Heilen und kämpfenHugh MasekelaDer südafrikanische Weltstar setzt sich mit siebzig noch lange nicht zur Ruhe |
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Obwohl Hugh Ramopolo Masekela vor allem Jazzmusiker ist, gehört der Komponist, Trompeter, Flügelhornist und Sänger wegen der afrikanischen Elemente in seiner Musik auch in der internationalen Weltmusikszene zu den ganz Großen. Mit dem Feiern von Erfolgen beginnt er in seiner damaligen Wahlheimat USA bereits Anfang der Sechzigerjahre und landet 1968 mit dem Instrumental „Grazing In The Grass“ (Komposition: Philemon Hou) von dem Album The Promise Of A Future in den Top Ten der dortigen Hitlisten: Der Song, kommerziell sein größter Hit, verkauft sich weltweit über vier Millionen Mal und toppt in den Charts sogar „Jumpin’ Jack Flash“ von den Rolling Stones. Der mehrfach ausgezeichnete Hugh Masekela, der als einer der Ersten südafrikanische Einflüsse in die westliche Musikwelt importiert, arbeitet mit allen möglichen Stars wie den Crusaders, Bob Marley, den Byrds, Fela Kuti oder Orlando „Cachaito“ Lopez zusammen und fehlt selbstverständlich auch bei Paul Simons internationaler „Graceland“-Tour Ende der Achtzigerjahre nicht. Wie bei vielen südafrikanischen Künstlerkollegen seiner Generation ist seine persönliche und musikalische Entwicklung eng verbunden mit den politischen Prozessen in seiner Heimat: Masekelas Song „Bring Him Back Home“ von 1987 etwa wurde zur Hymne der internationalen Anti-Apartheid-Bewegung in ihrem Kampf für die Freilassung Nelson Mandelas aus dem Gefängnis. Am 4. April ist der in der Nähe von Johannesburg geborene Hugh Masekela siebzig Jahre alt geworden und kann nach fünf Jahrzehnten seiner Karriere auf über dreißig Plattenaufnahmen und unzählige Kooperationen zurückblicken. Den runden Geburtstag feiert der umtriebige Musiker mit seinem neuen Album Phola und einer Jubiläumstour.
Von Sabine Froese
Hugh Masekela packt die von Louis „Satchmo“ Armstrong geschenkte Trompete aus, Johannesburg, 1957 Foto:Jürgen Schadeberg, www.jurgenschadeberg.com Zum Fotografen Der heute in Frankreich lebende Fotograf Jürgen Schadeberg, 1931 in Berlin geboren, hat uns seine Aufnahme von Hugh Masekela freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Als einer von zwei weißen Mitarbeitern war er von 1951-1963 Fotograf und Bildredakteur von Drum, dem legendären ersten südafrikanischen Reportagemagazin von Schwarzen für Schwarze. In dieser Zeit entstanden unzählige Fotos vom gesellschaftlichen und politischen Leben, darunter Porträts junger Musiker wie Miriam Makeba und Hugh Masekela oder von politischen Aktivisten wie Nelson Mandela. Im französischen Coutances läuft parallel zum Jazz-Sous-Les- Pommiers-Festival noch bis zum 14. Juni eine Ausstellung mit achtzig Jazzaufnahmen Schadebergs im Musée Quesnel-Morinière. Die Hamburger Flo Peters Gallery zeigt noch bis zum 23. Mai eine 130-Bilder-Retrospektive, und im Design Center der Universität Hannover wird noch bis zum 8. Mai Schadebergs Ausstellung „Voices from the Land“ gezeigt. Am 2. Juli schließlich bringt der Fernsehsender Arte ein einstündiges Porträt Jürgen Schadebergs. |
Geprägt von der Apartheid in seiner Heimat, hat Hugh Masekela mit seiner Musik sein Leben lang zu politischen Themen Stellung bezogen, etwa gegen Rassismus und Armut oder für den Kampf um Gerechtigkeit. In seinen Alben werden Jazz, Pop, Funk, Afrobeat, Rhythm and Blues und unterschiedliche afrikanische, vor allem südafrikanische Elemente je nach Lebensphase, Partnern und Umfeld unterschiedlich stark akzentuiert.
„Es geht um den Hunger und den Überlebenskampf in der Welt, insbesondere in Afrika.“ |
Schon als Kind lernt Masekela Klavier spielen und singen, doch als der Teenager den Film Young Man With A Horn sieht, in dem Kirk Douglas den US-amerikanischen Jazztrompeter Bix Beiderbecke spielt, beschließt er, auf Trompete umzuschwenken. Er wird von dem anglikanischen Priester und Anti-Apartheids-Aktivisiten Trevor Huddleston gefördert, gründet mit anderen Interessierten die Huddleston Jazz Band und bekommt von dem Geistlichen die Trompete geschenkt, die Louis Amstrong der Band vermacht. Als Huddleston Südafrika verlassen muss, sucht Masekela dort zunächst weiter seinen Weg und macht sich in der Jazzszene einen Namen: Unter anderem spielt er in Studiobands, für das Musical King Kong , das später auch in London aufgeführt wird, und gründet mit dem Pianisten Abdullah Ibrahim (damals Dollar Brand), dem Posaunisten Jonas Gwangwa und anderen die Jazz Epistles, die erste Modern-Jazz-Band Südafrikas.
Nach dem Massaker von Sharpville 1960, als die südafrikanische Polizei bei einer friedlichen Demonstration gegen die Passgesetze 69 Menschen tötet und viele verletzt, verlässt Masekela seine Heimat. Er geht zunächst nach London und dann in die USA, wo er unter anderem von Harry Belafonte, Dizzy Gillespie und Miriam Makeba, mit der er von 1964 bis 1966 verheiratet ist, unterstützt wird. Er studiert vier Jahre an der Manhattan School of Music, arbeitet für seine (Ex-)Frau und versieht deren Alben mit seiner Handschrift, nimmt selbst mehrere Platten auf und schafft schließlich den Durchbruch mit The Americanization Of Ooga-Booga , produziert von Tom Wilson, der schon für Simon and Garfunkel und Bob Dylan tätig war. 1968 folgt sein internationaler Hit „Grazing In The Grass“ und seine Konzerte und Festivalauftritte sind landesweit ausverkauft.
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Dies hier ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe! |
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