Er selbst kann es nicht mehr hören, wir deutsche Medien aber grübeln weiter: Wieso ist Adam Green hierzulande so überaus präsent während zu Hause in den USA kein Hahn nach ihm und seiner „Jessica“ kräht? Weil wir nicht verstehen, dass nicht viel mehr als heiße Luft in all den frisch-fromm-fröhlich-freien und frechen Zwei- bis Dreiminütern ist? Der Folker! traf ihren Schöpfer zum Gespräch und warf einen angemessenen Blick ins Konzert ...
Von Christian Beck
Diskografie: Adam Green (Rough Trade, 2005) Friends Of Mine (Rough Trade, 2003) Gemstones (Rough Trade, 2005) Jacket Full Of Danger (Rough Trade, 2006) Sixes & Sevens (Rough Trade, 2008) Bibliografie: Magazine (Suhrkamp, 2005) TV-Total März 2008: www.youtube.com/watch?v=2IcTnc-WL7c www.adamgreen.net |
Gänzlich trauen kann man ihm nicht. „Alles was ich sage ist: Ich versuche Musik zu machen so gut ich kann und fertig. Das war das erste Interview seit Langem, das ich auch nur irgendwie ernst genommen habe“, sagt der 27-jährige New Yorker zum Abschluss eines Gesprächs zwischen munterem Geplauder aus dem Plattensammler-Nähkästchen – Kevin Ayers, Nilsson, J. J. Cale, Iggy Pop, Lou Reed – und deutlichem, wenn auch konziliant vermitteltem Überdruss an einigen Standardthemen. Einmal abgesehen davon, dass im Popgeschäft mit der Illusion im Zweifelsfall sowieso niemandem zu glauben ist – Schmeicheleien für den Interviewer? Danke, verarschen kann der sich selbst!
„Man kann so nicht leben, immer paranoid und nervös wegen allem. Ich lebe einfach mein Leben wie ein normaler Mensch, und damit hat sich’s.“ |
Das soll nicht heißen, dass Adam Green kein ernst zu nehmendes Gegenüber ist. Kann man über die Qualität seiner Musik und seine öffentlichen Auftritte auch streiten, so doch nicht über das Niveau seiner Ausführungen, das Maß seiner Reflektiertheit und seine guten Manieren. „Komischer Kauz. Wenn Sie zur Platte das Buch lesen, dann werden Sie total bekloppt.“ Stefan Raabs bereits 2005 treffend auf den Punkt gebrachte Gesamteinschätzung ist nur die eine Seite. Die andere ist ein ebenso freundlicher wie gebildeter junger Mann, der offensichtlich haargenau weiß, was er tut.
Etwa beim letzten seiner zahlreichen TV-Total -Auftritte, wenige Tage vor dem Treffen mit dem Folker! Green wirkte angetrunken, tollte herum wie ein junger Hund, setzte sich Raab auf den Schoß, versuchte ihn zu küssen, redete Blödsinn und warf mit einer Bierflasche. Manch einer würde sich über einen solchen Auftritt vor den Augen der Welt in Grund und Boden schämen. Und er? „Es hat großen Spaß gemacht!“ Auch im Nachhinein, nach reiflicher Überlegung? Alles in Butter? „Offensichtlich. Man kann so nicht leben, immer paranoid und nervös wegen allem. Ich lebe einfach mein Leben wie ein normaler Mensch, und damit hat sich’s.“
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