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Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Luigi Lauer über

Cantos Classic Titles -

The Cantos Collection of World Music Legends

go! www.frochotmusic.com

Bembeya Jazz National
Bembeya Jazz National
(9 Tracks, 72:29)

Ami Koita

Ami Koita
(12 Tracks, 73:25)

Boubacar Traore
Boubacar Traoré
(10 Tracks, 59:31)

Le Rail Band feat. Mory Kante
Le Rail Band Feat. Mory Kanté
(7 Tracks, 61:36)

Cantos Ismael Lo
Ismael Lo
(10 Tracks, 47:38)

Koffi Olomide
Koffi Olomidé
(11 Tracks, 71:54)

Les Ambassadeurs feat. Salif Keita
Les Ambassadeurs Feat. Salif Keita
(7 Tracks, 72:19)

Orchestre Baobab
Orchestra Baobab
(12 Tracks, 77:32)

Tabu Ley Rochereau
Tabu Ley Rochereau
(12 Tracks, 62:57)

Ein ehrgeiziges Projekt, das Cantos da in die Wege geleitet hat, und man darf gespannt sein, ob und wie lange die Reihe fortgeführt wird. Bei den vorliegenden ersten neun CDs kommen bis auf Tabu Ley Rochereau und Koffi Olomidé, beide aus dem zentralafrikanischen Kongo (Kinshasa), alle Künstler aus Mali, Guinea und Senegal, also Westafrika. Der Titel „World Music Legends“ lässt vermuten, dass nicht nur die Westafrika-Abteilung der Weltmusikklassiker fortgeführt werden soll, schließlich endet die Weltmusikwelt nicht an den Konturen eines Kontinents. Und innerhalb dessen sind einige der wichtigsten Musiker Westafrikas wie Youssou N’Dour, Baaba Maal, Oumou Sangare, Ali Farka Touré und viele andere (noch) nicht vertreten. So nebenbei hätten auch Salif Keita (hier mit den Ambassadeurs) sowie Mory Kanté (hier mit der Rail Band) sicher eine Betrachtung als Solokünstler verdient. Warten wir das also mal ab und schauen, was die ersten neun Alben zu bieten haben.

Eines wird gleich klar: Hier geht es retrospektiv zu - nur bei Ismael Lo und Koffi Olomidé sind Lieder der jüngeren Vergangenheit vertreten. Wie aber steht es um die Auswahl? Nun, bei Ismael Lo ist der Fokus eindeutig auf die Popsongs gerichtet, und da leider auf reichlich überproduzierte, weniger auf seine Singer/Songwriter-Qualitäten. Repräsentativ ist das leider nicht. Mehr Fingerspitzengefühl, diesmal erfreulich unrepräsentativ, hat man ausgerechnet bei Koffi Olomidé bewiesen. Dem ist seit vielen Jahren sein Outfit wichtiger als der musikalische Inhalt, er verkam zur schlechten Kopie seiner selbst. Hier hat Cantos wirklich schöne Titel ausgewählt, solche wie „Henriquet“, die den exzellenten Sänger und Texter ins Ohr bringen. Großes Lob. Doch wer die teils beeindruckenden Gastsänger sind, erfahren wir nicht. Beim Orchestra Baobab fällt angenehm auf, dass mit „On Verra Ça“ einer ihrer besten Hits vertreten ist, während schon gleich das nicht minder wunderbare „Boulmamine“ fehlt. Und weiter: Salif Keita ohne „Mandjou“ geht eigentlich gar nicht, und „Soundjata“, das vertonte Geschichtsbuch Malis, fehlt sowohl bei ihm als auch bei Mory Kanté. Das aber sind wirklich Klassiker - und nicht weniger verspricht der Titel der Reihe, gedruckt auf jedes Album.

Eine hübsche Überraschung dafür auf der CD von Bembeya Jazz: Dort gibt es eine Version von „Yéké Yéké“, dem Diskohit Mory Kantés von 1987, gesungen vom großartigen Sékouba Bambino Diabaté. Auf der anderen Seite wird auf dem Album kein einziges Lied von Aboubacar Demba Camara gesungen, einem der Götter im westafrikanischen Vokalpantheon, auch nach seinem Tod 1973. Und wird die Gitarre von Bandleader und Superstar Sékou „Diamond Finger“ Diabaté gespielt oder von einem seiner zahlreichen Kopisten? Kein Wort auch davon, dass er gerade an einem neuen Bembeya-Album in Gambia arbeitet.


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im Folker! 6/2007