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HEIMSPIEL   DIE AKTEURE IM LANDE


 
Artikelauszug

„Je schärfer die Klinge, desto sanfter der Schnitt“
SAGO
Die Mainzer Akademie für Poesie und Musik des Christof Stählin

Verbleibende Sago-Termine 2009:
13.-17.09.09: Mainz, Villa Musica
   (Sago-Seminar)
18.09.09: Mainz, Unterhaus (Konzert)
24.-25.09.09: Berlin, Landesvertretung
   Rheinland-Pfalz (CD-Aufzeichnung)

go! www.sago-schule.de
go! www.christof-staehlin.de

Sago? Hat das nicht irgendetwas mit Küche zu tun? Ein Gewürz vielleicht? Also: Sago ist die gekörnte Stärke aus dem Mark der Sagopalme, einer tropischen Nutzpflanze, und wurde früher als Suppeneinlage oder für Süßspeisen benutzt. In den Küchenbüfetts hatte Sago ein eigenes Schubfach wie Salz, Zucker oder Mehl. Nachdem das Granulat jedoch gegen Ende der Kolonialzeit aus der Mode gekommen war, füllten sich die bis dahin für Sago vorgesehenen Fächer oft mit lauter kleinen Dingen, für die in der Küche sonst kein Platz war: mit Gummiringen, Streichhölzern, Rabattmarken, Wäscheklammern, Bleistiftstummeln.

Annett Kuhr

Der Großmeister des subtilen lyrischen Liedes und Kabaretts, Christof Stählin, sieht zwischen dem umfunktionierten Sagofach und der Kleinkunst einen Zusammenhang: Alles, was im etablierten Kulturbetrieb keinen Platz hat, wird unter Kleinkunst subsumiert. Also könne man Kleinkunst ebenso gut „Sago“ nennen. Daher trägt die von ihm 1989 gegründete Akademie für Poesie und Musik seither den Namen Sago.

Von Kai Engelke

Danny Dziuk

Musik kann in Deutschland auf vielerlei Weise und an vielen Orten erlernt und studiert werden – von der Beherrschung eines Musikinstruments bis zum Gesang. Nicht jedoch das literarische Schreiben. Das Deutsche Literaturinstitut Leipzig – vor der Wende Johannes-R.-Becher-Institut – bietet so ziemlich die einzige Möglichkeit in deutschen Landen, künstlerisches Schreiben zu studieren. Das ist der Ansatzpunkt von Sago und Christof Stählin, dem es letztlich um die Professionalisierung beim Verfassen von Liedtexten geht und darum, das Liedermachen als eine Kunst zu begreifen und Regeln zu finden, diese Kunst vermittelbar zu machen. Ausschlaggebend sind dabei die ästhetischen Maßstäbe des mehrfach ausgezeichneten Barden und Schriftstellers Stählin selbst: seine Kunst, einzelne Begriffe im Liedtext dialektisch von allen Seiten zu betrachten, erweitert durch Reime, Pointen und überraschende Wendungen. Scharfsinnig und -züngig seziert er seine Gegenstände wie mit einem Skalpell, legt Schicht um Schicht frei, befreit Sprache vom Gedanken- und Wortmüll, um den Blick auf das Wesentliche zu lenken. „Je schärfer die Klinge, desto sanfter der Schnitt“, sagt Stählin. Völlig zu Recht erhielt er im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz für sein Bemühen um die deutsche Sprache.

[...mehr im Folker!]

 

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go! www.bordun.de
go! www.hummelkurse.de

Nächste Termine:
10.-12.07.09: Erfde-Bargen,
   Seminarhaus Stapelholmhuus
   (1. Eiderbordunale)
23.-26.07.09: Rheurdt-Schaephuysen,
   Jugendbildungsstätte St.-Michael-
   Turm (9. Sommerbordunale)

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Der Club der dröhnenden Töne
BORDUN e. V.
Ohne Fördermittel viel erreicht

Anno 2000 hatten die Besucher der „Blankenheimer Osterkurse“ ein ernsthaftes Problem: Deren langjährige Organisator, der Kölner Musiker und Lehrer Volker Heidemann, gab bekannt, dass er nach seiner Pensionierung aus dem aktiven Schuldienst im nächsten Jahr nach Norddeutschland umziehen werde. Er wollte aus völlig nachvollziehbaren Gründen die von ihm in alleiniger Verantwortung – und mit erheblichem Arbeitsaufwand – organisierten Schulungen künftig nicht mehr weiterführen.

