Auswahldiskografie: Joe Ely/Honky Tonk Masquerade (MCA, 1977/1978; BGO, 2000) Down On The Drag (MCA 1979) Musta Notta Gotta Lotta (MCA, 1981) Love And Danger (MCA, 1993) Letter To Laredo (MCA, 1995) Live At Antone’s (Rounder/In-akustik, 2000) Happy Songs From Rattlesnake Gulch (Rack ’Em Records/Rounder/In-akustik, 2007) Silver City (Rack ’Em Records/Rounder/ In-akustik, 2007) Live Cactus! (Rack ’Em Records/Rounder/ In-akustik, 2008) www.ely.com |
Er kennt das Leben auf der Straße und ist so reisesüchtig wie Woody Guthrie. Er besitzt dessen Poesie und die Romantik eines Jackson Browne. Nimmt man dazu die Ausdauer seines Freundes Bruce Springsteen, so müsste eigentlich dessen Prominenz dabei herauskommen. Aber so funktioniert VIP-Arithmetik nie – und Joe Ely macht im Gespräch nicht den Eindruck, als störe ihn das. Als Sechsjähriger bei einem Jerry-Lee-Lewis-Gig verzaubert, lässt er sich bis heute die Fingernägel lang wachsen, damit sie beim Klavierspielen klicken, bringt seinem Chihuahua das Singen bei und verkleidet sich für eine „Honky-Tonk-Maskerade“ – im Leben oder in seiner Songpoesie. Ely konnte nie anders, war stets unterwegs, schrieb schon immer Verse auf: ob für Hunderte von Songs oder als unendliches Tourtagebuch, das die Universität von Texas 2007 als Bonfire Of Roadmaps herausbrachte. „Mehr als dreißig Jahre habe ich diese Blogs geschrieben, seit 1972. Nichts davon war je für andere bestimmt, das macht mich ganz schön nervös!“ Ely notierte sie „im Hellen, im Dunkeln, auf Einkaufstüten und Servietten, und vier Jahre fuhren auch mal im Kofferraum eines New Yorker Taxis davon“. „Um on the road leben zu können, brauchst du Humor“, schreibt er, „es ist so eine Art Selbstverteidigung, wie Karate.“
Von Uli Twelker
Der texanische Fernstraßenpoet und Gitarrist, der einst nonchalant die legendären Flatlanders in Bewegung brachte, reicherte seine beherzt und klar vorgetragenen Folksongs mit texanischen Walzerklängen samt Texmex-Akkordeon an, schwang Western Swing – und beeindruckte The Clash zur Punkära als knallharter Rocker, woraufhin er von ihnen mit auf große Tourneen genommen wurde. Joe Ely war am 9. Februar 2008 einundsechzig Jahre alt, falsches Datum für ein Jubiläum, aber Laudationes bedeuteten dem seit Langem in Austin lebenden Musiker und Poeten noch nie etwas. Vielleicht mit Ausnahme des „Walk Of Fame“ in Lubbock, wo neben ihm und Buddy Holly zahlreiche andere Künstler geehrt werden. Der texanische Ort war die Heimat Hollys und die der Familie Ely, seit Joe acht war.
Texas hat Elys Musik stets geprägt. „Eigentlich bin ich aus Amarillo, hundert Meilen weiter nördlich“, erzählt er. „Wir zogen genau in dem Jahr nach Lubbock, als Buddy starb. Ich hatte keine Ahnung, dass Buddy Holly von dort kam, hielt den eher für einen New Yorker. Der stand da auch nie in der Zeitung oder auf Straßennamen – eine Farmerstadt will keine Rock ’n’ Roll City sein. Erst als er starb, besann man sich auf ihn. Aus jeder Garage dröhnte dann 1958 eine Band, und ich fing mit der Gitarre an – bis dahin hatte ich Geige gespielt.“ Ely erfuhr erst später, dass ihm sein Lehrmeister Bob Blasingame genau in jenem Haus die ersten Akkorde beibrachte, in dem Holly einst lebte. Großen Einfluss hatte auch „ein anderer Typ, der viel Zeit in Nordtexas verbrachte: Woody Guthrie. Er machte eine LP namens Dust Bowl Ballads , das traf einen Nerv: Ich bin ja in einem staubigen Teil des Landes aufgewachsen, in dem trockener Wind die Bäume bog und das Leben hart war. Also, es waren Hollys Liebeslieder, aber auch diese Work Songs Woody Guthries, die ich liebte und mein ganzes Leben lang miteinander kombiniert habe.“
Immer von seiner Mutter unterstützt – sein Vater starb, als er zwölf war -, stellte Joe Ely kleine Bands zusammen und spielte erste Shows. „Mit fünfzehn unterstützte ich bereits die Familie, spielte in Honky-Tonks der Gegend – Bootlegläden, denn Lubbock selbst war trocken: Der nächste Schnapsladen war hundertzwanzig Meilen entfernt! Die Bootlegger parkten draußen und du kauftest deinen Gin, bevor du zum Tanzen gingst. Die Schule litt unter den Gigs. Ich schmiss die Highschool für die Band. Dann kamen die Sechziger und ich ging auf die Walz, sprang auf Güterzüge, um zu erfahren, wo all die Songs herkamen.“
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