back»Now you can talk about me, too.« – »Jetzt könnt Ihr auch über mich sprechen.«

Doug MacLeod

Einer der besten Bluessänger und Songschreiber Amerikas wartet auf seinen Durchbruch

Doug »Dub« MacLeod, der in Kalifornien lebt und vielfach Kandidat für die W.C. Handy Blues Awards war, zählt nicht zu den bekanntesten Bluesmusikern Amerikas, doch er gehört in die Reihe der bedeutendsten Interpreten des akustischen Blues. Er »spielt« den Blues seit 35 Jahren. Seine Laufbahn begann Doug MacLeod als junger »Lehrling« und Gitarrist bei Bluesmeistern wie Ernest Banks, George »Harmonica« Smith und Shakey Jake Harris. Er ist ein außergewöhnlicher Liedermacher, dessen Songs von Größen wie Albert King, Son Seals, Albert Collins, Joe Louis Walker, Coco Montoya und vielen anderen aufgenommen wurden. Er spielte mit Legenden wie Big Mama Thornton, Big Joe Turner, Lowell Fulson und Eddie »Cleanhead« Vinson.

Von Frank Matheis

Wo immer Doug MacLeod auftritt, begeistert er das Publikum mit seinen beeindruckenden Fähigkeiten als Gitarrist mit einem unverkennbaren, rhythmischen Blues-Fingerstil und durch seinen ergreifenden, tiefgehenden Gesang. Eigentlich müßte Doug MacLeod seit der Wiederentdeckung des alten Countryblues ein großer Star sein. Wenn es nur so einfach wäre. MacLeod spielt immer noch in der zweiten Liga und wartet auf seinen großen Durchbruch. Jeder kennt Keb'Mo', Corey Harris, Guy Davis, John Hammond und Alvin Youngblood Hart – aber nur wenige kennen MacLeod, obwohl er ihnen in nichts nachsteht.

Vielleicht ist es das Erbe seines wichtigsten Mentors, George »Harmonica« Smith, der es seinerseits verdient, als ein Maestro der Bluesharmonika bezeichnet zu werden. Trotzdem war auch er einer der am wenigsten beachteten der großen Bluesmusiker der »Goldenen« Ära. Mit seinem warmen Klang, reicher Synkopierung und seiner chromatischen Zauberei – soulful und tief, hat Smith viele der besten Bluesharmonika-Spieler, vor allem die Großen der US-Westküste wie Kim Wilson, Rod Piazza, Charlie Musselwhite und William Clarke beeinflußt. Gerade kürzlich brachte Blind Pig Records eine Retrospective-CD mit dem Titel »Now you can talk about me« heraus, auf der Smith sagt, »Jeder sprach über Old Sonny Boy Williams. Sie sprachen sogar über den großartigen Little Walter. Aber ich, George Smith, bin derjenige, der noch hier ist, um die Bluesharmonika am Leben zu erhalten«. Der Satz könnte auch von Doug MacLeod kommen.

Discographie

1984 wurde MacLeod's erste eigeneVeröffentlichung, »No Road Back Home« gleich für drei renommierte W.C. Handy Preise nominiert (Bestes Lied – »Your Bread Ain't Done«-, Bester neuer Künstler und Bestes Album). 1986/1987 erschienen zwei Alben in Deutschland: »Woman in the Street« und »54th and Vermont«. 1991 kam »Ain't the Blues Evil« auf dem Volt Label heraus. In der CD-Reihe AudioQuest sind drei Alben mit Doug MacLeod erschienen: 1994 »Come To Find« (mit Charlie Musselwhite), 1996 »Take My Blues« (mit Carey Bell) und 1997 »Unmarked Road«. Diese Reihe wird in Deutschland vertrieben über e-mail in-akustik, Untermatten 12-14, 79282 Ballrechten-Dottingen, Fax: 07634/5610-80

In den frühen 80er Jahren hatte George »Harmonica« Smith eine Band mit ausschließlich schwarzen Musikern – bis auf eine Ausnahme: Doug MacLeod, den weißen Gitarrenspieler mit seinen lockigen Haaren. Er eröffnete Smith's Shows in der Regel mit Countryblues-Songs, wie er sie von dem Bluesmusiker Ernest Banks aus Virginia gelernt hatte. Vor dem Antritt einer Europa-Tournee hörte Smith von den schwedischen Veranstaltern, daß zwar alles gut laufe mit den geplanten Konzerten, aber daß man nicht wollte, daß »der Weiße« die Show eröffnet und daß man eigentlich überhaupt keinen weißen Gitarristen wollte. George rief sie gleich an und machte klar: »No Dub. No George«. Ende der Unterhaltung.

