FOLKER – Rezensionen

Rezensionen INTERNATIONAL


BOSSARENOVA TRIO
Samba Prelúdio

(Skip Records SKIP9113-2/Soulfood, go! www.bossarenova.com )
12 Tracks, 48:13, mit engl. Infos

Wie sich das „re“ fast unmerklich im Namen des deutsch-brasilianischen Trios verhakt hat, so dezent und dabei doch so wirkungsvoll rückt man der ohnehin nicht mehr reformierbedürftigen Bossa Nova wie auch klassischem Liedgut von Franz Schubert, Robert Schumann oder Claudio Monteverdi zu Leibe. Die schwebenden, von süßer Melancholie durchwobenen, hier und da sanft elektrifizierten oder mit kleinen Rap-Einlagen versehenen Songs haben durchweg eine jazzige beziehungsweise jazzballadeske Anmutung. Kein Wunder, war doch die Bossa Nova ohnehin stets jazzaffin. Und es sind hier zwei welt- und stiloffene Jazzer am Werk: Trompeter Joo Kraus und Pianist Ralf Schmid legten samt Begleitung der Sängerin Paula Morelenbaum, einer ausgewiesenen, zeitgenössischen Bossa-Nova-Interpretin, die haargenau richtigen Klang- und Rhythmusspuren. Da wird nichts Unnötiges hinzuerfunden und doch so kreativ mit dem Ausgangsmaterial umgegangen, dass selbst Klassiker von Dorival Caymmi oder Tom Jobim & Vinicius de Moraes in einem veränderten Licht blitzen. Kennengelernt hatten sich die drei beim Bossarenova-Projekt der SWR Big Band, das nun in diesem intim-minimalistischen Verbund geschickt fortgeführt wird.

Katrin Wilke

 

BOSSARENOVA TRIO – Samba Prelúdio


FJARILL
Tiden

(Content Records 0208813 CTT/Edel, go! www.fjarill.de )
12 Tracks, 51:19, mit schwed. u. dt. Texten

Das fünfte Album von Aino Löwenmark und Hanmarie Spiegel ist nun doch etwas anders. Einige Stücke, wie „Aards“, sind rhythmusbetonter und lauter, was sicher auch an den beiden zusätzlichen Musikern liegt, dem Schlagzeuger Jürgen Spiegel und dem Bassisten Omar Rodriguez Calvo. Besonders zu spüren ist das bei „Tiden“, wo die Dynamik durchaus dem Bild des ungebremsten Rollens eines Zuges entspricht. Tiden ist aber auch etwas moderner als die Vorgänger. Bei Arrangements mit Viola und Bass-Solo, wie bei „Planet“, ahnt man, welches Entwicklungspotenzial die beiden haben. Vorläufig aber bleibt noch alles unverkennbar Fjarill, besonders durch Aino Löwenmarks Stimme. Herausragend und typisch das Stück „Tydloos“, wo auch ein Englischhorn zum Einsatz kommt. Ganz anders wiederum „Varaz“, ein französischer Walzer als Symbol für Geborgenheit und „Durch-das-Leben-schweben“. Auch wenn die beiden meinen, dass ihnen die Worte nicht so wichtig sind – „Man muss die Musik fühlen.“ –, so sind doch sehr sensible Texte entstanden zum Thema des Albums entstanden, der „Zeit“. Sie sind im schön aufgemachten Booklet auf Schwedisch abgedruckt, mit deutscher Übersetzung, an der man aber noch feilen könnte.

Bernd Künzer

 

FJARILL  – Tiden


MAGUARÉ
Mosaico

(Zephyrus ZEP017/Galileo MC, go! www.maguare.be )
16 Tracks, 50:45, mit span. Texten u. engl. Infos

Alles scheint langsam etwas ausgereizt beim Cumbia in allen nur denkbaren, traditionelleren und vor allem auch elektrifizierten Spielarten, und doch treiben immer wieder kleine, feine Pflänzchen dieser originär afrokolumbianischen Musik ans Licht. In diesem Fall im belgischen Gent, wo die Sängerin Paola Márquez aus Bogotá mit einer Big-Band-starken Mannschaft seit 2009 die Cumbia der alten, eleganten Schule, etwa der Sechziger, und andere, nahe Rhythmen wie Mapalé zelebriert. Mit starkem Gebläse, Keyboard und traditionellen Instrumentarium wie der Tambora, sowie charismatischem, zwischen Folklore und jazzig-souligem Ton changierendem Gesang interpretiert man gekonnt vor allem eigene Stücke. Raffiniert und mit einem eigenen Stempel versehen sind auch die Cover, etwa „Mi Cumbia“ von Márquez’ Helden Lucho Bermúdez sowie die zwei belgischen Kultnummern „Jungle Fever“ von Les Chakachas und „Dominique“ von Sœur Sourire, der unter diesem Pseudonym singenden Nonne Jeanne-Paule Marie Deckers. Eine Nonne ziert auch die surreale Collage auf dem Cover des Maguaré-Debüts, das von in der Szene anerkannten Musikerkollegen in Bogotá und London abgemischt und gemastert wurde.

Katrin Wilke

 

MAGUARÉ  – Cumbia Insomnia

Update vom
09.02.2023
Links
go! Home
go! Vorige Rezis
go! Nächste Rezis
FOLKER auf Papier
Dieser Artikel ist ein Beispiel aus der Print-Ausgabe!
Bestelle sie Dir! Einfach das
go! Schnupper-Abo! bestellen und drei Ausgaben preiswert testen. Ohne weitere Verpflichtung!
Oder gleich das
go! Abo ?