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Artikelauszug

Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können, die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist und gleichzeitig die Bedeutung des CD-Konzepts angesichts neuer verfügbarer Medien mehr und mehr in Frage gestellt zu werden scheint, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als zum Beispiel eine ordinäre Kompilation.

In diesem Heft schreibt Nikolaus Gatter über...

KZ Musik – Encyclopedia Of Music Composed In Concentration Camps (1933-1945).
Hrsg. v. Francesco Lotoro. 6 CDs, mehrsprachiges Booklet mit Texten und Kommentaren. Musikstraße/Membran Music 231694, 231785-231789

go! www.kz-musik.de
KZ Musik 1
CD 1: 27 Tracks, 67:26

KZ Musik 2
CD 2: 31 Tracks, 71:30

KZ Musik –
Encyclopedia Of Music Composed
In Concentration Camps (1933-1945)

Dieses musikalische Äquivalent zum Echolot des Schriftstellers Walter Kempowski (einer vielstimmigen Collage aus Lebenszeugnissen vom Ende des Zweiten Weltkriegs) stellt eine Herausforderung herkömmlicher Konsumgewohnheiten dar. Der 1964 geborene Pianist, Organist und Dirigent Francesco Lotoro hat bereits das Musikschaffen im Kontext des Prager Frühlings von 1968 dokumentiert. Vor zwei Jahren begann er mit der Einspielung von Kompositionen, die zwischen 1933 und 1945 in (nicht nur) deutschen Konzentrations-, Vernichtungs-, Arbeits- und Kriegsgefangenenlagern entstanden sind. Geplant sind insgesamt 24 CDs, die ersten sechs, nach einem Farbleitsystem differenziert, liegen nun in einem Schuber vor. Wird man diese Werke jemals ohne Grauen oder Beklemmung hören können?

Wenn der Begriff „Weltmusik“ einen Sinn hat, dann für eine Kultur, die sich in einer Vielvölker-Zwangsgemeinschaft notgedrungen internationalisierte. Verbotene und verfolgte, geduldete und anbefohlene, widerständige und missbrauchte Musik hat es in allen Lagern gegeben. Der Begriff „KZ-Musik“ ist selbst ambivalent. Instrumente waren verstecktes Gefahrengut, heimliches Musizieren konnte den Tod bedeuten. Für Juden, Tschechen, Polen und andere unterdrückte Völker war die Pflege ihrer Musikkultur schon vor der Deportation nur als konspirativer Akt des Widerstands möglich. Andererseits mussten Gefolterte singen, Mithäftlinge stehend zuhören, wenn zur Musik hingerichtet wurde, Häftlingskapellen begleiteten die Selektion an der Rampe und den Ausmarsch zur Sklavenarbeit.

KZ Musik 3
CD 3: 19 Tracks, 68:53
KZ Musik 4
CD 4: 21 Tracks, 68:49
KZ Musik 5
CD 5: 8 Tracks, 66:55
KZ Musik 6
CD 6: 28 Tracks, 67:47

In Deutschland haben unter anderen Inge Lammel, Guido Fackler, Eckhard John und Ingo Schultz das Thema erforscht; 1993 legte Milan Kuna eine fundierte Monografie über Musik an der Grenze des Lebens vor. Die Erträge der Forschung gingen in die Booklets ein, die in englischer, italienischer, französischer, deutscher und hebräischer Sprache über die komponierenden Häftlinge informieren. Sie bieten auch Kommentare sowie Übersetzungen der jiddischen, hebräischen, tschechischen und polnischen Lied- und Rezitationstexte.


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