Von Markus Rill*
* Markus Rill (geboren 20. März 1970) ist
Singer/Songwriter mit sechs CD-Veröffentlichungen. Seine letzten drei Alben
hat er in Nashville mit bekannten Musikern der
Americana-/Aternative-Country-Szene aufgenommen. 2007 gewann Rill die
International Narrative Song Competition in Kanada mit seinem Song „The
Price You Pay For Sin“. Bei der International Songwriting Competition in
Nashville mit rund 15.000 Einsendungen erreichte er zweimal das Finale der
letzten zwölf Songs in der Americana-Kategorie. Sein neues Album The
Things That Count erscheint am 18. Januar bei Blue Rose Records. |
Austin, Texas, im März. Die Stadt quillt über vor Gitarristen und Schlagzeugern, vor Bassisten, Sängern und Steelgitarristen, vor Plattenfirmen-Menschen und Medientypen - und vor Träumen. Jeder Musiker, der zum South By Southwest Festival (kurz: SXSW) in der Stadt ist, träumt davon, dass ihn dieser Trip nach Texas in seiner Karriere weiterbringt. Das gilt ebenso für Kris Kristofferson, der sein neues Album vorstellt, wie für vier Zwanzigjährige, die im Kleinbus tausend Meilen weit in die Hauptstadt von Texas gefahren sind für ein 45-Minuten-Set. SXSW ist der größte vorstellbare Massenauflauf der Musikindustrie. Die Popkomm verhält sich dazu wie ein Kindergeburtstag zur ultimativen Abifete. „Everything is bigger in Texas.“
Austin nennt sich selbst die Livemusikhauptstadt der Welt. Bisher hat ihr keine andere Stadt diesen Titel streitig gemacht. An jedem normalen Arbeitstag listet der Austin Chronicle mindestens vierzig Konzerte in den zahlreichen Livemusikklubs und Honky Tonks der Stadt auf. Während der vier Tage des SXSW-Wahnsinns spielen jede Nacht von acht bis zwei in all diesen Klubs und vielen mehr je sechs Bands jeweils 45 Minuten lang. Dazu kommen die inoffiziellen „Guerilla Gigs“ in den Touristen- und Studentenbars auf der Partymeile 6th Street und in anderen Kneipen. Und dann sind da noch die Nachmittags-Showcases, veranstaltet von Plattenfirmen, Bookingagenturen oder Klubs. In jedem Plattenladen der Stadt, in jedem beer garden, in jedem burger joint, Coffeeshop und Tacorestaurant steht eine Bühne und eine PA. Wer Livemusik meiden will, muss an diesen vier Tagen im März Austin meiden. Mehr als die Hälfte der rund 50.000 Studierenden an der University of Texas verlässt während der Frühjahrsferien die Stadt. Trotzdem platzt Austin aus allen Nähten. Weil noch mehr Menschen aus dem Musikbusiness in die Stadt drängen.
„So gesehen ist es für einen Künstler oder eine Band genauso wahrscheinlich, beim SXSW aus dem Nichts heraus einen Plattendeal zu ergattern, wie einen Sechser im Lotto zu landen.“ |
So gesehen ist es für einen Künstler oder eine Band genauso wahrscheinlich, beim SXSW aus dem Nichts heraus einen Plattendeal zu ergattern, wie einen Sechser im Lotto zu landen. Unmöglich ist es vielleicht nicht, aber man sollte nicht zu viele Hoffnungen darauf setzen. Sicher gibt es Gerüchte, dieser oder jener Künstler sei beim SXSW „gesignt“ worden. Mag sein. Heutzutage scheint es, als kämen überhaupt nur etablierte Bands in das Festival rein. Wie groß ist der Einfluss der Plattenfirmen bei der Besetzung der begehrten Showcases? Wie kommt es, dass Lucinda Williams praktisch jährlich dort spielen kann und Hunderte, ach was, Tausende von Bands sich Jahr für Jahr bewerben und doch nicht zum Zug kommen?
Und was hilft es einer Band ohne Vertrag, wenn sie tatsächlich einen der begehrten showcase spots ergattert und dann an einem Donnerstagabend um 23.00 Uhr in einem abseits gelegenen Klub eine Dreiviertelstunde lang zwischen einer australischen Punkband und unbekannten Indierockern aus Ohio spielen darf, während am selben Abend das große Motown-Tribute steigt? Im Antone’s spielen dann Booker T. & The MGs, zeitgleich steigt im Continental Club Lokalmatador James McMurtry auf die Bühne. Was bringt das einer Band?
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