Für Doug McLeod war George »Harmonica« Smith, der King von Kansas City und des Westküsten Harmonica Jump Blues, wie ein Vater. »Er war mein musikalischer Vater, den ich nicht hatte. Mein Vater wollte überhaupt nicht, daß ich Musik mache. George war derjenige, der die Liebe für Musik in mir nährte. Er und Ernest Banks hatten den größten Einfluß auf mein Leben. Beide waren wie Väter zu mir. Sein Sohn George Junior sagte, daß sein Vater außer ihm zwei weitere Söhne gehabt hätte: mich und Rod Piazza. Wir waren einfach seine Jungs. Er war ein großartiger Kerl.«

George »Harmonica« Smith selbst war gegen die Auswirkungen des Rassismus in der Musikszene nicht immun. Auf der Tour in Schweden reiste die Band mit dem Zug zur nächsten Vorstellung. Doug erinnert sich, wie der schwedische Manager der Band einige Zeitungskritiken übersetzte: »Der Kritiker, ein Schwede, bezeichnete George als einen ‚Onkel Tom', offensichtlich wegen seines Humors, oder weshalb auch immer. Das verletzte George tief. Es war das schlimmste, was du zu ihm sagen konntest. George nahm sich die Sache sehr zu Herzen. Wir kamen in der Konzerthalle an, und als wir anfangen sollten, war George nicht auffindbar. Die Veranstalter schickten mich, um ihn zu suchen. Er saß allein in einem dunklen Hinterzimmer und weinte, wie eine verwundete Seele. Er sagte ‚Dub, ich kann nicht auftreten. Ich will nicht.' Dann brach es aus ihm heraus und er schluchzte in meinen Armen. Ich tröstete ihn, wußte aber auch nicht, was ich sagen sollte. Mir fehlten die richtigen Worte. Schließlich meinte ich, ‚Ok George, ich gehe jetzt raus und eröffne die Show. Das ist es, was ich von Dir gelernt habe.' Ich wandte mich um und für eine Minute dachte ich, ich hätte es nicht geschafft, ihn zu überzeugen. Er zögerte, aber dann rief er mit zitternder Stimme hinter mir her, ‚Dub, ich werde da sein'. Einmal auf der Bühne, spielte er, als wäre es sein letztes Konzert. Es war eine seiner besten Shows.«

Doug MacLeod begann als Teenager in den Bluesclubs von St. Louis zu spielen, einschließlich der East Side, dem »schwarzen« Teil der Stadt. »In jenen Tagen, 1960, war das der Ort, wo Du hingehen mußtest, um Musik zu hören. Du konntest in den Geschäften der weißen Stadtteile keine Bluesmusik finden. Wenn Du Bluesplatten wolltest, mußtest Du in die schwarzen Stadtteile gehen. Und wenn du ihn spielen wolltest, wirklich spielen wolltest, ich meine, daß es sich auch wirklich so anhörte, dann mußtest du dort hingehen. Das habe ich getan. Ich hatte viel Spaß. Ich hatte nie ernsthafte Probleme damit, der Weiße zu sein, der in einem schwarzen Club spielte. Probleme bekam ich nur, wenn ich zurück zu meinen eignen Leuten kam. Sie nannten mich ‚Nigger lover'. Die Schwarzen, die ich traf, liebten einfach nur die Musik, und das war auch der Grund, warum ich da war. Ich hatte wirklich großes Glück. Jahre später fragte mich ein Journalist, wie es mir gelungen sei, in den inneren Kreis der Bluesmusiker zu gelangen, all die Jahre dieses Leben zu führen und den Blues von Grund auf zu lernen. Ich sagte zu ihm, ‚Wenn du Französisch lernen willst, gehst du nicht nach DeMoines. Du gehst nach Paris.'«


Frank Matheis lebt in Pawling, New York. Er ist Produzent und Moderator der wöchentlichen Sendung »Frank´s Picks« (www.frankspicks.com) auf WKZE und schreibt eine regelmäßige Zeitungskolumne über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Folk, Blues und Weltmusik. Vor einigen Monaten war Frank Matheis Autor einer »Langen Nacht des Blues« im Deutschlandfunk.

Übersetzung vom Amerikanischen ins Deutsche: Nicole Matheis


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