Folker! |
„JEDER MENSCH HAT SEIN EIGENES LIED,
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LEONARD COHENDER KANADISCHE POET ÜBER SICH UND SEINE SONGS |
Diskografie: The Songs Of Leonard Cohen (CBS, 1968/2007) Songs From A Room (CBS, 1969/2007) Songs Of Love And Hate (CBS, 1971/2007) Live Songs (CBS, 1973) New Skin For The Old Ceremony (CBS, 1974) Death Of A Ladies’ Man (CBS, 1977) Recent Songs (CBS, 1979) Various Positions (CBS, 1984) I`m Your Man (CBS, 1988) The Future (Sony, 1992) Cohen Live – Leonard Cohen In Concert (Sony, 1994) Field Commander Cohen – Tour Of 1979 (Sony, 2001) Ten New Songs (Sony, 2001) Dear Heather (Sony, 2004) Verwendete Literatur: Jim Devlin (Hg.), Leonard Cohen – In His Own Words, Omnibus Press, 1998; dt: Leonard Cohen – In eigenen Worten, Übers. Clemens Brunn, Palmyra Verlag, 2002 Christof Graf, So Long Leonard – Leben und Lieder von Leonard Cohen, Palmyra Verlag, 1990 Christof Graf, Leonard Cohen - Partisan der Liebe, VGS, 1996 Ira B. Nadel, Various Positions – A Life of Leonard Cohen, Random House of Canada, 1996 (erg. Neuaufl. 2007); dt.: Various Positions – Das Leben Leonard Cohens, Berlin Verlag, 1997 Ira B. Nadel, Leonard Cohen – A Life in Art, ECW Press, 1994; dt: Leonard Cohen – Ein Leben für die Poesie, Übers. Bernd Oehler, Hannibal, 2000 Leonard Cohen unterwegs: 10.07.08: Brügge (B), Cactus 12.07.08: Amsterdam (NL), Westerdam 25.07.08: Lörrach, Marktplatz, STIMMEN 08 www.leonardcohen.com www.leonardcohenfiles.com |
Allzu oft begibt sich der am 21. September 1934 als Enkel jüdischer Einwanderer geborene kanadische Songpoet nicht mehr auf Konzertreise. Nach mehr als fünfzehnjähriger Pause wird Leonard Cohen in diesem Sommer erstmalig wieder im Rahmen einer großen Welttournee auch in Deutschland auftreten, mit seinem Gastspiel am 25. Juli im idyllisch gelegenen badischen Lörrach im Rahmen des diesjährigen STIMMEN-Festivals. Cohens Konzerte gelten gemeinhin als besondere, umjubelte Ereignisse, die von seltener Intensität sind und die „reinigende Kraft haben“ (Helmut Debus).
Im Vorfeld der Tournee teilte das Management des Künstlers dem Folker! auf Anfrage mit, dass Leonard Cohen bis auf weiteres keine Interviews geben werde. Hilfreich ist deshalb der Rekurs auf bereits vorliegende Selbstauskünfte Cohens und Interviews. Hier seien vor allem die beiden vom Palmyra Verlag vor einigen Jahren veröffentlichten Bücher Leonard Cohen – In eigenen Worten (1998/2000), aus dem die nachfolgenden Zitate stammen, sowie Christof Grafs So Long Leonard – Leben und Lieder von Leonard Cohen (1990) genannt. Diese beiden umfassenden und thematisch gut geordneten Werke bieten hinreichende Möglichkeiten, Einblick in Cohens Befindlichkeiten und Auffassungen zu buchstäblich Gott und der Welt zu erhalten.
„Was einen wirklich antreibt, ist das Bedürfnis, Bedeutung zu erlangen, das Bedürfnis, von seinen Freunden geliebt und bewundert zu werden.“ |
Davon abgesehen, stehen mit Ira B. Nadels nach wie vor maßgeblichen Biographien Various –Positions – Das Leben Leonard Cohens (1996/1997) und Leonard Cohen – Ein Leben für die Poesie (1994/2000) sowie mit Leonard Cohen – Partisan der Liebe (1996) wiederum von Christof Graf essenzielle deutschsprachige Bücher über den im März dieses Jahres in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommenen Individualisten zur Verfügung. Ausreichender Stoff also für eine Auseinandersetzung mit einem Mann, der 1991 zum Officer of the Order of Canada ernannt wurde, weil er „Lesern in aller Welt die kanadische Literatur nahe gebracht hat. Bilder der Schönheit, der Verzweiflung, des Zorns und der Zärtlichkeit finden sich in seiner lyrischen Dichtung und in der Prosa, dessen Themen der Liebe, des Verlustes und der Einsamkeit eine Saite in uns allen berühren“ (zitiert nach Nadel, 1996).
Von Michael Tiefensee
Als Leonard Cohen mit immerhin bereits 33 Jahren im Sommer des Jahres 1967 beim Newport Folk Festival auftrat, hatte er schon drei Gedichtbände veröffentlicht. Anhand verschiedener Ton- und Bilddokumente kann man unschwer feststellen, dass Cohens Gitarrenspielkünste eher limitiert waren. Und auch seine Stimme, die Jay Cocks zufolge „wie Villon mit Frostbeulen“ klang, wies Cohen nicht gerade als Garanten für Modulationsreichtum und Wohlklang aus. Gerade das schienen schon damals jedoch vor allem Frauen zu mögen. Und so erreichte Cohen mit seinem anfänglichen Minimalismus und zeitlosen Songs wie „Suzanne“ und „So Long, Marianne“ eine phänomenale Wirkung, die ihn schon vor Veröffentlichung seiner ersten LP im Jahr 1969 zum Star werden ließ. Cohen selbst konzedierte vor vielen Jahren: „Ich glaube nicht, dass meine Stimme besonders wohlklingend oder außergewöhnlich ist, aber es ist meine Stimme, und ich würde auf jeden Fall singen, ob ich nun ein großes Publikum habe oder nicht. Es ist einfach meine Stimme, und ich singe gern. Jeder Mensch hat sein eigenes Lied, und ich singe eben mein Lied.“
Seine Lieder werden indes keineswegs nur von ihm selbst gesungen. Ob Judy Collins, die Neville Brothers, Herman van Veen, Martyn Joseph, Elton John oder Jeff Buckley: Zahlreiche Künstler haben sich Songs von Cohen zu Eigen gemacht und auf ihre Weise neu interpretiert. Oder einfach nur nachgespielt. Es liegt somit gewiss nicht an Cohen, dass nicht wenige Menschen ausgerechnet seine größten Hits inzwischen nicht mehr hören mögen. Wie kaum einem anderen Sänger ist Cohen nämlich das Schicksal widerfahren, dass manche seiner Songs weltweit und mit bisweilen religiös anmutender Inbrunst regelrecht zerklampft wurden. Allenfalls Dylans „Blowin’ In The Wind“ wurde ähnlich oft Frevel angetan. Das klingt dann meist wie Zeltlager oder Heilsarmee. Also schaurig. Cohen selbst urteilt gelassener und generöser: „Ich habe da nie große Ansprüche gestellt. Wenn ich an einer Gruppe Jugendlicher vorbeikomme, und einer hat ’ne Gitarre in der Hand und fängt an, ‚Bird On The Wire‘ oder ‚Suzanne‘ zu singen, dann berührt mich das nach wie vor sehr tief.“
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