50. Hummelkurs in Naurod 2006

Das war ein kleiner Schock für die Teilnehmer, denn diese Kurse waren und sind bei deutschen Bordunmusikern legendär und genießen einen ausgezeichneten Ruf. Lange Jahre waren sie eine der wenigen Möglichkeiten, in Deutschland von den „Cracks“ zu lernen: So wurden die Northumbrian Small Pipes vom derzeitigen offiziellen „Piper To The Duke Of Northumberland“, Richard Butler, gelehrt; später auch von Kathryn Tickell. Die Drehleierspieler konnten von Virtuosen wie Philippe Destrem, Gilles Chabenat, Valentin Clastrier und Grégory Jolivet lernen. Und auch die Volkstänzer hatten in Aly Bols eine innovative und kreative Lehrerin. Was also tun?

Von Ulrich Joosten

Tilman Teuscher, selbst ein geschätzter Dudelsackspieler und Vorsitzender des Vereins, erinnert sich: „Damals wurde von den Teilnehmern überlegt, die Osterkurse fortzuführen und außerdem ein eigenes kleines Bordunfestival im Sommer zu organisieren, die sogenannte ‚Bordunale‘. Da niemand die alleinige Verantwortung übernehmen konnte und eine demokratische Leitung gewünscht wurde, kam es wenige Wochen später zur Gründung des Bordun e. V.“. Ziel des Vereins ist es, die Förderung und Verbreitung der europäischen Bordunmusik in Bezug auf Instrumentarium, Darbietung und Tanz zu unterstützen. Die Instrumente Dudelsack und Drehleier stehen dabei im Vordergrund.

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Aernschd Born und Barbara Preusler Artikelauszug

Eine Bühne für das deutschsprachige Lied und Wort
KULTURPAVILLON BASEL
In der Muttersprache gegen die gesellschaftliche Kälte ansingen

go! www.kulturpavillon.ch
www.liedergegendiekaelte.ch

Kulturpavillon
Das Songtheater beim Zoll Otterbach
Freiburgerstr. 80
4057 Basel
Schweiz

In dem Gebiet zwischen Rotlichtviertel, Ausschaffungsgefängnis [Abschiebegefängnis, Anm. d. Red. ] und der Grenze zu Deutschland blüht ein Stück Kultur. Mit dem Kulturpavillon haben die Berlinerin Barbara Preusler und ihr Lebenspartner, der Liedermacher Aernschd Born, eine Bühne für das deutschsprachige Lied geschaffen. Und nicht nur das: Mit den Programmen „Literaturzoll“ und dem „GrenzgängerSlam“ ermöglichen sie jungen Lyrikern und Poeten, ihre Werke einem interessierten Publikum vorzutragen. Vor allem von sich reden gemacht hat der Kulturpavillon letztes Jahr mit der Aktion „Lieder gegen die Kälte“, bei der namhafte Liedermacher auf Benefizveranstaltungen für das Schweizer Straßenmagazin Surprise auftraten und in einem Internetsongcontest das „Chanson Surprise“ auserkoren wurde.

