PLATTENPROJEKTEEs gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können, die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist und gleichzeitig die Bedeutung des CD-Konzepts angesichts neuer verfügbarer Medien mehr und mehr in Frage gestellt zu sein scheint, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als zum Beispiel eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt ULRICH JOOSTEN über
Seit Einführung der CD sind zahlreiche unterirdisch schlechte bis exzellente Anthologien mit Liedern des „Dust-Bowl-Balladeers“ Woody Guthrie auf den Markt gebracht worden, jenes Mannes, der die inoffizielle amerikanische Nationalhymne „This Land Is Your Land“ verfasste und wie kaum ein anderer Einfluss auf die amerikanische und internationale populäre Musikszene hatte. Bisher gab es zwei Standardanthologien: Die sorgsam digital überarbeitete und editierte Sammlung von Rounder Records enthält auf drei CDs Lieder und Texte, die der Volksliedforscher Alan Lomax für die Library of Congress mit Guthrie aufnahm. Daneben liegt eine ebenso sorgfältig restaurierte 4-CD-Box des Smithsonian Institute vor, die der Studiopionier Moses „Moe“ Asch für sein Folkways-Label produzierte. Ein Großteil dieser Aufnahmen wurde nun von Rounder – als Start der Woody Guthrie Legacy Series in Zusammenarbeit mit dem Woody-Guthrie-Archiv – unter dem Titel My Dusty Road in herausragender Klangqualität neu veröffentlicht. Alle früheren Anthologien haben leider den kleinen Schönheitsfehler, dass ihr Klang „historisch“ ist. Gesang und Instrumente hören sich flach und dumpf wie durch ein Telefon an und werden durch starke Oberflächengeräusche überlagert. Selbst modernste digitale Studiozauberei kennt Grenzen, die im Falle des Woody-Guthrie-Kanons bislang durch die Beschaffenheit des Ausgangsmaterials vorgegeben waren. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges waren erdölbasierte Rohstoffe rationiert, rar und teuer, viele Platten mussten auf minderwertigen Schellack gepresst werden. Besseres Ausgangsmaterial lag auch für alle bisher veröffentlichten Guthrie-Anthologien einfach nicht vor. Bis jetzt ... ... mehr im Heft |
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