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Polkaholix

123-jähriges Bühnenjubiläum!

POLKAHOLIX

Diskografie:
Denkste! (Heideck/Buschfunk, 2003)
The Great Polka Swindle

  (Westpark/Indigo, 2007)

The Great Polka Swindle
Polkaholix unterwegs:
10.05.08: Kassel, Bühne am Königsplatz
17.05.08: Angermünde, tba
24.05.08: Ulm, Zeltfestival
25.05.08: Hannover, Masala Festival
30.05.08: Berlin, Parkbühne Biesdorf
06.06.08: Salzwedel, Hansetag
08.06.08: Gorzow (PL), Wielkopolski
21.06.08: Berlin, Admiralspalast
  (Gundermann Tribute)
11.07.08: Menden/Sauerland, Rathausplatz
14.07.08: Balingen, Marktplatz
18.07.08: Dobrodzien (PL), tba
02.08.08: Bad Salzungen, Haunscher Hof
08.08.08: Krotoszyn (PL), Folk Fest
16.08.08: Rödermark, Höfnerplatz
23.08.08: Wennigsen, Alte Kornbrennerei
20.09.08: Rastatt, Alte Reithalle
11.-12.10.08: Weimar, Zwiebelmarkt


go! www.polkaholix.de

Was sind schon Jungspunde wie die Rolling Stones oder der erloschene Buena Vista Social Club gegen die einzig wahre Polkaband auf diesem Planeten? 1885 war das erste Konzert von Polkaholix anlässlich der Berliner Konferenz, auf der die Kolonialmächte die Welt unter sich aufteilten. Polkaholix drohten mit musikalischem Terrorismus – das Wort zog schon damals – und erhielten eine Grenzverweigerungsberechtigung auf Lebenszeit. Dann zogen sie los. Sie veränderten nachhaltig die Musik in weiten Teilen Lateinamerikas. Sie überlebten scheppernd zwei Weltkriege, brachten im Exil den Amis das Polken bei, trainierten Laika für den vierbeinigen Tanz in der Umlaufbahn, pogten Honecker aus derselben, pflanzten Cannabis in blühende Landschaften und setzten die Welt unter Kulturschock. Nein – Polkaholix sind Kulturschock. Polkaholix gab es immer. Schon Einstein fand sie relativ gut, Planck hielt sie für einen Quantensprung, Hitler annektierte gleich das Mutterland der Polka, Ulbricht baute ihnen ein Gehege, Strauß ließ kritische Redakteure verhaften, und Bill Clinton fand Blasen plötzlich praktikabel. Nur Gesundheits-Ulla Schmidt und der Papst warnen bis heute: „Polkaholix fügen Ihnen und ihrer Umgebung erheblichen Lustgewinn zu.“ Doch sie werden auch dann noch da sein, wenn Kids Musikbands für ein Computerspiel halten und Gysi Altbundeskanzler ist. Polkaholix gibt es überall. Cousteau entdeckte sie auf dem Meeresboden, Grzimek in der Serengeti, Waigel im Haushaltsloch und Hubble auf dem Mars. Das Beste aber: Für ihr durchschnittliches Alter von 170,49 Jahren sehen die Jungs echt noch frisch aus. Wenn das mal mit rechten Dingen zugeht.

Von Luigi Lauer

Soweit die gefühlte Biografie der Polkaholix. Kaum zu glauben, dass sie tatsächlich erst 2001 gegründet werden, von Musikern, die aus dem Umfeld ostdeutscher Bands wie Fusion, JAMS, Pankow oder Gundermanns Seilschaft kommen. Wenn Akkordeonist Jo Meyer über die Geschichte der Polka referiert, wird aber sofort klar, dass die Polkaholix – zumindest ideell – von Beginn an dabei waren: „Die Polka kommt aus Böhmen, wo in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein neues Bürgertum entstand, das an neuen politischen Strukturen interessiert war. Böhmen war praktisch angegliedert an Österreich, und Polen zum Teil von Russland besetzt. Die Polen lehnten sich zu der Zeit gegen Russland auf, und das junge Bürgertum in Böhmen hoffte, dass diese revolutionäre Situation rüberschwappt und man mit Österreich das gleiche machen kann. Das Kultur- und Freizeitverhalten dieser jungen Leute hatte sich extrem geändert, und Tanzen war, abseits von Erntedankfesten oder Kaisers Geburtstag, die hippe Freizeitveranstaltung geworden.

Polkaholix

Heute würden wir sagen: ‚Party machen!‘ Man war aufmüpfig und wollte auch in den Tanzzeremonien die alten Strukturen ändern, wollte selbstbestimmt und ohne Vorschriften tanzen. Vor allem die Missachtung einer gewissen Mindestdistanz zur Tanzpartnerin eignete sich wunderbar, um Zoff zu machen. Aus dem ursprünglichen 4/4-Takt wurde ein 2/4, daher auch der Name: Pulka heißt auf Tschechisch ‚die Hälfte‘. Zur Lautverschiebung von pulka zu polka, so vermutet man heute, kam es durch die politische Dimension: Polka heißt auf Tschechisch „Polin“, und es wurde verstanden als Hommage an die Nachbarin, die gerade um ihre Freiheit kämpfte, und die wollte man selber auch. Das Wort Polka wurde bei solchen Tanzveranstaltungen regelrecht als Schlachtruf verwendet.“

Wir behaupten, dass wir nur Polka spielen, nur Polka hören, dass wir Polkakuchen essen und Polkaautos fahren.

Auch der Rest ist Geschichte, die Polka tritt einen ungeahnten Siegeszug um die Welt an, wird in Amerika der Knaller schlechthin, wird in ganz Skandinavien gefeiert, und als um die Jahrhundertwende die Schallplatte aufkommt, wird auch in vielen lateinamerikanischen Ländern der Tanz zum Bestandteil des nationalen Kulturgutes. Weltweit entwickeln sich zahllose, aber nie zahnlose Varianten, im argentinischen Chamamé findet sich die Polka ebenso wieder wie im brasilianische Forró oder in der mexikanischen Ranchera. Die Polka wird ein Pop-Phänomen und hat ihre Stars. So feiern die Andrew Sisters 1939 mit der „Beer Barrel Polka“ (auch: „Roll Out The Barrel“) ihren Durchbruch, die als „Rosamunde“ bis heute in keinem Bierzelt fehlen darf. Von dort bezieht sie lange Zeit und immer wieder ihr negatives Image als spießig-piefige Saufmucke, mitgegrölt von Wampen schwingenden Dorftrotteln, die „Malle“ für die große Welt halten. Nicht zuletzt die harmonisch wie rhythmisch simple Struktur sowie das leicht zu spielende (und relativ billige) Knopfakkordeon, erläutert Jo Meyer, machten die Polka zur Volksmusik schlechthin. Und auch die Texte sind Volkes Maul abgeschaut – Wein, Weib und Gesang. Sexismus und Machogehabe sind keine Ausrutscher, Polka hat den Größten und kann am Längsten.


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im Folker! 3/2008