ende zu.
Und wie reich an himmelsstürmerischen Bildern und körperlichen Exzessen die Aufführung auch ist, die am Ende dieser Proben steht - mit am eindringlichsten in Erinnerung bleiben aus diesem wie aus früheren Stücken im Teatro Oficina immer wieder von neuem diese beiden Stimmen: flirrend, filigran und fein noch bis in die entlegensten Nuancen der Lust wie der beseelten Entrückung die eine, kraftvoll und erdig und voll handfestem Humor die andere. Die eine: das ist Adriana Capparelli; die andere: das ist Letícia Coura. Und beide genießen selbst im rundum furiosen Oficina-Kollektiv eine Art Sonderstatus. Beider Karriere verdient auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie sich so aufrecht und unverbogen zwischen den Künsten entwickelt hat. Beispielhaft ist das Sängerinnenpaar damit obendrein für eine Szene, die auch im Musikland Brasilien selbst nicht unbedingt und immerzu im Mittelpunkt des Marktinteresses steht: die der Mega-Monster-Metropole São Paulo.
Zuletzt hatten in Deutschland die Ruhrfestspiele des vergangenen Jahres eine Ahnung von „brasilianischem Gefühl“ vermittelt, wie es damals das Fachblatt Theater heute beschwor. Erstaunlich schnell und rückhaltlos fing auch das Publikum Feuer angesichts des wirbelnden Orkans, den Zé Celsos Truppe mit dem Roman Os Sertões [von Euclides da Cunha, Anm. d. Red.] entfesselte, der in der deutschen Übersetzung Krieg im Sertao heißt und schon bald nach der Veröffentlichung 1902 zu den wichtigsten Marksteinen der brasilianischen Nationalliteratur zählte. Er berichtet zum einen vom Bürgerkrieg um das Wüstenstädtchen Canudos wenige Jahre vor der vorigen Jahrhundertwende, zum anderen aber davon, wie Brasilien wurde, was es ist. Dass für diese Selbstvergewisserung Musik zum zentralen Baustein auch im Theater wurde, liegt auf der Hand.
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