5 Minuten mit...Bachar Mar-KhaliféDas innere Exil entdecken
Der libanesisch-französische Musiker Bachar Mar-Khalifé entwirft Klangwelten zwischen Orient und Avantgarde. Auf seinem neuen Album Ya Balad entfaltet er ein Spektrum aus ironischem Reggae, elektronischen Rhythmen, arabischer Poesie und chansoneskem Wiegenlied. Text: Stefan Franzen Auf einem quer gestellten Cajón kauert Bachar Mar-Khalifé auf der Bühne des Freiburger Jazzhauses und bearbeitet blecherne Deckel, Glocken und Zimbeln. Als erfindungsreicher Percussionist wirkt er so in dem derzeit viel umjubelten Trio mit den beiden Luxemburgern Pascal Schumacher und Francesco Tristano. Doch das ist nur eine der Baustellen des ungeheuer vielseitigen Multiinstrumentalisten und Komponisten, der als Sohn des Erneuerers der libanesischen Musik, Marcel Khalifé, in Beirut geboren wurde.
Mit fünf Jahren flieht Bachar mit seinen Eltern aus dem Bürgerkrieg von Beirut nach Algier und ein Jahr später nach Paris. Zu den libanesischen Gesangsstars Fairuz, Asmahan und Sabah, die seine Mutter zu Hause nachsingt, treten die Klänge der ersten französischen Hip-Hop-Welle, der Chanson eines Brassens und die Band Nirvana. Der junge Bachar saugt alles auf, selbst als er auf dem Konservatorium Piano und Percussion studiert, sind Michael Jacksons Album Dangerous, Bach und Mozart sowie die modernen Werke von Edgar Varèse und Iannis Xenakis in seinen Ohren im Widerstreit. Seitdem hat Mar-Khalifé auf vielen Schau- und Hörplätzen gewirkt: Er arbeitete mit dem Orchestre National de France, schrieb Filmmusiken, fand sich zu Teamworks mit Jazz- und Elektronikkünstlern zusammen. Seine ureigene Sprache jedoch kommt vor allem auf den Solowerken zum Zuge. Ya Balad (Oh, Heimat) ist das dritte unter ihnen. Zentral ist für Mar-Khalifé auf diesem Werk die Frage der Identität. Ich wende mich auf dem Album meinem Land zu, erzählt er. Es ist nicht zwangsläufig der Libanon, ich nenne es mein Land der Ferne?, der Imagination. Wenn ich an den Libanon denke, dann ist das ja der Libanon meiner Kindheit, der mir fehlt, mit dem ich Erinnerungen verbinde, und nicht die Nationalflagge. ... mehr im Heft |
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