HALBMASTFRANCISCO RIBEIRO15.3.1965, Lissabon, Portugal, bis 14.9.2010, Lissabon, Portugal Nach langen Jahren der Diktatur durchlief Portugal in den Achtziger- und Neunzigerjahren eine erstaunliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Ein Spiegel des Lebensgefühls jener Zeit war die Musik der Gruppe Madredeus. Ihre ersten Alben vermischten die Sehnsucht und Melancholie des Fado mit neuen akustischen Klängen. Aushängeschild der Urformation der Gruppe war die Sängerin Tereza Salgueiro mit ihrem schwebenden Gesang. Francisco Ribeiros Cellospiel war prägend für die ersten vier zwischen 1987 und 1995 entstandenen Alben, Os Dias Da Madredeus, Existir, O Espírito Da Paz und Ainda. 1997 verließ er die Gruppe und wanderte nach England aus, wo er in Bath sein Musikstudium fortsetzte. Dort war er Mitglied des Stroud Symphony Orchestra und des Gloucester Symphony Orchestra. Nach zehn Jahren kehrte er in seine Heimat zurück, um 2009 mit dem Orquesta Nacional von Porto Desiderata sein erstes Soloalbum aufzunehmen. Neben den Gastsängerinnen Filipa Pais, Natalia Casanova und der Inuk Tanya Tagaq Gillis trat Francisco Ribeiro auf der CD vor allem auch als Sänger in Erscheinung. Dieses Album, das der Cellist als „eine Reise ins Innere des Menschen mit den Mitteln der weltumspannenden Sprache der Musik und der Liebe“ umschrieb, sollte sein letztes werden. Am 14. September 2010 starb Francisco Ribeiro im Alter von nur 45 Jahren an Leberkrebs. „Er war ein außergewöhnlicher Musiker, ein guter Freund und ein Riesentalent. Sein Tod ist eine große Ungerechtigkeit, jetzt, wo er eine neue Etappe in seinem Schaffen eingeläutet hat, die so gut angelaufen war“, klagte Rodrigo Leão, sein Freund und Gründungskollege von Madredeus. Martin Steiner ESTEBAN „STEVE“ JORDAN23.2.1939 in Elsa, Texas, USA, bis 13.8.2010 in San José, Kalifornien, USA Der Jimi Hendrix des Akkordeons, Esteban „Steve“ Jordan, auch bekannt als „El Parche“ ist tot. Der Ausnahmeakkordeonspieler starb im Alter von 71 Jahren im August nach einem vierjährigen Kampf gegen den Leberkrebs. Jordans Passion war die Musik, 35 verschiedene Instrumente konnte er spielen, er war im Jazz und Blues ebenso zu Hause, wie im Rock, Country, Zydeco oder in lateinamerikanischer Musik. Jordan stammte aus einer Farmerfamilie und wuchs in Texas auf. Vielleicht ist es einer frühen Augenerkrankung zu verdanken, dass er Musiker wurde. Aufgrund dieser konnte er nicht auf dem Feld arbeiten und nicht in die Fußstapfen des Vaters, eines Farmers, treten. Währende die Felder bestellt wurden, entdeckte der kleine Esteban die Musik und lernte Akkordeonspielen. Das Instrument sollte seine wichtigste Entdeckung sein, eine lebenslange Herausforderung. Immer wieder trieb er das Instrument an seine Grenzen. 1988 konnte er auf Einladung der deutschen Instrumentenbauer Hohner ein Akkordeon – das Steve Jordan Rockordeon – ganz nach seinen Wünschen mit gestalten. Die Leidenschaft für die Musik übertrug er später auf seine Söhne Esteban Jr., Esteban III und Ricardo, die mit ihm zusammen auftraten. Noch an seinem diesjährigen Geburtstag gründete er das Label Jordan Records, auf dem er eines seiner insgesamt neun Alben, Carta Espiritual, veröffentlichte. Viele Songs warten bis heute auf ihre Veröffentlichung. Seine Söhne haben es sich seit seinem Tod zur Aufgabe gemacht, Jordans Musik am Leben zu halten und spielen als El Rio Jordan de Esteban Jordan seine Kompositionen. Claudia Frenzel IRWIN SILBER17.10.1925, New York City, USA, bis 8.9.2010, Oakland, USA Der Name Irwin Silber ist eng verbunden mit dem städtischen Folkrevival, das seinen Anfang in den 1940er-Jahren hatte und in den Sechzigern seinen Höhepunkt erreichte. Aufgewachsen in den Jahren der wirtschaftlichen Depression, lernte Silber schnell, wie wichtig es ist, sich zu wehren. Er schloss sich der kommunistischen Jugend und dann der KP der USA an. Nach dem Krieg gründete Silber gemeinsam mit Pete Seeger, Woody Guthrie und Lee Hays People’s Songs, einen Zusammenschluss von vornehmlich folkorientierten Komponisten und Sängern. Die Organisation spielte 1948 eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der gescheiterten Präsidentschaftskandidatur Henry Wallaces von der Progressive Party. Nach dem schnellen Ende von People’s Songs riefen Seeger und Silber Sing Out! ins Leben. Die von Silber bis 1967 geführte Zeitschrift wurde zum Forum für Topical Songs, politische Lieder über aktuelle Themen. Legendär sind Silbers Auseinandersetzungen mit Bob Dylan, dem er 1964 „politischen Ausverkauf“ vorwarf. In den Sechzigerjahren half der Aktivist und Autor Moses Asch von Folkways Records bei der Gründung von Oak Publications. Dort erschienen einige wichtige Songbücher wie We Shall Overcome (1960) und Hard Hitting Songs For Hard-Hit People (1967). Nach seinem Ausscheiden bei Sing Out! arbeitete Silber bei der marxistisch ausgerichteten Wochenzeitschrift Guardian, dessen Herausgeber er von 1972 bis 1978 war. Im Verlag desGuardian veröffentlichte er mit seiner dritten Frau, der Sängerin Barbara Dane, 1969 The Vietnam Songbook. Seit einigen Jahren an Alzheimer erkrankt, starb Irwin Silber im Alter von 84 Jahren. Michael Kleff |
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