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Mut zum großen Gefühl

Klaus Hoffmann

KLAUS HOFFMANN

MEHR ALS NUR EIN „SÄNGER“

Seit mehr als dreißig Jahren steht der Berliner Klaus Hoffmann wie kaum ein anderer Sänger und Schauspieler für leidenschaftliche und stets melodische Appelle, sich nicht selbst zu verleugnen und, wie er es erstmals in seinem Song „Puppen“ formulierte, keine „Nummer“ zu werden.

Auswahldiskografie:

CDs
Klaus Hoffmann
(RCA/Indigo,1975/2000)
Ich will Gesang, will Spiel und Tanz

  (RCA/SONY,1977/1989)
Was fang ich an in dieser Stadt?

  (RCA/Indigo,1978/2000)
Ciao Bella
(RCA/SONY, 1984/1989)
Es muss aus Liebe sein
(Virgin, 1989)
Sänger
(Virgin, 1993)
Melancholia
(Stille Music/Indigo, 2000)
Insellieder
(Stille Music/Indigo, 2002)
Wenn uns nur Liebe bleibt –
  Klaus Hoffmann singt Jaques Brel

  (Stille Music/Indigo, 2007)
Spirit
(Stille Music/Indigo, 2008)

DVDs:
Insellieder – Live
(Stille Music/Indigo, 2003)
Von dieser Welt – Live

  (Stille Music/Indigo, 2006)

Bücher:
Afghana
(Ullstein, 2000)
Der Mann, der fliegen wollte

  (Ullstein/List, 2004/2006)

Klaus Hoffmann unterwegs:
go! www.karsten-jahnke.de
01.05.08: Stade, Stadeum
02.05.08: Buchholz, Empore
14.05.08: Lübeck, Musik- und Kongresshalle
16.05.08: Bremen, Glocke
17.05.08: Hamburg, Laeiszhalle
18.05.08: Hannover, Theater am Aegi
20.05.08: Paderborn, Paderhalle
22.05.08: Düsseldorf, Tonhalle
23.05.08: Münster, Congress-Saal
24.05.08: Essen, Philharmonie
26.05.08: Saarbrücken, Kongresshalle
28.05.08: Frankfurt, Alte Oper
31.05.08: München, Alte Kongresshalle
01.06.08: Iserlohn, Wortklang Festival

go! www.klaus-hoffmann.com

Hoffmann steht mit seinen inzwischen mehr als fünfunddreißig Tonträger umfassenden Repertoire und fast immer ausverkauften Konzerthäusern für viele als Inbegriff für gehaltvolle Chansons in deutscher Sprache, die vor allem live dank seiner besonderen Bühnenpräsenz nachhaltige Wirkung entfalten. Pünktlich zu seinem 57. Geburtstag erschien seine neue, 16 Titel umfassende CD Spirit.

Spirit

Von Michael Tiefensee

Es sind feierliche Momente, wenn Hoffmann die Bühne betritt. Da gibt es immer bereits zu Beginn eines Konzerts tosenden Applaus für den stets stilvoll gekleideten Poeten, der von sich selbst sagt, dass er nichts weiter als ein „Sänger“ (CD-Titel) sei. Hoffmann weiß natürlich, dass das maßlos untertrieben ist. Und er steht auch nicht im Verdacht, dass ihm seine phänomenale Wirkung als Entertainer verborgen geblieben sei. Der „von einfachen Leuten“ (O-Ton Hoffmann) abstammende „Junge“ kennt nur zu gut seinen besonderen Status als „Liedermacher“ und Brel-Interpret, dessen Songs viele Menschen durch bislang drei Jahrzehnte begleiteten.

Ich brauche die Bühne, diese überschaubare Welt, wo die Geister dann kommen.

Nach seiner 1977 veröffentlichten Live-Doppel-LP Ich will Gesang, will Spiel und Tanz wurde ein Jahr später vor allem seine dritte Studioplatte, Was fang ich an in dieser Stadt?, für viele zum Soundtrack für den eigenen Aufbruch, um, wie Hoffmann Jahre später trefflich sang, „zu werden, was du bist“. Zugleich bot Hoffmann mit diesem Album eine Art poetischen Gegenentwurf zur grauen Zeit der Siebzigerjahre mit kopflastigen Debatten, „Heißem Herbst“, Terrorismus und Wettrüsten. Da war einer zu hören und auf der Bühne zu erleben, der etwas von „Stille“ verstand und dem so mancher „Novembermorgen“ genauso auf der Seele zu liegen schien wie einem selbst. Und der zugleich dazu aufrief, zu spießig-muffiger Attitüde und zur Verhinderung von Lebensentwürfen „Nein“ (Songtitel) zu sagen.

Noch heute singt Klaus Hoffmann so manches „Alte Lied“ aus scheinbar längst vergessenen Tagen, die für ihn in Hamburg am Schauspielhaus den Beginn für eine in Deutschland nahezu unvergleichbare Karriere als „singender Schauspieler“ oder „schauspielernder Sänger“ markierten. „Damals“, erinnert sich Hoffmann, „war in der ersten Reihe oft eine ganz tolle Frau. Inge Meysel. Die erzählte mir dann immer danach, was ich besser machen sollte. Die konnte nach außen ganz schön hart sein. Aber innen: Da war sie eigentlich auch ganz schön hart.“ Diese Anekdote, die er auch in seinem aktuellen „Brel“-Programm gerne und mit Respekt vor der inzwischen verstorbenen Schauspielerin erzählt, führt zurück in jene Zeit, in der er auch durch seine Rolle in der Verfilmung von Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. große Popularität erlangte.

Klaus Hoffmann

Damals wie heute bietet Hoffmann mit seinen Liedern Variationen zweier zentraler Themen: Liebe und Freiheit. „Weil jeder Tag zählt“, appelliert er immer wieder an die Rückbesinnung auf „Visionen von Hoffnung und von Malaga“ - „Lös mit mir die alten Träume ein“, poetische Sinnbilder für ein Leben „Jenseits der Angst“, wie ein Stück auf seinem neuen Album heißt. Denn: „Sicher ist doch nur der Tod“. Da darf man sich etwas vom Leben borgen und sich trauen, auch wenn man dabei „vielleicht nicht fliegen“, sondern „nur gehen“ wird. Über den „Mann, der fliegen wollte“ hat der Allrounder denn auch ein ganzes, obendrein prächtig unterhaltsames Buch geschrieben.

Hoffmanns Songs bieten nicht mehr und nicht weniger als sprachlich oft kluge und schön formulierte, musikalisch manchmal auch etwas kitschig daherkommende Plattformen für den „Mut zum großen Gefühl“. Das goutiert vor allem das Konzertpublikum gerne. „Ich brauche die Bühne, diese überschaubare Welt, wo die Geister dann kommen“, erzählt Hoffmann. „Du hast zweimal ’ne Stunde mit ’ner Pause - Geisterwelt. Wenn de willst, häng’ ich noch ein bisschen dran, aber dann hat sich’s. Dann kommt nämlich der Elektriker und sagt: ‚Ende!‘ Dann hört die Welt da auf.“


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im Folker! 3/2008