backKünsterinnen und Künstler sagen »Danke, Pete!«

»Where Have All The Flowers Gone
– The Songs Of Pete Seeger«

Jim Musselman über sein CD-Projekt (Deutsche Übersetzung: Michael Kleff)

»And Still I Am Searching«. Dieser Song steht programmatisch für das schier rastlose Leben von Pete Seeger. Mit diesem (neuen) Lied aus seiner Feder beschließt das »Geburtstagskind« höchstpersönlich den Reigen von insgesamt 39 Songs, die ihm zu Ehren Freunde aus der Pop-, Rock- und Folkmusik auf der Doppel-CD »Where Have All The Flowers Gone – The Songs Of Pete Seeger« zusammengestellt haben. »Danke, Pete!« So beschreibt Appleseed Recordings-Chef Jim Musselman, ein ehemaliger Mitarbeiter des Verbraucheranwalts und Präsidentschaftskandidaten der Green Party, Ralph Nader, die Grundhaltung der Künstlerinnen und Künstler, die sich an dem in Deutschland bei Wundertüte veröffentlichten Projekt beteiligt haben. »Es ist die Botschaft in Petes Songs, die alle fasziniert. Die Kraft, die von ihnen ausgeht. Die Hoffnung, die Petes Songs überall in der Welt verbreiten.«.

Und Pete Seegers Kommentar, dem es ansonsten sichtlich unangenehm ist, über die CD zu sprechen, lautet: »Mir gefallen die neuen Versionen meiner Songs. Den jungen Leuten kommt jetzt die Aufgabe zu, dieses Repertoire einer neuen Generation zu vermitteln«. Von einem »Tribute«-Album zu reden, lehnt er völlig ab.

Bruce Springsteen, Jackson Browne und Bonnie Raitt (mit der für einen Grammy nominierten Reggae-Version von »Kisses Sweeter Than Wine«), Billy Bragg, Judy Collins, Peter, Paul & Mary sind ebenso vertreten wie der Schauspieler Tim Robbins und der Pulitzer-Preisträger Studs Terkel. Hinzu kommen weitere politische Liedermacher und Musiker aus Bosnien (Vedran Smailovic), Irland (Tommy Sands), Schottland (Dick Gaughan, Donovan) und Kanada (Bruce Cockburn).

In enger Zusammenarbeit mit Pete Seeger hat Jim Musselman die Songs für die Doppel-CD ausgesucht und sie den verschiedenen Sängerinnen und Sängern zugeordnet. »Ich wollte, daß jeder ein Lied beisteuert, daß auch zur jeweiligen Persönlichkeit paßt«, sagt Musselman und nennt als ein typisches Beispiel den bislang unveröffentlichten Titel »Festival Of Flowers«, den Seeger zu einer mexikanischen Melodie geschrieben hat. »Und da Tish Hinojosa eine Menge Tex-Mex-Musik spielt, dachte ich, das ist der richtige Song für sie.« Natürlich sind auch Seeger-«Klassiker« wie »If I Had A Hammer«, »Turn, Turn, Turn« und »We Shall Overcome« unter den 39 CD-Titeln mit einer Spielzeit von weit über zwei Stunden.

Nur auf der Wundertüte-Ausgabe der Doppel-CD, das mit einem ausführlichen und mit viel Liebe gestalteten Booklet versehen ist, ist auch ein deutscher Liedermacher vertreten: Reinhard Mey. Sein Beitrag ist der Titelsong »Where Have All The Flowers Gone«. In Französisch gesungen. Die Entscheidung für Reinhard Mey begründet Wundertüte-Chef Carsten Linde damit, daß dessen Vorliebe für Pete Seeger schon zur Zeit der Waldeck-Festivals in den sechziger Jahren bestanden habe. Schon damals habe der noch junge Liedermacher gesagt, daß er gerne so wie Pete Seeger Songs schreiben würde: »Sehr einfach, trotzdem unglaublich bewegend und mit populären Melodien rübergebracht«. Für das CD-Projekt habe er eigentlich eine neue deutsche Bearbeitung von »Where Have All The Flowers Gone« schreiben wollen, da ihm der Text, den Marlene Dietrich einst sang, nicht gefällt. Leider habe Reinhard Mey es nicht rechtzeitig geschafft. Und da er im Grunde seiner Seele ja ein halber Franzose sei, habe er eben die französische Fassung aufgenommen. »Und die ist ihm ganz gut gelungen«, fügt Carsten Linde hinzu.

Dem eingefleischten Seeger-Fan fällt natürlich auf, daß ein Name unter den rund 50 Interpretinnen und Interpreten fehlt: Bob Dylan. Ein Kommentar hierzu fällt Produzent Jim Musselman sichtlich schwer. Schließlich hatte auch er fest damit gerechnet, den letztjährigen Grammy-Gewinner auf seinem Projekt präsentieren zu können. Offensichtlich zog Dylan eine bereits eingespielte Aufnahme in letzter Minute zurück, weil er nicht damit zufrieden gewesen sei und auch keine Zeit mehr gehabt habe, einen neuen Titel aufzunehmen. Vielleicht war Dylan ja gerade wieder wegen eines Privatkonzerts in Las Vegas für die Herren der Rüstungsindustrie unabkömmlich (s. Kommentar von Paul Williams zu Dylans Privatkonzerten in diesem Heft)? Jim Musselman gibt die Hoffnung dennoch nicht auf. »Bei der geplanten 2. Ausgabe von 'The Songs Of Pete Seeger' ist Bob Dylan dabei«, versichert er.

Für den Folker! hat Jim Musselman in einem sehr persönlichen Beitrag aufgeschrieben, was ihn bei der Produktion von »Where Have All The Flowers Gone – The Songs Of Pete Seeger« bewegt hat.


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