backKunst und Engagement

Kultur ohne Grenzen

Lebensperspektiven für Künstler im Exil

Als treue Zuhörerin der World-Music-Sendungen im WDR habe ich Marijke Barkhoff vor Jahren kennen gelernt. Sie wandte sich an mich mit der Bitte, Mohamed Mahdi & Marijke Barkhoffetwas für den algerischen Musiker Mohamed Mahdi zu tun. Es war Mahdis erster Aufenthalt in Deutschland. Ich machte ein Interview mit ihm und lieferte einen Beitrag für die Sendung Musikpassagen in WDR 5. Dabei entdeckte ich einen hervorragenden Künstler, ein Multitalent: Instrumentenbauer und -restaurator, Sänger, Lautenvirtuose und meisterhafter Viola d'amore-Interpret. Mahdi lebt heute in Grenoble. Als Musiker versucht er, in Frankreich die Traditionen seiner Heimatstadt Costantine lebendig zu halten, einer Stadt, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Marijke Barkhoff, ebenfalls eine Anhängerin weltmusikalischer Klänge, war schon damals eine engagierte Streiterin, ein sicherer Hafen und häufig auch letzte Anlaufstation für Künstler im Exil. Die chinesische Tänzerin Kan NaimeiDie große irakische Maqam-Sängerin Farida, die heute in dem Niederlanden lebt, gehörte zu ihren Schützlingen. Auch sie musste aus ihrer Heimat flüchten und fand bei Marijke Barkhoff Verständnis und Unterstützung.

Von Suleman Taufiq

Kontakt:

Kultur ohne Grenzen e.V.
Im Vogelsang 10
D-52441 Linnich

Tel. +49- (0) 24 62/90 75 85
E-Mail Marijke.Barkhoff@t-online.de
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Vor zwei Jahren gab die Helferin ihrem Engagement einen institutionellen Rahmen: Sie gründete den Verein „Kultur ohne Grenzen“. Damit hatte sie vor allem eines im Sinn: Sie wollte den hier lebenden ausländischen Künstlern eine Plattform und damit eine Lebensperspektive jenseits von Hilfsarbeiterjobs bieten. Vorrangig unterstützt der Verein außereuropäische Künstlerinnen und Künstler, die im europäischen Exil eine zweite Heimat gefunden haben. Organisation, Durchführung und kostenlose Vermittlung von Konzerten, Ausstellungen in Deutschland und anderen EU-Staaten sind Hauptaufgaben des Vereins. Unterstützt wird Marijke Barkhoff von vielen alte Freunden und Bekannten, vor allem in Holland. Ihr Engagement für KünstlerInnen, die ihr Heimatland verlassen mussten, begann mit einer Zufallsbekanntschaft. Als sie vor zehn Jahren von Holland nach Jülich zog, lernte sie eine chinesische Frau kennen – und erlebte eine Überraschung. Die schüchterne Person, der deutschen Sprache kaum mächtig, erzählte ihr, dass sie früher Solotänzerin beim Pekinger Staatstheater war. Nun lebte sie nach ihrer Flucht mit Mann und Tochter im deutschen Exil. Sie verdingte sich als Putzfrau, ihr Mann schuftete als Hilfsarbeiter im Schlachthof. Heute weiß Marijke Barkhoff, dass viele Exil-Künstler solch ein Schicksal teilen. Damals aber war sie einfach nur erschüttert – und wütend. „Das ist nichts für Menschen mit künstlerischen Talenten“, sagte sie sich und wurde aktiv. Sie organisierte Auftrittsmöglichkeiten, beispielsweise bei einem multikulturellen Fest in Amsterdam.

„Ich lerne viel.“

Der Anfang war gemacht. Erfahrungen im Umgang mit dem Kulturbetrieb hatte sie nicht. Aber den tiefen Wunsch zu helfen und die Zähigkeit, auch mit Rückschlägen umzugehen. Auf ihre ersten zaghaften Versuche, schriftlich mit Theaterhäusern oder kulturellen Instituten in Verbindung zu bekommen, bekam sie kaum eine Antwort. Also begann sie, Klinken zu putzen. Im persönlichen Gespräch wickelte sie so manchen kulturell Interessierten Der chinesische Musiker Dong Jinming mit der "Erhu"um den Finger. Musik war schon immer eine Leidenschaft der Wahl-Jülicherin: Bereits in ihrer Jugend interessierte sie sich für die Klänge vom Balkan und aus dem Orient. Freunde aus dem arabischen Sprachraum hatten ihr die Liebe zu dieser Musik eingepflanzt.

Nun genießt Marijke Barkhoff, sich noch intensiver mit der Musik aus anderen Ländern zu beschäftigen: „Ich lerne viel“, sagt sie und plaudert über den alten Herrn, der sich auf die Musik des Osmanischen Reiches spezialisiert hat. Er leitet das Ensemble Al-Farabi. „Für seine Konzerte mache ich die Programme, weil er blind ist. Er erläutert seine Stücke immer ausführlich.“


* In Heft 5/2001 berichtete Annelies Pichler über die österreichische Kunstinitiative „Kulturen in Bewegung“


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