www.robertocarlos.com www.zeze-di-camargo-e-luciano.cifras.art.br www.cliquemusic.com.br/artistas/ jorge-aragao.asp www.alcioneamarrom.com.br www.jaimearoxa.com.br www1.folha.uol.com.br/folha/ilustrada/ ult90u49738.shtml (Zeitungsartikel in portugiesischer Sprache über MC Nem und MC Katia) |
Kommerzielle Vorkoster und selbsternannte Experten zeichnen ein schiefes Bild der Música Popular Brasileira
Von Klaus Hart
Deutschlands Radiosender mit Weltmusikanteil spielen durchweg, was die Brasilianer am allermeisten mögen, informieren die Hörer kontinuierlich über die neuesten Hits und CDs der populärsten Musiker. Und auch in den deutschen Zeitungen steht alles Wichtige über die Szene in Rio, São Paulo, Salvador da Bahia. Richtig? Leider falsch. Wer demnächst beruflich oder privat ins Tropenland kommt, sollte einfach mal testen: Sind Gilberto Gil, Caetano Veloso, Chico Buarque, Carlinhos Brown, Chico César, Tom Zé oder Marisa Monte wirklich die großen Namen dieser Musik-Supermacht, liefern sie dem Volke die Ohrwürmer, tanzt man in den Schwoofdielen am liebsten nach deren Titeln, werden deren CDs am meisten verkauft, am meisten im Radio gespielt? Und sind Interpreten, Bands wie Badi Assad, Lenine, Virginia Rodrigues, Daúde, Trio Mocotó oder Olodum, die man in Deutschland so anpreist, in ihrem Heimatland tatsächlich populär? Bebel Gilberto - am Zuckerhut jetzt ein Star, gar die „Königin der neuen brasilianischen Musik“? Sorry - oder besser auf Portugiesisch: sinto muito -, alle Genannten machen eine meist interessante, wohlelaborierte Musik, doch verglichen mit den wirklichen Stars und Hitmachern sind einige davon direkt kleine Lichter, sogar Bebel Gilberto.
Schon mal was vom Sänger und Komponisten Roberto Carlos gehört? Seit über drei Jahrzehnten ist er Brasiliens einziger Megastar - von keinem anderen wurden mehr Tonträger und DVDs verkauft, keiner wird so oft nachgespielt. Selbst von Caetano Veloso, dessen Schwester Maria Bethânia, von Gal Costa, Marisa Monte, den bekannten Rockbands nicht. Über keinen steht mehr in der Musikpresse. Landauf, landab strahlen Sender täglich (!) stundenlange Spezialsendungen mit Balladen, Boleros von Roberto Carlos aus. Natürlich hat er den Grammy in der Sparte „Bester lateinamerikanischer Sänger“, der ganze Kontinent liebt ihn. Theoretisch dürfte er deshalb in keinem internationalen Musikprogramm deutscher Sender fehlen - doch genau das passiert. Roberto Carlos passt nicht ins Konzept. Denn wider alle Klischees mögen die meisten Brasilianer, auch die jungen, sentimentale bis ultraromantische Stücke weit mehr als hektisch-aufgeregte Titel nach Art der immer schnelleren, marschähnlichen Karnevalssambas. „Politisch korrekt“ wäre daher, wenn auch die Weltmusiksparte endlich den dominierenden Musikgeschmack der Brasilianer akzeptieren, entsprechend reflektieren würde, anstatt weiter absurde Klischees von afrobrasilianischer Exotik, vom feurigen, temperamentvollen Brasileiro zu pflegen.
Sentimentales, Langsames von den Beatles, Stones, allen heutigen angloamerikanischen Rock-und Popgrößen legen die deutschen Sender gerne auf - da winkt man in Brasilien ab, man hat Besseres. Neben Roberto Carlos auch Nana Caymmi, Leandro, Roberta Miranda, Alexandre Pires und viele andere. In dem Tropenland, 24-mal größer als Deutschland, hat einheimische Musik heute einen konstanten Marktanteil von über 80 Prozent, selten verläuft sich einmal ein nordamerikanischer oder britischer Titel unter die ersten 10, 20 der Hitparaden. Ricardo Moreira in Rio de Janeiro, Produktmanager von Universal Music Brasil, kennt die Probleme mit der europäischen Weltmusikszene, deren Machern nur zu gut. Er hat die auch in Deutschland erhältliche, sehr empfehlenswerte CD-Serie „Pure Brazil“ konzipiert, alle Titel alleine ausgesucht. Doch von Megastar Roberto Carlos ist kein einziger dabei.
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