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10 Jahre Haus der Kulturen der Welt

Haus der KulturenEs war so, wie es früher viel öfter war im Haus der Kulturen der Welt in Berlin: eine gelungene Party mit vielen guten Künstlern und einem sich amüsierenden, bunten Publikum. Eine einzigartige Institution in Deutschland feierte so im September ihr zehnjähriges Bestehen. Die Verspätung von einigen Monaten war von den Programmgestaltern beabsichtigt – ein rauschendes Fest paßt nun einmal viel besser zur Sommer- als zur Winterstimmung.

Von Sabine Froese und Luigi Lauer

Selbst den offiziellen Festakt wollte man nicht als Trockenübung gestalten, sondern einen Hauch praktizierte Weltoffenheit durch das Auditorium wehen lassen. Schon zu den Häppchen mit Sekt auf der Dachterrasse konnten Trommelperformances aus Burkina Faso und Korea goutiert werden. Dann, bevor die Party richtig los ging, gab es zwischen den Reden eine Tanzperformance sowie Son der kubanischen Band Vieja Trova Santiaguera. So herrschte von vornherein eine frische und staubfreie Atmosphäre – und das, obwohl jeder der "Viejas" fast doppelt so alt ist wie das 1957 errichtete Gebäude.

Dessen ursprüngliche Funktion als Gemischtwarenladen zwischen Veranstaltungs- und Messebetrieb sollte einem Gemischtwarenladen im Kulturbetrieb weichen; einem, der über den Eichstrich europäischer Sichtverengung hinausgeht. Seit 1975 angedacht und im September 1988 gegründet, nahm das Haus der Kulturen der Welt (HdKW) schließlich im Januar 1989 seine Arbeit in der "Schwangeren Auster" auf, wie die Berliner das Gebäude liebevoll nennen. Ziel ist es, einem vorrangig deutschen Publikum die Kulturen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Ozeaniens näher zu bringen – wenn auch nach Kategorien, die im westlichen Kulturkreis tradiert sind: Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz Theater, Film und Wissenschaft. Besonders Augenmerk gilt dabei seit Anfang an der Gegenwartskultur.

Der Grundgedanke des Programmauftrages liegt darin, die Einbahnstrasse der Goethe-Institute aufzuheben und Kulturen außereuropäischer Länder, die häufig nicht über Kulturinstitute in Deutschland verfügen, eine Plattform zu geben. Die Goethe-Institute, bisher für den Export deutscher Kultur zuständig, sind in diese Arbeit eingebunden. Aber auch für in Berlin lebende Ausländer versteht sich das HdKW als Forum. Begegnung und Dialog sollen einen Beitrag zum wechselseitigen Verständnis liefern und gleichzeitig neue Impulse schaffen.

Das Konzept dieser Institution mit dem doppelten Genitiv im Namen ging auf. Die Philosophie eines offenen Kulturbegriffes lockte von Jahr zu Jahr mehr Menschen, bis heute besuchten rund 2,3 Millionen die 6.600 Veranstaltungen. Der letzte Führungswechsel 1996 bewirkte allerdings eine Hinwendung zu einem eher bildungsbürgerlichen Konzept von Kulturvermittlung. Seither finden weniger populäre Konzerte statt, einige bewährte, regelmäßige Veranstaltungen wurden abgeschafft, die Besucherzahlen sanken. Dabei ging die etablierte Kunstszene ohnehin schon lange genug auf Distanz, denn die Bewertung und Zuordnung kultureller Zeugnisse aus außereuropäischen Ländern stellt die Fachleute vor Probleme – welche Qualitätsstandards sind gültig? Was ist überhaupt vergleichbar mit Bekanntem? Eurozentristische Wahrnehmung versperrt den Weg und birgt die Gefahr, falsche Maßstäbe zu setzen. Vor diesem Hintergrund als Kulturvermittler zu agieren, ist darum keine leichte Aufgabe. Auch hilft die Tatsache wenig, daß viele der eingeladenen Künstler zu Hause – teilweise schon seit Jahren – große Stars sind.


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