Schoon liekes –
Dialektlieder aus Leidenschaft
Auswahldiskografie: Komt Er Mer In/Vur De Wind/Onderwege (WVÖ der gleichnamigen LPs aus den Jahren 1978-1982; Munich Records, 2003) Iets Van April/Zonder Titel (Music & Words, 1994 u. 1991; Do-CD, 2003) Boot 7 (Music & Words, 1996) 20 Jaar Liedjes LIVE! (I-C-U-B4-T/Music & Words, 1998) Pas Op De Plaats (I-C-U-B4-T/Music & Words, 2000) Vol Dagen (I-C-U-B4-T/Music & Words, 2003) Achterland (I-C-U-B4-T/Music & Words, 2004) Zicht (I-C-U-B4-T/Music & Words, 2007) DVDs Toeters En Bellen (Aditi-Image, 2003) Achterland (Aditi-Image, 2006) Bibliografie: De Woorden (Europese Bibliotheek, 2003; ISBN 90-6657-182-9) Tussen De regels (2006; ISBN 90-7815-003-3) www.gerardvanmaasakkers.com Eine Fundgrube für niederländische Bands und Musiker ist Toonbank Records: www.toonbankrecords.de |
Liederschreiber, Lyriker, Dialektautor, Moderator, Entertainer und Impressario – all das und noch mehr ist Gerard van Maasakkers aus der niederländischen Provinz Nordbrabant. Geboren am 26. März 1949 in Nuenen, gründet er in der Schulzeit seine erste Band, The Spruce Valley Boys, und organisiert ein Songfestival für die Nachbarschaft. Heute ist Gerard van Maasakkers in den Niederlanden eine Liedermacherinstitution, vergleichbar mit einem Hannes Wader oder Reinhard Mey in Deutschland. Er hat zwölf Platten aufgenommen und spielt mit seiner Band Vaste Mannen („feste Männer“) in Theatern und auf Festivals im ganzen Land.
Einer der dienstältesten Liedermacher der Niederlande ist Boudewijn de
Groot, 1944 geboren in einem japanischen Internierungslager, aufgewachsen in
Haarlem bei seiner Tante. Ab 1961 spielt de Groot Gitarre und singt Lieder
von Jaap Fischer und Jacques Brel. Als Student der Niederländischen
Filmakademie trifft er den Freund aus Kindertagen, Lennaert Nijgh, wieder.
Gemeinsam beginnen sie, Lieder zu schreiben. Den ersten Hit haben sie mit
der niederländischen Version des Aznavour-Hits „Une Enfant (De Seize Ans)“.
Mit Donovan- und Dylan-Übertragungen wird de Groot zum beliebetesten Sänger
der Niederlande. [...mehr im Folker!] |
Sein Erfolg lässt sich an den Auszeichnungen ablesen, die der Brabanter Volkssänger bisher eingeheimst hat: Im November 2003 erhält er den Ad-de-Laat-Preis für besondere Verdienste um das Brabanter Dialektlied und die höchste Auszeichnung der Provinz Brabant, den Hertog Jan. 2004 wird er mit der Zilveren Tulp („silberne Tulpe“) des Eindhovener Presseklubs geehrt, im September 2007 zum Ritter im Orden von Oranje Nassau geschlagen. In diesem Jahr feiert van Maasakkers sein 30-jähriges Bühnenjubiläum, ein Anlass, zu dem niederländische Kollegen aller Musikstile von Zigeunerjazz bis Schlager und von Chanson bis Pop seine Lieder singen werden.
Von Ulrich Joosten
Seine musikalische Laufbahn beginnt als Zwölfjähriger. Es ist noch nicht die Zeit der Popmusik, erinnert van Maasakkers sich, man „sang Lieder wie ‚Junge, komm bald wieder‘ von Freddy Quinn. Rock ’n’ Roll war nichts für mich, damals – nur Gruppen wie Jan & Kjeld und ähnliche.“ Seine erste Gitarre bekommt er mit siebzehn und lernt darauf die ersten Stücke (das unvermeidliche „House Of The Rising Sun“ oder den Basslauf von „Spics And Specs“). Man schreibt das Jahr 1966, und van Maasakkers singt traditionelle Lieder, nicht nur „Donna Donna“, das er von Donovan kennt, sondern auch holländische Folkmusik.
Der 52-jährige Niederländer Ad Vanderveen stammt aus Hilversum und hat
kanadische Wurzeln – vielleicht der Grund, dass sein Musikstil das
ist, was man heutzutage als „Americana“ bezeichnet. Seine frühen Einflüsse
sind Rock-’n’-Roll-Bands der Sechzigerjahre, danach die klassischen
Singer/Songwriter. Vanderveen spielt Gitarre und singt seit seinem
vierzehnten Lebensjahr. In den frühen Achtzigern gründet er seine eigene
Band Personnel. Bei ihrem zweiten, in Nashville produzierten Album, wirken
Al Kooper, Flaco Jimenez, Al Perkins und Leland Sklar als Gäste mit.
Vanderveen verlässt die Band in den frühen Neunzigern, um sich auf seine
Solokarriere zu konzentrieren. [...mehr im Folker!] |
Bald folgen erste Gitarrenpickings – etwa Ralph McTells „Streets of London“ -, die durch van Maasakkers’ Studentenbude in Nimwegen klingen. Dort lernt er an der Middelbare Tuinbouwschool Gartenbau – schließlich soll der aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Gerard einmal das elterliche Gartenbauunternehmen erben. So studiert van Maasakkers später auch Landschaftsarchitektur – doch die Liebe zur Musik lässt ihn nie los.
