Auswahldiskografie: mit dem Schiff unterwegs: 27.06.08: Obermühl (A), Schlögener Schlinge 28.06.08: Deggendorf, Donauufer Promenade 01.07.08: Nürnberg, Anlegestelle Hafen (mit Konstantin Wecker) 02.07.08: Nürnberg, Anlegestelle Hafen (mit Konstantin Wecker) 05.07.08: Offenbach, Mainhafenparkplatz (mit Xavier Naidoo) 06.07.08: Mainz, Zollhafen 07.07.08: Ulm, Marktplatz (mit Zdob si Zdub) 08.07.08: Ulm, Marktplatz (Karandila, Rambo Amadeus & Zdob si Zdub) 11.07.08: Karlsruhe, Rheinhafen (mit Zdob si Zdub) 18.07.08: Stuttgart, Hafen 19.07.08: Heilbronn, Europaplatz (mit Klaus Doldinger’s Passport) 20.07.08: Hirschborn/Neckar, Anlegestelle Neckarlauer 25.07.08: Koblenz, Deutsches Eck 26.07.08: Düsseldorf, Frankenheimkino (mit Xavier Naidoo) 15.08.08: Köln, Rheinauhafen Südbrücke (mit BAP und Köster & Hocker) 24.08.08: Lohr/Main, Festplatz 31.08.08: Passau, Rathausplatz Weitere Termine folgen, siehe www.linzeuropatour.com |
„Als ich damals mit der Idee daherkam, mit einen Musikdampfer durch Europa zu fahren, habe ich offene Türen eingerannt und dachte bei mir: ‚Das ist eine gemähte Wiese!‘ So sagt man bei uns, wenn etwas simpel erscheint“, erzählt Hubert von Goisern, der seinen Künstlernamen seinem Heimatdorf im Salzkammergut verdankt. Angefangen hat seine musikalische Karriere als Trompeter in einer Blasmusikkapelle – wo er allerdings rausflog, weil erstens seine langen Haare missfielen und er zweitens zu viel am Repertoire herummäkelte. Später floh er vor dem kulturellen Mief seiner Heimatregion nach Südafrika, Kanada und auf die Philippinen, bevor er zurück in Österreich mit der Band Alpinkatzen, seinem Akkordeon und seinen unvergesslichen Liedern in goiserischer Mundart berühmt wurde. Als die Volksmusikrebellen sich trennten, engagierte sich von Goisern in Afrika und Tibet, drehte Filme und schrieb Filmmusiken, unter anderem zu Schlafes Bruder. Seine innere Kraft für immer neue Projekte, so sagt er, ziehe er aus dem Buddhismus, zu dem er schon vor langer Zeit übergetreten ist.
„Zu erleben, dass es Musiker gibt, die einfach rausgehen und auch bereit sind, Fehler zu machen, aber aus dieser Risikobereitschaft dann auch Sachen entstehen, die nur entstehen können ,wenn du auch bereit bist abzustürzen, das hat mir wahnsinnig imponiert.“ |
In den letzten Jahren widmet er sich künstlerisch vor allem seinem Musikdampfer. Als er erfuhr, dass es vor ihm schon 15 Projekte gab, die Ähnliches vorhatten, aber alle scheiterten, dachte er bei sich: „Die sind alle zu blöd gewesen.“ Jetzt weiß er es besser: „Hätte ich vorher geahnt, was das für ein Akt wird, dann hätte ich es sein lassen“, grinst von Goisern. „Es ist wirklich unvorstellbar, was man da alles schon in der Planungsphase erlebt. Ich bin zweimal mit dem Auto bis ans Schwarze Meer hinuntergefahren und habe ich weiß nicht wie viele Künstlerkollegen, Veranstalter und Kulturpolitiker breit geklopft, bis sie verstanden haben, dass ich kein Geld will. Die waren im Osten alle sehr misstrauisch: Da kommt wie jeden Tag einer aus dem Westen, der will doch bestimmt absahnen. Und da kommst du und sagst: ‚Nein, wir spielen gratis, ihr sollt uns eigentlich nur die Ufer zur Verfügung stellen und die Veranstaltung bewerben.‘“
Gott sei Dank ist Hubert von Goisern ein sturer Hund, der für seine Ziele kämpft, und er hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt, die Flüsse Europas zu bereisen. „Ich finde, Europa ist ein unglaublich spannendes Experiment des Zusammenlebens. Wir können ein Zeichen setzen, dass es funktioniert“, erklärt er. „Und wenn man schon keine Brücken bauen kann, kann man doch die Leute auf dem Schiff ein Stück weit mitnehmen. Es gibt einen unheimlichen Nachholbedarf, die Menschen im Osten kennenzulernen und Ängste voreinander abzubauen.“ Grinsend fügt er hinzu: „Mein Ziel war es übrigens nicht, dass sich alle Menschen die Hand geben und am Ende alle Wiener Schnitzel essen. Ich wollte vielmehr die Unterschiede kennenlernen.“
HUBERT VON GOISERN
(Lawine/SONY BMG 88697295282)
Wenn man monatelang durch den „Wilden Osten“ über die Donau schippert, dann geht man hinterher nicht einfach ins Studio und produziert ein normales Album. Zum ersten Mal brachte Hubert von Goisern keine fertigen Stücke mit, stattdessen erlebten die Songs in langen Sessions die ersten Geburtswehen, so wie die Band es vom Schiff her gewohnt war. Und was für eine Band: jung, dynamisch und neugierig auf fremdes Terrain. Die bulgarische Kniegeigerin Darinka Tsekova hat von Goisern auf der Donautour vom Fleck weg engagiert, die restlichen Musiker kommen aus den Alpenländern und haben unterwegs begeistert in fremde Kulturen hineingeschnuppert. Und doch klingt eine Hommage an die Schifffahrt nur beim Stück „Herschaun“ an, wo der Sound an Balkantraditionen anknüpft. „Es war noch zu früh, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten“, meint von Goisern. „Dennoch hat das Album etwas Episches. Wer mit so einem großen Schiff so lange auf einem so breiten Fluss unterwegs ist, der macht keine kleinen Gesten mehr.“ Vielleicht beginnt das Album mit der Rocknummer „Showtime“ deswegen so ungestüm und voller Ungeduld. Aber auch hintergründige Texte wie „Regen“ und sanfte Töne bei „Die Liab“, alpines Erbe mit dem klassischen Jodler bei „Sieger“ und eine Collage der legendären Radioübertragung des WM-Spiels Österreich gegen die Schweiz „Rotz & Wasser“ finden sich auf S’Nix . Was beweist, dass das Nichts eben doch etwas ist, was man zwar nicht anfassen, aber spüren und empfinden kann. Und wenn S’Nix so intensiv daherkommt wie bei Hubert von Goisern, dann immer her damit. Suzanne Cords |
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