Auswahldiskografie: |
Mitten in den hellen Mondenschein, in die klare Nacht von Krems in Niederösterreich, platzierte sich beim diesjährigen Festival Glatt&Verkehrt mit Herz.Bruch.Stück die sprichwörtliche Umsetzung des Festivalnamens. Musikalisch präsentiert wurde das Konzert von einer Riege feiner Musikanten, von Walther Soyka an der Harmonika bis Bernd Satzinger am Bass, von Thomas Berghammer und Martin Eberle an Trompete und Flügelhorn bis hin zu Karl Stirner an der Zither, von Mathias Koch am Schlagzeug bis Michael Bruckner an der Gitarre und vom Sänger Klemens Lendl bis hin, natürlich, zu Hannes Löschel am Piano. Herausragend an den Bruchstellen zwischen Abstraktheit und Konkretisierung die zwei Bläser, die unglaubliche Sätze hervorbrachten und im Laufe des Konzerts zunehmend an Stärke und Einfluss gewannen. Witzig schließlich Gestus und Ausdruck Klemens Lendls - Franz Schubert und André Heller in Personalunion. Genial „Heurigengstanzl“ - die radikale Neuinterpretation bekannter Gstanzln. Ein Stück, in dem das Konzept voll aufging und das zeigte, was alles möglich ist, wenn man die richtigen Musiker um sich schart. Erhellend. Respektiert und goutiert wird dieses Wienerlied-Album - das im Wesentlichen die Lebensreisen von der Hochzeit bis ins Grab thematisiert - übrigens auch in der Liederbestenliste. Herz.Bruch.Stück wurde zur „CD des Monats“ September gewählt und das davon stammende „Lied aus Fragen“ stand mehrere Monate in den dortigen Top Ten.
Von Manfred Horak
„Seither man die Wiener Musik Gott sei Dank wieder unvoreingenommen verarbeiten kann, habe ich etwas Identitätsstiftendes gesucht.“ |
Im Zentrum von Herz.Bruch.Stück stehen Lieder von Franz Schubert und Franz Gruber, Zitate von Franz Lehár, Instrumentalstücke von Johann Strauss Sohn sowie alte Wiener Volkslieder und natürlich Eigenkompositionen von Hannes Löschel. Der Künstler wurde 1963 in Wien geboren und arbeitete zunächst als Interpret zeitgenössischer Musik, wandte sich dann aber Anfang 1990 der improvisierten Musik zu und entwickelte erste stilübergreifende Arbeiten als Komponist, improvisierender Musiker, Ensembleleiter und Arrangeur. Seine mit dem Trio Löschel Skrepek Zrost eingespielte CD While You Wait wurde 1997 mit dem Hans Koller Preis für Jazz- und improvisierte Musik prämiert. Kammermusikwerke und Musik für Film, Tanz und Theater sowie für Varietés und Telefonanlagen bis hin zu elektroakustischer Musik standen seither im Mittelpunkt seines musikalischen Schaffens, bevor er sich mit der Hannes Löschel Stadtkapelle und mit Herz.Bruch.Stück an die Schnittstelle zwischen Tradition und aktueller Musik wagte.
„Bei den Stücken und beim Repertoire“, so Hannes Löschel, „ist mir ein Anliegen, die Grenzen zwischen Kunstlied und Volkslied aufzuheben. Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube, dass auch Schubert bereits mit Volksliedsängern zusammengesessen ist. Ich suche auch nicht das Weinselige in den Wienerliedern - was mir eher was sagt, ist diese Dunkelheit und die Sehnsucht, auch die Todessehnsucht, allerdings nicht, um sich zu bemitleiden. Ich finde diese Texte einfach großartig und sehe sie ähnlich wie die von Blixa Bargeld.“ Lange Zeit war das Wienerlied überhaupt kein Thema für Löschel, seit der Umsetzung seines ersten Wienerlied-Programms „Herz.Bruch.Stück“ dafür umso mehr. Über seinen generellen Zugang zum Wienerlied sagt er: „Ich bin gebürtiger Wiener und lebe mit der Identitätsfrage, ob man der Neuen Musik zugeordnet wird oder dem Jazz. Seither man die Wiener Musik Gott sei Dank wieder unvoreingenommen verarbeiten kann, habe ich etwas Identitätsstiftendes gesucht. Und so habe ich mich durch die Kremser Alben durchgewühlt und den Auftrag vom Wiener Volksliedwerk zu ‚Herz.Bruch.Stück‘ dankend angenommen.“
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