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Jim Page beim TFF.Rudolstadt 2005: Samstag, 2. Juli: 17.30 Uhr: Landestheater 22.00 Uhr: Konzertzelt Sonntag, 3. Juli: 12.00 Uhr: Burgterrasse (Steinitz-Konzert) 16.00 Uhr: Altes Rathaus (Gesprächsrunde „Censorship After 9/11“) |
Von Michael Kleff
Unter der Überschrift „Censorship after 9/11“ findet im Rahmen des TFF.Rudolstadt auch eine Diskussion über die aktuelle Situation von Songwritern in den USA statt. An der Gesprächsrunde nehmen teil Nora Guthrie, die Leiterin des Woody Guthrie Archivs in New York, Thomas Phleps, Mitherausgeber des Buchs 9/11 - The World’s All Out of Tune. Populäre Musik nach dem 11. September (s. Literaturhinweise) und der Singer/Songwriter Jim Page. Auch wenn sein Name in Europa nur wenigen bekannt ist, so gehört der in Palo Alto geborene und heute in Seattle lebende Musiker doch zu den pointiertesten politischen Liedermachern in den USA. Christy Moore meinte einmal über Page: „Ab und an treffe ich auf einen Sänger, der mir einen Funken Hoffnung gibt. Jim Page trägt dieses Licht.“ Daher ist es nicht überraschend, dass Moore und die Moving Hearts mit „Hiroshima Nagasaki Russian Roulette“ und „Landlord“ zwei seiner Songs auf ihrem Debütalbum coverten. Im Folker!-Gespräch warnt Jim Page vor einer weiteren Verschlechterung der Lage in seinem Heimatland und fordert, dass alle - nicht nur Musiker - Aktivisten sein sollten.
Was macht einen guten topical song aus? Und was einen schlechten?
Alle Lieder sind topical songs. In dem Sinn, dass sich jeder Song mit einem Gegenstand, einem Thema beschäftigt, was das Wort topical bzw. topic ja bedeutet. Es geht um Liebe, Tanzen oder Politik. Entscheidend ist, dass du selbst ein politisches Verständnis besitzen musst, das Teil deines Alltags ist und nicht nur eine aufgesetzte Attitüde darstellt. Dann wird aus dem Tanzstück ein politisches Lied und das politische Lied wird zum Tanzstück. Am schlimmsten finde ich einen Song, der offensichtlich zwanghaft und künstlich rüberkommt - voller Phrasen und Slogans, aber ohne Menschlichkeit.
Gibt es so etwas wie „sozial bewusste“ Musik?
Ja, und man findet sie in jedem Genre. „Buddy Can You Spare A Dime“, gesungen von Bing Crosby in der 40er Jahren, prangerte die klassenbedingten verheerenden Auswirkungen der Depression an. Leadbellys „Midnight Special“ hatte das amerikanische Gefängnissystem zum Inhalt. Bei „sozial bewusster“ Musik ist die politische Botschaft Teil der Story. Man bläut sie dir nicht mit Gewalt ein. Der Typ, der um einen Dime bettelt, hat bei der Eisenbahn gearbeitet - er hat die Schienen verlegt -, und jetzt ist er obdachlos. Der Zuhörer kapiert das. Der Titel ist ziemlich clever gemacht und erlaubt dem Zuhörer, selbst schlau zu sein.
Was fehlt in der politischen Landschaft der USA derzeit: politische Songwriter, eine politische Bewegung oder beides?
Beides! Aber vor allem fehlt eine Bewegung. Die Songs folgen dann schon. Jahrelang hatten wir jetzt tausende kleine Gruppierungen, die alle ihre eigenen Ziele und ihre eigene Agenda verfolgten. Wir brauchen eine Bewegung, die an die Macht und das Land führen will. Das so genannte „Zwei-Parteiensystem“ ist schlicht Schwindel. Sie sind nur zwei Flügel des Monopolkapitalismus. Wir haben noch nicht einmal eine Arbeiterpartei. Es gibt die Grünen, die in einigen Bereichen ganz rührig sind, aber immer noch eine nur unbedeutende Größe darstellen. Alles ist so fraktioniert. Die Progressiven analysieren gerne die Arbeiterklasse, aber sie wollen sich nicht mit den Arbeitern hinsetzen, Hamburger essen, Bier trinken und ein Footballspiel anschauen. Wir sind zu einer Nation geworden, die aus voneinander getrennten gesellschaftlichen Gruppen besteht.
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