Der Gitarrist und Sänger JW Roy ist einer der bekanntesten und
erfolgreichsten Singer/Songwriter der Niederlande. Seine Musik ist
stilistisch amerikanische Rootsmusik, eine Mischung aus Country, Soul, Rock
’n’ Roll und Blues. Der Sänger mit der tiefen Stimme hat mittlerweile fünf
Alben veröffentlicht, u. a. mit Ilse DeLange. Roy spielt meist in
wechselnder Besetzung mit einem Gitarristen, einem Pianisten und einem
Bassisten zusammen. Auf seiner aktuellen CD singt er Brabanter Dialekt. Er
war der Ansicht, dass es Zeit dafür war. [...mehr im Folker!] |
Bereits mit zwanzig schreibt er das erste eigene Lied, mit siebenundzwanzig beginnt er, für die Texte seiner Lieder den Dialekt seiner Heimatprovinz Brabant zu verwenden, mit Melodien, die im Volkslied verwurzelt sind. „Hee Gaode Mee?“ („He, gehst du mit?“) heißt das erste Dialektlied, und für van Maasakkers „war es das erste Mal, dass ich wirklich fühlte, dass ich etwas Eigenes hatte. Meine erste Schallplatte mit dem Titel Komt Er Mer In („Kommt doch herein“) erschien 1978 und wurde mehr als 25.000-mal verkauft – das ist sehr viel für die Niederlande. Darauf waren nicht nur eigene Lieder, auch Übersetzungen des ‚Marksteinliedes‘ und ‚Es wollt ein Bauer früh aufstehn‘ von der deutschen Folkgruppe Zupfgeigenhansel. Auch auf meiner zweiten Platte benutzte ich deutsche Musik wie ‚Ein grüner Berg, ein dunkles Tal‘. Aber die meisten Lieder schrieb ich selbst, und so ist es noch immer.“
Der Eindhovener Singer/Songwriter beginnt seine Karriere als The Watchman
hinter dem eisernen Vorhang auf dem Rockfest 1988 in Prag. Heute ist er „in
den Niederlanden weltberühmt in der Welt des Folk & Blues“. „Americana“
ist das Stichwort, denn van Meurs verschmelzt Delta Blues mit Funk, Pop und
leichten Jazzanklängen, dabei wechseln raue, groovende Nummern mit
melancholischen Balladen ab. Van Meurs beginnt in den Siebzigern bei der
Folkrockband Deirdre, gründet 1980 die Punkband Bleistift und entwickelt
1983 daraus die etwas melodiösere Formation World According To
(W.A.T.). [...mehr im Folker!] |
Warum, so fragt man sich, sind es ausgerechnet deutsche Vorbilder, die van Maasakkers verwendet – sind doch in den Siebziger-, Achtzigerjahren in Belgien Gruppen wie Rum, in den Niederlanden De Perelaar und Get Paraat sowie Liedermacher wie Herman van Veen sehr bekannt. Außerdem sind die deutschen „Moffen“ in den Niederlanden in jenen Jahren immer noch alles andere als beliebt. Van Maasakkers sieht das differenziert: „Ich bin gegen alles, was die Nazis im Krieg gemacht haben. Und ich bin gegen Krieg. Aber ich habe es nie verstanden, dass Niederländer noch immer etwas gegen die Deutschen haben. Für mich ist das Unsinn. Was passiert ist, ist passiert, und jetzt weiter ... Ich fand einfach die Musik zum Beispiel von Zupfgeigenhansel schöner als alles, was ich von den niederländischen oder englischen Gruppen hörte.“
Musikalisch geprägt wird van Maasakkers durch eine Mischung aus Volkslied und Chanson. Er ist ein Meister darin, mit wenigen Worten, fast minimalistischen Texten einen ganzen Kosmos an Gefühlen zu wecken, emotional zu sein, ohne Kitsch zu produzieren. Er lässt dem Hörer viel Freiraum für eigene Interpretationen. „Ich rufe ein Bild auf, einen Gedanken, aber so, dass der Hörer seine eigene Geschichte, sein eigenes Leben darin fühlen kann.“
Der Brabanter ist einfach ein durch und durch positiver Mensch, voller Herzenswärme, die er auf seine Umwelt zu übertragen weiß, und die in allen seinen Liedern spürbar ist – vielleicht ist dies das Erfolgsrezept, wenn es so etwas denn überhaupt gibt. Ob es an dieser Herzenswärme mit einer Prise Melancholie liegt, dass er mit seinen Liedern so viele Menschen durch alle sozialen und Altersschichten zu erreichen weiß? „Ich lebe mich einfach gern ein in die Geschichten und Erlebnisse anderer Menschen“, sinniert van Maasakkers. „Wie in einem Roman, aber kürzer. Meistens sind es Leute, die an einem Punkt in ihrem Leben angekommen sind, an dem sie eine Entscheidung treffen müssen. Oder: Das Leben entscheidet für sie, und sie müssen eine Antwort finden, um weitermachen zu können ...“ Es ist ein Gefühl, das ihn inspiriert, ein Augenblick oder eine Situation, und dann entsteht ein Text.
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