back

Indian Summer

Anoushka Shankar & Karsh Kale

Anoushka Shankar, geboren 1981 in London,
wächst dort sowie in Neu-Delhi und Encinitas,
Kalifornien, auf. Sie ist Tochter von Ravi
Shankar und Halbschwester von Norah Jones.
Anoushka wird ab ihrem achten Lebensjahr von
ihrem Vater in klassischer indischer Musik
ausgebildet. Mit dreizehn Jahren ist sie
erstmals auf einem Album von ihm zu hören.
1998, gerade erscheint ihr Solodebüt, wird
sie als jüngste und erste weibliche Künstlerin
mit dem House Of Commons Shield des Britischen
Parlaments für ihre musikalischen Leistungen
ausgezeichnet. 2004 debütiert sie als
Schauspielerin in dem Film Dance Like A Man
und wird als beste Nebendarstellerin für die
India National Film Awards nominiert. Zweimal
steht sie auf der Nominierungsliste der Grammy
Awards und schreibt 2002 die Biografie ihres
Vaters, Bapi - The Love Of My Life.

Diskografie:
Anoushka
(Angel Records, 1998)
Anourag
(Angel Records, 2000)
Live at Carnegie Hall
(Angel Records, 2001)
Rise
(Angel Records, 2005)
Breathing Under Water
(mit Karsh Kale;
   Manhattan Records/EMI, 2007)

go! www.anoushkashankar.com
Anoushka Shankar
Karsh Kale

„Ich warte schon darauf, irgendwann nur noch als der Vater von Anoushka bezeichnet zu werden!“ Dies sagte kürzlich mit Humor, Respekt und Stolz der indische Sitarvirtuose Ravi Shankar, 87, über seine Tochter. Er kann gelassen auf den wachsenden Erfolg der Sitarspielerin, Keyboarderin, Komponistin und Dirigentin schauen, schließlich hat sie ihr Handwerk bei ihm gelernt, und niemand stellt eine Sonne in den Schatten. Ravi Shankar hat sich mehr als jeder andere darum verdient gemacht, indische Musik in die Welt zu tragen, ein Pionier der Weltmusik. Karsh Kale konnte nicht mit so einem großen Namen klappern, er musste sich alleine auf sein Handwerk verlassen. Der Multiinstrumentalist versteht das seine offenbar, denn er hat nicht nur mehrere Alben unter eigenem Namen veröffentlicht, er ist auch als Produzent sehr begehrt. Nun haben die beiden, die schon optisch ein Traumpaar sind, erstmals gemeinsam ein Album gemacht. Breathing Under Water heißt es, ein knackiges World-Indo-Pop-Gemisch, mit opulenten Streichern an feinen Nuancen, mit ohrschmeichelnden Melodien an tanzbaren Beats, mit superben Sitarsoli an vertrackten Tablagrooves. Und mit Norah Jones, Ravi Shankar und Sting als Gästen. Anoushka Shankar und Karsh Kale standen beim Folker!-Gespräch Rede und Antwort.

Von Luigi Lauer

Anoushka Shankar & Karsh Kale

Aufgewachsen im Westen als Kinder indischer Eltern ist eure musikalische Sozialisation ja durchaus vergleichbar. Habt ihr das Gefühl einer gemeinsamen musikalischen Sprache?

Karsh Kale, 32, geboren in London, wächst
auf in Stony Brook, New York. Er beginnt in
jungen Jahren mit Schlagzeug und indischer
Percussion und mischt dies bald mit modernen
elektronischen Sounds, mit Rock, Pop, Techno
und Drum-’n’-Bass. Vor allem die elektronische
Verfremdung von Tablas wird sein Markenzeichen.
Als Musiker, Programmierer oder Produzent wird
er unter anderem für Pharaoh Sanders, Herbie
Hancock, Bootsy Collins und Bill Laswell aktiv
und produziert und veröffentlicht mehrere Alben
unter seinem eigenen Namen, auf denen er auch
als Multiinstrumentalist in Erscheinung tritt.
Er ist an der Seite von Talvin Singh, Trilok Gurtu
und Zakir Hussain Mitglied von Bill Laswells Tabla
Beat Science, einer Asian-Underground-Band. Karsh
Kale lebt in New York City und arbeitet derzeit
an einer Filmmusik.

