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Artikelauszug

Vom Wesen der Musik

RABIH ABOU-KHALIL

Oder: Wie die Araber Portugal wiedererobern

Rabih Abou-Khalil
Auswahldiskografie:
Il Sospiro (Enja Records, 2002)
Morton’s Foot (Enja Records, 2003)
Journey To The Centre Of An Egg
   (Enja Records, 2005)
Songs For Sad Women (Enja Records, 2007)
Em Português (Enja Records, 2008)

Rabih Abou-Khalil unterwegs:
10.02.09: München, Muffathalle
11.02.09: Karlsruhe, Tollhaus
12.02.09: Mainz, Frankfurter Hof
13.02.09: Bonn, Opernhaus
18.02.09: Bielefeld, Oetker-Halle
19.02.09: Hamburg, Fabrik
19.03.09: Allensbach, Kirche
   (mit Ricardo Ribeiro)

go! www.enjarecords.com

Da gibt es diesen bestimmten Punkt in Rabih Abou-Khalils persönlicher Biografie – ein Wendepunkt, vielleicht. Eine jener unsichtbaren Weichen, von denen wir erst später wissen, dass sie unser Leben, unsere Entscheidungen beeinflusst haben. In Rabih Abou-Khalils Leben ist es eine Episode, die sich andernorts hervorragend für den Beginn eines Romans geeignet hätte. Schauplatz Libanon: Wir befinden uns mitten im Bürgerkrieg, Mitte der 1970er Jahre. Der 17-jährige Rabih verbringt mit seiner Familie fast ein Jahr lang die meiste Zeit im Keller. Genau dort hat er Gelegenheit, gebundene Ausgaben des deutschen Spiegel aus den Jahren 1949 bis 1973 zu lesen. Mit dem in dieser Zeit gereiften Ricardo Ribeiro und Rabih Abou-Khalil Blickwinkel der BRD und Europas kommt Rabih Abou-Khalil 1978 zum Studium der klassischen europäischen Musik nach Deutschland und dürfte erst einmal sein blaues Wunder erlebt haben. Wie anders ließe sich sonst jene Aussage verstehen, mit der er fortan seine Erfahrungen im Okzident schmunzelnd zusammenfasst: „Dieses leichte Gefühl des Surrealismus ist seitdem mein ständiger Begleiter.“ Als „leicht surrealistisch“ könnte man auch sein aktuelles Projekt „Em Português“ bezeichnen. Die Vertonung portugiesischer Gedichte basierend auf Abou-Khalils vertrackten, ungeraden Rhythmen und weiten Melodiebögen. Gesungen und interpretiert von einem portugiesischen Fadosänger.

Musik fängt eigentlich erst
da an, wo man die Instrumente
nicht mehr hört.

Von Bernd Bothy

Doch zuerst ein Blick zurück. Wer ist dieser schalkhafte, immer für eine Überraschung sorgende Musikphilosph? Ein libanesischer Komponist und Virtuose der arabischen Kurzhalslaute (Oud), mit abgeschlossenem Studium der arabischen Musik, der im katholischen München klassische europäische Musik studiert und von dort aus ganz allmählich, aber mit großer Geduld, wunderschönem CD-Cover-Artwork und einer ganz eigenen Klangsprache in den 1980er Jahren seine Karriere aufbaut. Doch nicht nur das, der Mann studierte nebenher noch Politikwissenschaft, Philosophie und Musikwissenschaft, und dies nicht um eine Dozenten- oder Lehrerstelle oder später vielleicht eine Professur an einer deutschen Eliteschule oder Universität mit noblem Ruf zu ergattern (oder gar um mit den Grünen in den Bundestag einzuziehen), sondern einzig und allein aus Interesse.


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