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Artikelauszug

Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können, die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist und gleichzeitig die Bedeutung des CD-Konzepts angesichts neuer verfügbarer Medien mehr und mehr in Frage gestellt zu werden scheint, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als zum Beispiel eine ordinäre Kompilation.

In diesem Heft schreibt Michael Kleff über die Zwei-CD-Kompilation...

10 Years Of
European World
Of Bluegrass

10 Years of European World of Bluegrass

DIVERSE, 10 Years Of
   European World Of Bluegrass –
   America & Europe Join Hands

   (Strictly Country Records, 2008;
   www.strictlycountryrecords.com)

Das European World Of
Bluegrass Festival 2009
findet vom 21. bis 23. Mai statt.

go! www.ewob.eu

Seit 1999 lädt das kleine Städtchen Voorthuizen in den Niederlanden alljährlich zum European World of Bluegrass (EWOB) Festival ein. In den vergangenen zehn Jahren traten dort 182 Gruppen aus 24 Ländern bei 377 Konzerten auf. Die vorliegende Doppel-CD stellt Festivalhöhepunkte mit 48 Bands aus 15 Ländern vor. „America & Europe Join Hands“ ist der passende Untertitel dieser von Liz Meyer zusammengestellten Sammlung. Die nordamerikanische Singer/Songwriterin und Bluegrassmusikerin mit Wahlheimat Holland personifiziert geradezu die Verbindung zwischen der europäischen und der US-Bluegrassszene. Trotz des EWOB-Festivals spielt diese uramerikanische Musik in Europa zwar immer noch nur eine stiefmütterliche Rolle. Doch die vorliegenden Liveaufnahmen dokumentieren in über zwei Stunden Laufzeit eindrucksvoll, welches Niveau der europäische Bluegrass im Laufe der letzten Dekade erreicht hat. Da sind an erster Stelle Bands aus der tschechischen und aus der slowakischen Republik zu nennen, wo diese Musik schon immer ein großes Publikum hatte, nicht zuletzt durch die Tradition der sogenannten „tramp music“. Dieses Kulturphänomen fand seine Inspiration nach dem Ersten Weltkrieg in der amerikanischen Westernliteratur sowie in Filmproduktion und deren Helden – Cowboys, Goldgräbern und Abenteurern. Zu nennen sind hier unter anderem Jirí Králik & The Rowdy Rascals, die Tomáš Peško Band, Monogram und Album.

Wie lebendig die Szene in Europa mittlerweile ist, zeigen Bands wie Red Wine aus Italien, Springfield aus Frankreich, Blue Cartel aus Belgien oder Skyland aus den Niederladen. Sogar der hohe europäische Norden ist vertreten mit Schweden (Lonesome Mountaineers, Downhill) und Finnland (Jussi Syren and The Groundbreakers). Dabei zeigen einige Bands, wie man durch entsprechende Adaptionen und durch Texte in der Landessprache (wie zum Beispiel die Footprints auf Slowenisch) oder gar in Mundart (wie Stroatlinkers auf Gronings, einem niederländischen Dialekt) durchaus eine eigene musikalische Note finden kann. Deutschland ist leider nur mit den Looping Brothers vertreten. Das sind Ulli Sieker, Matthias Malcher und Bernd Nollenberg. Die dürftige Präsenz ist Ausdruck der Tatsache, dass die deutsche Bluegrassszene nur wenige Bands aufzuweisen hat, die mit der europäischen Konkurrenz qualitätsmäßig mithalten können. Liz Meyer selbst ist mit der österreichisch-tschechischen Formation Nugget zu hören. Unter den hier vertretenen 15 Gästen vom Stammkontinent der Bluegrassmusik finden sich einige prominente Namen. Darunter unter anderem Laurie Lewis & Her Bluegrass Pals mit einem wunderschönen A-cappella-Song („The Wood Thrush’s Song“), Danny Paisley & The Southern Grass, die Kate MacKenzie Band sowie die Claire Lynch Band.


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