Auswahldiskografie:
Pause
(Mighty Junn Records, 1998)
Tala Matrix
(mit Tabla Beat Science;
   Palm Pictures/Axiom, 2001)
Realize
(Six Degrees Records, 2001)
Liberation
(Six Degrees Records, 2003)
Broken English
(Six Degrees Records, 2006)
Breathing Under Water
(mit Anoushka Shankar;
   Manhattan Records/EMI, 2007)

go! www.karshkale.com

Shankar: Ja und nein. Was wir vermutlich gemeinsam haben, ist gerade, dass wir beide zwischen zwei Welten existieren und in mehr als nur einem Musikstil kommunizieren können. Das ist ein wesentlicher Punkt. Für mich kommt indische Musik zuerst, aus ihr beziehe ich meine Inspiration, denn da liegen meine Wurzeln und von da aus kann ich als Musikerin experimentieren. Karsh kennt sich da ebenfalls exzellent aus, obwohl ich nicht sagen würde, dass wir aus derselben musikalischen Ecke kommen. Im Gegenteil, wir kommen sogar aus entgegengesetzten Richtungen.

„Üblicherweise ist sehr viel
Ego im Spiel, wenn zwei
Künstler zusammenarbeiten.“

(Karsh Kale)

Kale: Das machte ja gerade den Reiz aus, dass wir uns gegenseitig inspirieren konnten mit der uns jeweils vertrauten Musik. Wir kamen nicht von einem gemeinsamen musikalischen Ort, sondern trafen uns an einem und brachten unsere Erfahrungen ein, natürlich auch unseren Geschmack, unsere Vorlieben.

Shankar: Es ist halt ein gemeinschaftliches Album. Viele Sachen waren völlig fremd für mich, manches wuchs mir auch über den Kopf, und ich habe einiges bis heute nicht begriffen. Karsh ging es genau so. Es war ein gegenseitiger Lern- und Fortbildungsprozess nötig, um die Geschichte ans Laufen zu kriegen.

Ihr beide kennt euch schon viele Jahre, und trotzdem erscheint erst jetzt ein gemeinsames Projekt.

Shankar: Das kannst du fast jeden Musiker fragen, den wir kennen! Eigentlich sind wir darüber gestolpert. Einer der Koproduzenten des Albums, Gaurav Raina, zu dem wir beide ein enges Verhältnis haben, brachte die Geschichte dann letztlich ins Rollen. Wir beide verbrachten einige Zeit mit ihm, unabhängig voneinander, trafen uns dadurch aber des Öfteren und entschieden, aus Spaß ein bisschen Musik zusammen zu machen. So fing es an.

„Ich vergleiche mich musikalisch
auch überhaupt nicht, ich bin
glücklich mit dem, was ich mache,
und mein Publikum ist toll.“

(Anoushka Shankar)

Kale: Ja, richtig. Es war mehr so, dass wir irgendwann dachten, es sei eine gute Idee. Wir hatten schon gelegentlich miteinander gearbeitet und ein paar Sachen geschrieben, und es wurde irgendwann klar, dass wir das ausbauen und ein Album fertigstellen sollten.

Anoushka, die CD dürfte sich ja ziemlich von dem unterscheiden, was du bisher gemacht hast.

Breathing Under Water 2007

Shankar: Völlig! (lacht) Völlig anders. Ich habe bislang nur ein Album gemacht, das nicht klassische Sitarmusik zum Gegenstand hatte, doch auch das ist ganz anders. Diesmal war alles viel mehr an Liedern orientiert, es ist meine erste Erfahrung mit westlichen Akkordstrukturen, mit englischen Texten oder zum Beispiel der Arbeit mit einem Streichorchester. Es ist wohl mein bislang ambitioniertestes Projekt.

War es dir wichtig, Mitproduzentin des Albums zu sein?

Shankar: Schon, denn es ist etwas Neues für mich. Breathing Under Water ist erst das zweite Album, das ich produziere oder koproduziere, obwohl ich insgesamt schon fünf gemacht habe. Es ist schon großartig, diese künstlerische Freiheit zu haben und auch die Kontrolle über das, was man macht. Es bereitet mir definitiv Freude, das weiterzuverfolgen, zu vertiefen.


zurück


Home


vor


Valid HTML 4.01!

Interesse? Dann brauchst Du die Zeitschrift!
Also den Folker! preiswert testen mit dem Schnupper-Abo!

Mehr über Indian Summer
im Folker! 1/2008