DER MANN, DEN SIE
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„Wir haben damals jeden Saal in Deutschland gefüllt, auch die größten.“ (Der Black) |
Auswahldiskografie: Der Black Hört mal her, ihr Zeitgenossen! (mit Pit Klein; Conträr, 2004) Meschugge (Conträr, 2008) Schobert & Black Lebend (Best of Life) (duo-phon, 2000) Live – Na denn (duo-phon, 2002) Die singenden Bärte - Deutschland oder Was beisst mich da? (WVÖ; Conträr, 2004) Aktueller Termin: CD-Vorstellung im Rahmen des Liederfestes 2008 auf Burg Waldeck am Freitag, 9. Mai 2008, 20.30 Uhr, Burg Waldeck, 56290 Dorweiler, www.burg-waldeck.de |
„... fast anachronistisch hält der inzwischen völlig weiß gewordene ‚Black‘ Lothar Lechleiter an den Utopien und auch den Liedern alter Zeiten fest, kämpft immer noch für das Recht des Schwächeren und gegen die Dummheit der Gesellschaft ...“, wunderte sich jüngst das Netzmagazin Parnass anlässlich eines Black-Konzerts bei der „Nacht der Lieder“ in Hockenheim. Cool und angesagt mag es manchem vielleicht nicht erscheinen, wenn Bühnenkünstler sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung stellen, doch darum schert sich „der“ Black, wie er sich heute – vielleicht auch in Abgrenzung zu Deutschlands ehemaligem Schlagerstar Roy Black – nennt, wenig. „Ich werde immer für die Schwächeren eintreten und Lieder gegen Dummheit und Ignoranz singen, das ist doch klar!“, sagt er, fast ein wenig empört, um sich im gleichen Atemzug ausdrücklich zu den Zielen der Achtundsechziger-Zeit zu bekennen. „Wir haben ’ne Menge erreicht damals, das wird ja inzwischen gern wegdiskutiert. Wenn die Menschen sich heute politisch so bewusst und aktiv wie damals verhielten, dann ginge es uns besser. Es muss ja nicht gleich die RAF sein. Was aber eindeutig fehlt, ist politisches Engagement.“ Die Soziologin und Politologin Hannah Arendt glaubte: „Die Kinder des 21. Jahrhunderts werden einmal das Jahr 1968 so lernen, wie wir das Jahr 1848.“ Der Black ist sich und seiner Grundhaltung treu geblieben. Und so befindet er sich tatsächlich auf einer direkten Linie, mit der er in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts mit Schobert & Black grandiose Erfolge feierte, später aus der Öffentlichkeit mehr oder weniger verschwand, um sich nun umso kraftvoller zurückzumelden. Der Black ist wieder da!
Von Kai Engelke
Als Vertreter des „Nonsens multiplex“ oder als „Erfinder des höheren Blödsinns in Reinkultur“ wurden Schobert & Black bezeichnet. Wie verträgt sich das mit einem gesellschaftspolitischen Anspruch? Sehr gut sogar, denn die fröhliche, freilich intelligente Unterhaltung öffnet die Seelen der Menschen und macht sie bereit, durchaus ernst gemeinte Inhalte entgegenzunehmen, davon ist der Black überzeugt. Oder anders gesagt: Ein Köder wird ausgeworfen, an dem ein ziemlich spitzer Haken hängt.
Schobert & Black bezogen ihren Humor meistens aus einer sehr genauen Beobachtung des Alltags. Sie übertrieben, verfremdeten, führten ad absurdum, berauschten sich am Klang der Worte und Wörter – doch niemals verloren sie dabei ihr Ziel aus den Augen, nämlich auf humorvolle Art und Weise Missstände aufzuzeigen, auf Ungereimtheiten hinzuweisen und – siehe oben – für Benachteiligte einzutreten.
Wer sich die Mühe macht, schmunzelnd zuzuhören, der wird auch heute noch den tieferen Sinn in den gesungenen Botschaften der alten Schobert-&-Black-Platten entdecken. Viele Titel von damals sind erstaunlich aktuell. Da ist beispielsweise von „galoppierendem Kaufkraftschwund“ die Rede oder von der „Bahn im Defizit“, das bundesdeutsche Bildungssystem wird – Jahrzehnte vor Pisa – kritisch auf die Schippe genommen, und immer wieder wird vor den Gefahren von rechts gewarnt – um nur einige Beispiele zu nennen. Dass Schobert & Black keineswegs nur harmlose Blödelbarden waren, das beweisen die Reaktionen derjenigen, die sich angesprochen fühlten fühlten: Als „Anarchisten“ wurden sie bezeichnet, als „Kommunisten“ sowieso, als „Nestbeschmutzer“, „langhaarige Idioten“, „verhinderte Revolutionäre“ und „Gotteslästerer“. Doch in solchen Beschimpfungen sahen die beiden Barden nur den Beweis dafür, dass es ihnen ab und zu doch gelungen war, den richtigen Leuten auf den Fuß zu treten.
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