Von Martin Steiner

Kulturpavillon Basel

Der Kulturpavillon ist ein Unikum in der Schweizer Kulturlandschaft, denn kein anderer Veranstaltungsort richtet das Augenmerk schwerpunktmäßig auf das deutsch gesungene Lied. Angefangen hat alles vor einigen Jahren, als Barbara Preusler und Aernschd Born zusammen mit den Liedermachern Mike Sutter und dr Glood die Schweizer Liederlobby gründeten (siehe Folker! Heft 6/2006). Ziel der Lobby ist, den darin zusammengeschlossenen Schweizer Mundartliedermachern mehr Beachtung in der Kulturszene zu verschaffen. Der in der Folge eröffnete Kulturpavillon ist jedoch nicht nur eine Plattform für die Mitglieder der Liederlobby und andere Mundartliedermacher. Wichtig ist für Barbara Preusler immer auch der Austausch mit deutschen Kulturschaffenden. Schließlich liegt die schweizerisch-deutsche Grenze nur wenige Meter nördlich des Veranstaltungsortes. Letztes Jahr waren beispielsweise Manfred Maurenbrecher, Zöllner und Gensicke oder Christina Lux zu Gast. So ein Programm würden andere Schweizer Kulturveranstalter nicht anbieten, da deutsche Künstler, die dort nicht bekannt sind, kein Publikum garantieren. „Wir sind mutig“, meint Barbara Preusler dazu lachend. „Wir führen den Kulturpavillon nun schon im dritten Jahr. Diese Arbeit erfordert viel Herzblut, macht aber auch immer wieder Freude.“ Wer ohne Subventionen 27 Veranstaltungen für das laufende Jahr plant und dabei immer wieder in die eigene Tasche greifen muss, ist mit Leib und Seele bei der Sache. Während Anhänger des Schweizer Mundartlieds sich beklagen, dass keine jungen Schweizer Liedermacher am Horizont auszumachen sind, öffnet das Veranstalterpaar die Ohren: „Da gibt es viele junge Talente. Die machen halt Rap, Hip-Hop oder spielen Rockmusik. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise hören die Leute wieder vermehrt Lieder mit politischen Inhalten.“

[...mehr im Folker!]

 

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Einzigartige Musiktradition
FOLKLORE IM HARZ
Von Peitschenkonzerten, Birkenblättern und Spinnstubenabenden

Fuhrmann beim Peitscheklappen

go! www.heimatbund-oberharz.de

In Heft 4/2009 berichtet
Helen Hahmann über einen
Jodlerwettstreit im Harz.

Novalis bezeichnete den Harz in seinen Werken als das „Muttergebürg“, Goethes Faust wandelte in der Walpurgisnacht hinauf zum Brocken, und Heinrich Heine stieg auf seiner Harzreise hinab in die düsteren Schächte der Harzer Gruben. Die verschiedenen literarischen Impressionen aus dem historischen Harz zeichnen ein differenziertes Bild von einer Region im Herzen Deutschlands, die sich einst zwischen der täglichen schweren Arbeit und den Liedern und Legenden abspielte, die man in der abendlichen Dunkelheit bei Kerzenschein sang und erzählte. Heute leben diese vergangenen Zeiten in der Musiktradition weiter, die von zahlreichen Folkloregruppen und Trachtenvereinen im Harz gepflegt wird.

Kohlengeläut in Altenbrak 1983

Von Helen Hahmann

Erst durch die Ansiedelung verschiedener Industrien entfaltete sich im Harz reges Leben. Bergbau, Erz-, Metall- und Holzverarbeitung gaben vielen Menschen Arbeit. „Vor dem sechzehnten Jahrhundert gab es im Harz nicht viel – ein paar Wilderer und ein paar wenige Familien lebten in den Bergen. Erst der Erzbergbau hat die Leute hergelockt. Vor allem aus dem Erzgebirge sind die Menschen in den Harz gekommen“, erzählt Rüdiger Kail. Er ist „Ewergeschwurner“ des Heimatbundes Oberharz. Das Wort „Ewergeschwurner“ ist die Bezeichnung in Harzer Mundart für den Vorsitzenden eines Vereins. „Die Landsleute aus dem Erzgebirge haben ihre Bräuche und ihre Sprache mitgebracht. Leider können diesen Dialekt nur noch wenige Bewohner des Harzes sprechen. Aber wir erhalten ihn vor allem in den Liedern, denn die singen wir noch in Mundart.“ In einer der bekanntesten Harzer Volksweisen heißt es auch heute noch: „Wie schen is ’t doch im grinen Wald, / Da wo dat Echo wedderhallt. / Un kimmt de Herbst mit Saus uns Braus, / Dann tieht der Kehler gern nach Haus.“

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