www.gerdschinkel.de |
Musik eignet sich nur bedingt als kommerzielles Gut, und manche ambitionierten und anspruchsvollen Künstler und Projekte haben auf dem Musikmarkt geringe Chancen oder brauchen ihre Zeit, bis sie aufgrund ihres Bekanntheitsgrades für Plattenfirmen und Konzertagenturen attraktiv sind. Auch kleine Veranstalter und Klubs, die sich Qualität auf die Fahnen geschrieben haben, müssen auf ihre Einnahmen achten, denn ein Mindestmaß an Gewinn ist für sie überlebenswichtig. Welche Möglichkeit gibt es dennoch, Musikern abseits vom Pfad des Geldverdienen-Müssens ein Forum zu bieten? Der Journalist und Musiker Gerd Schinkel und seine Frau Martina aus Köln zum Beispiel machen es mit ihrem Besenkammer-Projekt schon seit fast zehn Jahren vor: Sie organisieren private Hauskonzerte, mit denen sie einerseits Musikern eine Plattform bieten sowie andererseits für das Publikum und die auftretenden Künstler ein atmosphärisch einmaliges, sehr persönliches Umfeld schaffen und so ein Konzerterlebnis mit besonderer Intensität ermöglichen.
Von Sabine Froese
Die Idee, private Hauskonzerte zu veranstalten, entstand bei Gerd Schinkel aus seinen Erfahrungen mit Liveauftritten als Liedermacher: „Ende der Neunzigerjahre hatte ich nach gelegentlich frustrierenden Erfahrungen keine Lust mehr, unter den üblichen Arbeitsbedingungen in Kneipen aufzutreten. Ich bin nicht besonders bekannt, also verirren sich auch nicht viele Leute in meine öffentlichen Konzerte – das enttäuscht dann die Veranstalter. Außerdem singe ich gerne leisere Lieder, und in den Klubs besteht das Risiko, dass an den leisesten Stellen die Kaffeemaschine zischt oder genau dann der Deckel abkassiert wird. Meine Überlegung war: Die zehn bis fünfzehn Leute, die sich in meine öffentlichen Konzerte verlaufen, passen auch in mein Wohnzimmer.“
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Die Instrumentenbauer im Vogtland waren einmal führend auf dem Weltmarkt. Der Folker! wollte wissen, ob sie heute an ihre glorreiche Vergangenheit anknüpfen können. Kay Reinhardt ist deswegen in die auch als „Musikwinkel“ bezeichnete vogtländische Region um Kingenthal, Markneukirchen und Bad Elster gefahren. Hier ist sein erster von mehreren Heimspielbeiträgen.
Eine Mundharmonika ist eine handliche und mundgerechte Erfindung, um Gefühle in Musik zu verwandeln. Die Mundharmonika gehört zur Familie der Handzuginstrumente, auch Zungeninstrumente genannt, weil die Klänge durch Stimmzungen erzeugt werden. Stimmzungen gibt es seit einem Jahr auch aus Edelstahl; exklusiv bei C. A. Seydel Söhne in Klingenthal. Die sind einfach „steelvoll“.
www.seydel1847.com |
Von Kay Reinhardt
1847 gründete Christian August Seydel im sächsischen Klingenthal eine Mundharmonika-Manufaktur. Heute ist die C. A. Seydel Söhne GmbH die älteste Mundharmonikafabrik der Welt.
Eine Mundharmonika, in Deutschland von vielen liebevoll „Mundi“ genannt, passt in die kleinste Tasche, ist preiswert, man kann bereits nach kurzer Zeit und mit wenig Übung ohne musikalische Vorbildung Melodien darauf spielen und sie in allen Musikrichtungen von der Haus- bis zur Orchestermusik einsetzen. Überall und bei jedem Wetter. Das machte sie in der radiolosen, von Krisen und Kriegen geschüttelten Zeit bis etwa 1930 besonders populär. Dreißig Millionen Mundharmonikas kamen im Jahr 1929 aus Klingenthal. Das war überwiegend einfache Massenware mit der Lebensdauer einer Zahnbürste, die sich fast jeder leisten konnte. Vergleichbare Instrumente kommen heute vor allem aus China. Seydel setzt seit 2004 auf Serienprodukte in höchster Qualität und auf Sonderanfertigungen für Profis.
Historisches Werbemotiv von 1923 – |
Modell „1847“ |
„Wir bauen die besten Mundharmonikas der Welt, und wir sind die innovativste Firma im Mundharmonikabereich“, behauptet Lars Seifert. Seit drei Jahren führt der gebürtige Klingenthaler in seiner Heimatstadt die Mundharmonika-Manufaktur C. A. Seydel. Was ist dran an der neuen Generation der Seydel-Instrumente, die zwanzig Mitarbeiter seit 2007 in Handarbeit bauen? „Die Stimmzungen machen den Unterschied aus“, weiß Seifert. „Zurzeit verfügt nur Seydel über die Technologie, sie aus Edelstahl herzustellen“, sagt er. Der Geschäftsführer ist sich sicher: „Mundharmonikas mit Edelstahlstimmzungen gehört die Zukunft. Sie halten länger, rosten nicht, sind stimmstabil und entwickeln durch deutlich mehr Obertöne einen besonders vollen Klang.“ Instrumente und Kunden bleiben also deutlich länger in guter „Stimmung“. Die Seydel-Mitarbeiter bauen zurzeit sechzehn verschiedene diatonische, chromatische, Tremolo-, Oktav-, und Bluesmodelle in bis zu vierhundertvierzig Varianten (Modell „Blues Session“) mit Messingstimmzungen und zwei mit Edelstahlstimmzungen, die Modelle „Big Six“ und „1847“.
Die Firma Seydel legt besonderen Wert auf ein „junges Image“, sagt Seifert. Sie möchte besonders die Teenies und Twens mit Seydel-Produkten ansprechen. Das mit einem halben Jahr jüngste und mit anderthalb Oktaven Tonumfang kleinste Modell mit den neuen Zungen hängt an einem schwarzen Band um seinen Hals, als wäre er immer bereit, „Der Junge mit der Mundharmonika“ zu spielen. „Big Six“ heißt es wegen seiner sechs Löcher und seines „big Sounds“. „Big Six – Big Sound“ ist der Slogan für dieses „Lifestyleprodukt“, wie es Seifert nennt.
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In der kommenden Ausgabe berichtet Kay Reinhardt über Martin und Lederer, zwei Westerngitarrenbauer aus dem Musikwinkel.
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