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TFF.Rudolstadt 2005 (1)

Deutsche demokratische Volkslieder

Ehrliche, schlichte Songs voll rührender Klarheit

Steinitz als Wegbereiter der deutsch-deutschen Folkszene

SteinitzVon Wolfgang Leyn

„Hätte es ohne Wolfgang Steinitz das Folkrevival in den beiden deutschen Staaten so gegeben, wie wir es (vor allem) in den 70er Jahren erlebt haben? Vermutlich nicht.“ So steht es auf der Rudolstadt-Homepage, verbunden mit dem Hinweis auf das internationale Symposium zu Steinitz’ 100. Geburtstag während des Tanz- & Folkfestes. Motto: „Die Entdeckung des sozialkritischen Liedes“.

Fragt man die Pioniere des deutschen Folkrevivals nach Steinitz, dann bekommen sie leuchtende Augen. Dessen Liedersammlung sei ihm heilig, sagt Walter Moßmann, der in den 1970er Jahren mit seinen Flugblattliedern für westdeutsche Atomkraftgegner bekannt wurde. Jürgen B. Wolff, einer der führenden Köpfe der DDR-Folkszene, der 1976 in Leipzig die Band Folkländer gründete, spricht von einem „folkloristischen Evangelium“. Überhaupt hat es sich eingebürgert, die Liedsammlung als „Bibel der Deutschfolkszene“ zu bezeichnen.

„Wolfgang Steinitz hat [...] nicht allein die wissenschaftliche Debatte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern auch eine ganze Musikergeneration nachhaltig beeinflusst. Seine Arbeiten haben grundlegend 2.
DDR-Folkwerkstatt O-Berlin 1977 dazu beigetragen, dass das ‚Volkslied’ nicht reaktionären Gruppierungen und völkischen Ideologen überlassen blieb.“ (Eckhard John, Deutsches Volksliedarchiv Freiburg - er hat mit Barbara Boock und Bernhard Hanneken das Steinitz-Symposium in Rudolstadt konzipiert)

Die Entdeckung der „demokratischen Volkslieder“

1954 erscheint im Ostberliner Akademie-Verlag ein dicker Wälzer namens Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten. Darin hat der marxistische Völkerkundler und Sprachwissenschaftler Wolfgang Steinitz 180 Lieder zusammengetragen, die in den meisten bürgerlichen Volksliedsammlungen fehlen: Bauernklagen und aufmüpfige Handwerksgesellenlieder, Rekrutenabschiedslieder, Auswandererlieder, Balladen über Bergwerksunglücke, Lieder aus dem schlesischen Weberaufstand wie das „Blutgericht“. Gefunden hat sie Steinitz 1952 vor allem im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg. 1962 kommt Band zwei hinzu, mit Kampf- und Spottliedern der Revolutionäre von 1848 sowie Arbeitervolksliedern aus dem 19. und 20. Jahrhundert, teilweise aus mündlicher Überlieferung. Sämtliche 299 Lieder sind ausführlich kommentiert, mit Melodien versehen und meist mehreren Textvarianten.

„Ohne diese die Sehnsucht und die Interessen des werktätigen Volkes zum Ausdruck bringenden d e m o k r a t i s c h e n Volkslieder können wir kein richtiges Bild von dem ganzen Reichtum des deutschen Volksliedes in seiner poetischen Schönheit und inhaltlichen Wahrheit erhalten.“ (Wolfgang Steinitz, Vorwort zum ersten Band der Demokratischen Volkslieder)


Das Steinitz-Symposium beim TFF.Rudolstadt findet statt am 1. und 2. Juli. Weitere Informationen dazu und zu Wolfgang Steinitz unter:
www.tff-rudolstadt.de/htm/05/04.htm
www.dva.uni-freiburg.de


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Mehr über Steinitz
im Folker! 4/2005