Wen der Bandname „Kelpie“ neugierig macht, der stößt bei der Recherche im Internet auf irreführende Erkenntnisse: Seitenweise finden sich Informationen über Hundezucht. Schottische Einwanderer hatten im 19. Jahrhundert eine Colliehündin namens Kelpie nach Australien gebracht, aus deren Nachkommen dortige Schaffarmer die gleichnamige Rasse von Hütehunden züchteten. Aber dies ist, obzwar Schottland am Ende doch eine Rolle spielt, erst mal eine völlig falsche Spur. Bei „Kelpie: Erzählungen, Geschichten und Legenden“ sind wir dann jedoch in der richtigen Rubrik angelangt - Kerstin Blodig aus Norwegen und Ian Melrose aus Schottland verwoben die mythischen Kreaturen ihrer beiden Länder in ihrem Bandnamen und in ihren meist norwegisch gesungenen Geschichten. „Diese Vorstellung von unirdischen Wesen“, so Kerstin Blodig, „gefiel uns - das Bild, wie die Kelpies in Gestalt weißer Pferde an Ufern und Gewässern stehen und darauf lauern, dass jemand vorbeikommt. Aber sobald sich einer aufsetzt, geht es runter ins Wasser und der Reiter wird nie mehr gesehen.“ Ein gerüttelt Maß an Phantasie, gitarrenbetonte Musik - denn beide Kelpie-Mitglieder sind ja, was sie auch in anderen gemeinsamen Projekten wie Norland Wind oder auf Solopfaden ausleben, in erster Linie Gitarristen -, aber auch die Hinzuziehung von diversem, anders geartetem Instrumentarium begründen die außerordentliche Ausdruckskraft ihrer oft traditionell mikrotonal gesungenen Lieder, Balladen oder orchestralen Stücke. Die meisten Titel des neuen Kelpie-Albums Var Det Du - Var Det Deg? stammen dann auch aus dem Liverepertoire der Band, andere wiederum, so erläutern Kerstin Blodig und Ian Melrose im Folker!-Gespräch, sind Kompositionen, die eigens für Kai-Uwe Küchlers Diavortrag über die Fjordlandschaft Norwegens entstanden. Und das sei ja auch eine sehr mythische Weltgegend ... Von Carina Prange |
Kelpie unterwegs: 28.11.07: Göttingen, Apex 29.11.07: Osnabrück, Lutherhaus 01.12.07: Nieuwegein (NL), Theater de Kom (Workshops und Konzert) 02.12.07: Amen (NL), Café de Amer 03.12.07: Eindhoven (NL), Theatercafé 07.12.07: Brielle (NL), Brestheater 08.12.07: Meeden (NL), Dorpshuis 09.12.07: Vlissingen (NL), Arsenaaltheater 11.12.07: Oentsjerk (NL), Staniastate (Folk in De Walden) 15.12.07: Berlin, Passionskirche (Celtic Music Festival mit Norland Wind) 21.02.08: Hamburg-Bahrenfeld, Bahrena 22.02.08: Bremen, Schnürschuhtheater 23.02.08: Buxtehude, Theater im Hinterhof 29.02.08: Neunkirchen, Stummsche Reithalle 02.03.08: Allstedt, Burg |
Woher kam die Idee, euer Projekt nach einem Wasserdämon zu benennen? Soll eure Musik ebenfalls den Hörer in den Bann ziehen, wollt ihr sozusagen musikalisch Leute verführen?
Kerstin Blodig: (lacht) Nein, aber wir möchten die Leute auf eine musikalische Reise mitnehmen - mitten hinein in die Mythen, in die Sagenwelt! Mit durchaus flotten Stücken wollen wir zwischendurch ein bisschen aufrütteln und gerne auch zum Mitmachen, Mitsingen animieren. Das ist fester Bestandteil unseres Konzertprogramms.
Ihr arbeitet ja nicht nur im Duo Kelpie zusammen, sondern auch in der Band Norland Wind, wo ihr euch wohl auch kennen gelernt habt. Wodurch grenzt sich Kelpies Musik von euren anderen diversen Projekten ab?
Ian Melrose: Der norwegische Anteil in Kelpie ist ganz klar sehr groß - und auch sehr dominant, wenn man so will. Im Duoformat können wir allerdings sehr viel ausleben und ausprobieren. Das auszuloten, was man so alles erreichen kann, ist die Herausforderung in einer kleinen kammermusikalischen Besetzung. Und das ergibt zwangsläufig einen anderen Sound, insbesondere in Verbindung mit der norwegischen Sprache. Im Kelpie-Programm spiele ich außerdem auch die Celtic Flute, was dem zusätzlich einen anderen Klang verleiht. Und die Art des Improvisierens ist ebenfalls anders als beispielsweise bei Norland Wind.
Kerstin Blodig: Die Musik von Kelpie ist auch nicht so eingängig wie bei Norland Wind. Ich sage immer, Norland Wind ist Schwiegermutter-kompatibel. Da kommt irgendwie nichts Schlimmes. Kelpie hingegen ist durchaus ein bisschen kantig, ein bisschen dissonant. Also wesentlich experimentierfreudiger und für mich daher viel interessanter!
Wie ist bei Kelpie das Verhältnis von traditioneller zu zeitgenössisch orientierter Musik?
Kerstin Blodig: Sehr viele Stücke, die wir spielen, sind im Ursprung tatsächlich Traditionals. Aber wir arbeiten auch eine ganze Menge mit neuen Ideen, mit modernen Klangvorstellungen. Ich spiele in meinem Soloprogramm eine Gitarre, die sehr groovig klingt, und setze teilweise Tapping- und Slapping-Techniken ein - und das ist sicher nicht traditionell. Das ganze Material wird grundsätzlich von uns stark bearbeitet. Ian hat außerdem eine ausgesprochene Ader für den Jazz.
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