backGesangsgebäude mit neuem Fundament

Zap Mama

Vom a-cappella-Ensemble zur Popband

Mit ihrem neuen Album »A Ma Zone« haben Zap Mama endgültig auf ein anderes Programm umgeschaltet. Anfang der 90er war die Gruppe um Chefin Marie Daulne als a-cappella-Ereignis angetreten, das live wie auf CD überzeugte. Drei Alben später ist die Verpuppung beendet, aus dem Kokon schält sich zum zweiten Mal eine komplette Band. Das Ende der Leichtigkeit des Schmetterlings? Gar nicht. Eher ist »A Ma Zone« ein weiterer, sogar noch behutsamerer Schritt, dem zerbrechlichen Gesangsgebäude ein Fundament zu geben.

Von Luigi Lauer

Dennoch: Die Mutation vom Gesangsensemble zur Popband werden viele mit Murren zur Kenntnis nehmen. Denn das war so richtig was für Kulturpuristen, was die Band damals machte. Soul, Gospel, ein wenig Funk, und jede Menge afrikanische Rhythmen, afrikanisches Lebensgefühl. Kein Keyboard sülzte, kein Schlagzeug stocherte, kein Baß bollerte und keine Gitarre pfiff; nur schlicht Gesang. Den dann auch noch exzellent in Szene gesetzt – ach, was war man doch ein weltoffener, wurzeltreuer Bürger mit den Mamas im CD-Regal. Und dann? Dann kam das Album »7«, auf dem Zap Mama sülzten und stocherten, bollerten und pfiffen. Geschickt gemacht zwar und selten überladen, aber plötzlich waren da Rap und Funk und HipHop und Blues, und das beschauliche »Ich-höre-Kultur-in-der-Hängematte«-Gefühl war dahin.

Der Schnitt war hart, doch er mußte wohl sein. Ein weiteres a-cappella-Album hätte nichts Neues erwarten lassen, das war ausschlaggebend. Daß die Musik mit dem Ende des a-cappella-Daseins auch ein Stück poppiger werden würde, war zu erwarten; das ist die Regel, und es muß keine schlechte sein. Zugute zu halten ist in jedem Fall, daß die Musik der Mamas auch weiterhin vom Pop der Dudelcharts so weit entfernt ist wie Verona Feldbusch vom Duden. Marie Daulne, die einzige noch verbliebene der ursprünglichen Formation, hat rechtzeitig erkannt, daß reine Gesangsensembles schnell ausgereizt sind: »Ich hatte das Gefühl, das kein Platz mehr da ist für ein weiteres a-cappella-Album. Wir haben das sieben Jahre gemacht, es war wie ein perfekter Zirkel von sieben Jahren.« Nun genießt sie die Arbeit mit der Band: »Der Klang und die Energie von Trommeln oder eines Schlagzeugs gibt dir viel mehr Kraft. Gleiches gilt natürlich auch für die Gitarre und den Bass. Der Klang gibt dir mehr Freiräume, du kannst auch mal tanzen, die Musik atmen lassen. A-cappella heißt, daß du ständig um die Melodien herum auch den Baß und all die anderen Instrumente ersetzen mußt. Mit einer Band ist das ganz anders.«

Während »7« den Abschluß der ersten sieben Bandjahre markierte, geht »A Ma Zone« gleich mit mehreren Bedeutungen schwanger: »Ja, es hat drei Bedeutungen. Zum einen: Kämpferin, Rebell, also Frauen, die kämpfen, um das Bestmögliche zu erreichen, Amazone halt. Dann heißt es ´a ma zone´, in meiner Zone, das heißt, das man sich in seinem Privatbereich gut fühlt, in seiner Umgebung, in seinem Körper. Und schließlich spielt es, noch einmal in drei Wörtern geschrieben, auf die Seele an, ohne die kein gutes Leben stattfindet und die ein gutes Leben reflektiert. Um eine gute Amazone zu sein, bedarf es dieser Eigenschaften, und darum dieses – allerdings nur im Französischen wirklich wiederzugebende – Wortspiel. Für mich konkret hat das zum Beispiel auch die Bedeutung, die Energie und das Wohlbefinden zu haben, dieses Album zu machen.«


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