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Die schönste Verbindung zwischen zwei Noten

Katie Melua

Katie Melua

Weit mehr als ein Popsternchen

Der ein oder andere Leser wird sich wohl fragen, was denn Katie Melua im Folker! zu suchen hat, denn die junge Musikerin kennt man eigentlich eher aus den bunten Gazetten. Aber die Tatsache, dass die Mainstream-Medienlandschaft Melua häufig als Popsternchen präsentiert, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Musikerin die Bühne betritt, die weit mehr ist als das, was gerne aus ihr gemacht wird. Und die weit mehr kann.

Discographie:
Call Off The Search

(Dramatico Records, 2003)
Piece By Piece

(Dramatico Records, 2005)
Pictures

(Dramatico Records, 2007)
DVDs:
On The Road Again

(Dramatico Records, 2005)
Concert Under The Sea

(Dramatico Records, 2007)
Katie Melua unterwegs:
10.11.07: Basel (CH), AVO Sessions
go! www.katiemelua.de

Zieht man Superlative als Beweismittel heran, dann sind es weniger die beachtlichen Verkaufszahlen und Charterfolge - die haben andere, weit weniger begabte Künstler, ebenfalls vorzuweisen. Dafür genügt häufig schon ein gutes Marketing. Vielmehr sind es Auszeichnungen wie der World Music Award und ein zweifacher Echo, die aufhorchen lassen. Auftritte beim Stimmenfestival in Lörrach oder beim irischen World Fleadh zeugen ebenfalls davon, dass hier eben nicht nur ein Showstar zugange ist, sondern eine ernstzunehmende Musikerin und Songwriterin. Der Folker! hatte Gelegenheit, sich mit Katie Melua, die der Trierische Volksfreund als „die schönste Verbindung zwischen zwei Noten“ bezeichnete, im Vorfeld eines Konzertes in Frankfurt/Main zu unterhalten.

Von Markus Dehm

Katie Melua

Im Alter von 15 Jahren hast du mit einem Mariah-Carey-Song bei einer Talentshow mit dem Namen „Stars Up Their Nose“ teilgenommen. Es war aber doch wohl nicht dieses Event, das dich zur Musik gebracht hat - oder?

Nein. Mit etwa acht Jahren habe ich begonnen, Musik zu machen. Die Teilnahme an dem Wettbewerb war eigentlich nur ein Scherz, nichts wirklich Ernstzunehmendes. So richtig ernsthaft habe ich mich mit Musik erst ein paar Jahre später beschäftigt, als ich die BRIT School Of Performing Arts and Technology besuchte, wo ich schließlich auch Mike Batt, meinen Produzenten kennen lernte.

Katie Melua

Lass mich trotzdem noch einmal auf die bereits erwähnte Show zurückkommen, da solche Veranstaltungen weltweit wie Pilze aus dem Boden schießen und viele junge Menschen ihre Hoffnungen daran knüpfen. Wie denkst du über diese Wettbewerbe?

Ich denke, bei diesen Sendungen handelt es sich lediglich um Fernsehunterhaltung. Mir ist kein wirklich großer, bedeutender Künstler in Erinnerung, der einer solchen Show entsprungen ist. Viele gehen dort nur hin, weil sie berühmt werden wollen. Ihnen geht es nicht darum, gute Musiker zu werden. Die Fernsehanstalten und die Plattenfirmen sind sehr kontrollierend. Sie bestimmen letztlich, wie sich die jungen Leute zu präsentieren haben, was sie singen sollen, wie sie sich zu kleiden haben. So betrachtet, lehne ich diese Shows ab. