PLATTENPROJEKTE |
Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können, die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist und gleichzeitig die Bedeutung des CD-Konzepts angesichts neuer verfügbarer Medien mehr und mehr in Frage gestellt zu werden scheint, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation.
In diesem Heft schreibt Kai Engelke über die CD-Serie ...
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Als „Urknall deutscher Liedkultur“ bezeichnete die taz kürzlich die längst legendären Waldeck-Festivals in den rauen Wäldern des Hunsrücks, damals in den wilden Sechzigerjahren. Und Prof. Holger Böning von der Uni Bremen sprach gar von „einem kulturrevolutionären Ereignis, vom Anfang einer musikgeschichtlichen Epoche“. Es kursieren im Zusammenhang mit der sagenumwobenen Burg Waldeck unter Barden, Troubadouren und deren Kumpanen noch mehr solcher, auf den ersten Blick seltsam anmutenden Begriffe: „Bauhaus des neuen deutschen Liedes“ oder „Geburtsstätte des deutschen Chansons nach ’45“.
Was hat es auf sich, mit dieser Burg Waldeck, die es eigentlich gar nicht mehr gibt, denn es existieren von ihr heute lediglich noch ein paar unzugängliche Ruinenreste. Das war im Prinzip auch zu Beginn der Sechzigerjahre schon so, als ein paar jugendbewegte Sangesbrüder beschlossen, das Burggelände zu nutzen, um – quasi nach dem Vorbild der literarischen Gruppe 47 – in jährlichem Wechsel Musikantinnen und Musikanten aus aller Welt zusammenzutrommeln, um gemeinsam zu musizieren, sich kennen zu lernen, Erfahrungen auszutauschen, gegenseitige Kritik zu üben und voneinander zu lernen.
Diethart Kerbs, einer der Begründer der Waldeck-Festivals, sagte Pfingsten 1964 in seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung des ersten Liedermachertreffens „Chansons Folklore International – Junge Europäer singen“: „Wir fanden, dass eine bestimmte Art von Musik, für die wir eine ganz besondere Vorliebe haben, in Deutschland längst noch nicht genug beachtet und gepflegt wird. Wir meinen das Chanson, den Bänkel-Song, die unverkitschte Volksmusik. Wir haben uns gefragt, warum wir in unseren Breiten keinen Georges Brassens oder Yves Montand, keinen Pete Seeger und keine Joan Baez haben. Wir möchten gerne herausfinden, welche Möglichkeiten das Chanson bei uns hat oder haben könnte.“
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