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Auswahldiscographie: Sie hat’s gewußt (Buschfunk, 1992) Die Lieder, Vol. 1-3 (Buschfunk, 1997) Wege (Buschfunk, 1998) Alles was ich wünsche (Buschfunk, 2001) Mein Bruder - jüdische Lieder (mit Karsten Troyke; Buschfunk, 2003) Die Liebeslieder (Do-CD; Buschfunk, 2004) |
Bettina Wegner unterwegs: 02.11.07: Merseburg, Ständehaus 03.11.07: Coswig, Villa Teresa 04.11.07: Rostock, Nikolaikirche 09.11.07: Zittau, St. Johanniskirche 10.11.07: Grimma, Frauenkirche 11.11.07: Crottendorf, Friedenskirche 16.11.07: Berlin, Passionskirche 17.11.07: Wittenberg, Phönix Theater 23.11.07: Cottbus, Weltspiegel 24.11.07: Hannover, Markuskirche 25.11.07: Teistungen, Kirche 30.11.07: Weimar, Mon Ami 13.12.07: Zürich (CH), Volkshaus 14.12.07: Basel (CH), Volkshaus 15.12.07: Marienberg, Baldaufvilla |
www.bettinawegner.de |
Bettina Wegner singt, was sie denkt. In schnörkelloser Poesie, die die Dinge beim Namen nennt. Sie studiert an der Schauspielschule in Ostberlin, ist Mitbegründerin des Hootenanny-Klubs, des späteren Oktoberklubs.1968 verteilt sie Flugblätter gegen die Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der damaligen Tschechoslowakei. Die Folgen: Exmatrikulation, Untersuchungshaft, Verurteilung wegen „staatsfeindlicher Hetze“, zwei Jahre zur „Bewährung in der Produktion“. Die übliche Art, widerständige Intellektuelle abzustrafen. Als Bettina Wegner 1976 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert, werden ihre Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt. Ab 1978 tritt sie verstärkt im Westen auf, hier erscheint ihre Platte Sind so kleine Hände. Ihr größter Erfolg. 1983 wird sie vor die Wahl gestellt: Ausbürgerung oder Knast. Sie geht. Im Westen tritt Bettina Wegner bei Antifa-Veranstaltungen auf, organisiert Mahnwachen gegen die Todesstrafe, spielt in Flüchtlingslagern. Seit den 90ern wird sie von Musikern der Gruppe L’art de Passage begleitet, bei vielen Konzerten singt sie zusammen mit Karsten Troyke. 2005 feiert Bettina Wegner ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum, seit Anfang 2007 ist sie auf Abschiedstournee. Sie, die immer den aufrechten Gang geübt hat, hält den Druck im Unterhaltungsgeschäft nicht mehr aus. „Es wird gefeilscht wie um eine alternde Hure. Natürlich habe ich meinen Preis, aber dass du dich nicht mehr als Mensch, sondern als Ware fühlst, damit kann und will ich mich nicht mehr abfinden.“ Am 4. November wird Bettina Wegner 60 Jahre alt.
Von Sylvia Systermans
„... gerade, klare Menschen wären ein schönes Ziel. / Leute ohne Rückrat haben wir schon zu viel.“ Bettina Wegner ballt die Hände zu Fäusten, als wollte sie ihrer dunklen, vollen Stimme Nachdruck verleihen. Das Publikum lauscht andächtig. Der letzte Akkord verklingt, tosender Applaus. Bettina Wegner ist sichtlich gerührt von so viel Zustimmung. „Vielleicht ist das auch ein Dankeschön, dass ich so lange durchgehalten habe auf der Bühne.“ Sie lacht. Mit den „kleinen Händen“ begann 1978 ihre Karriere im Westen. Jetzt singt sie das Lied vom aufrechten Gang bei ihrer Abschiedstournee. Sie inhaliert einen tiefen Zug aus der obligatorischen Zigarette. Wenn ihr Leute im Konzert zurufen „Mach weiter, mach weiter!“, sitzt ihr ein Kloß im Hals. Sie würde gerne weitermachen, aber sie kann nicht mehr: „Ich mach’ das jetzt fast 40 Jahre als Beruf. Und der ist so verludert geworden. Dieses Geschacher um die Preise, wenn du nicht alleine deine Gitarre spielst. Aber ich habe eben Musiker, und dann geht das los: ‚Ach, nee, das ist ein Risiko, die verlangen zu viel Honorar.‘ Ich werde nicht jetzt, wo meine Stimme besser ist als zu den Zeiten, wo keiner um das Honorar gefeilscht hat, sagen: ‚Na ja, ich singe jetzt zwar besser, aber zahlt mir am besten gar nichts.‘ Unter den Bedingungen kann ich den Beruf nicht mehr ausüben. Meine Knochen sind kaputt, ich möchte wenigstens die Seele behalten. Ich habe es satt, Risiko zu sein.“
Der Vorwurf ist ihr nur allzu vertraut. Schon im Arbeiter- und Bauernstaat stufte man Bettina Wegner als „Risiko“ ein - wenn auch unter anderen Vorzeichen, etwa als sie 1968 während des Prager Frühlings Flugblätter gegen die Intervention in die damalige CSSR verteilt und nach einigen Sanktionen zwei Jahre zur „Bewährung in die Produktion“ gesteckt wird. Wieder auf freiem Fuß, arbeitet sie zunächst in der Berliner Stadtbibliothek, holt das Abitur nach, macht eine Ausbildung zur Sängerin am Zentralen Studio für Unterhaltungskunst. Seit 1973 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Ihre kritischen Lyrikveranstaltungen „Eintopp“ und „Kramladen“ werden von Staats wegen verboten.
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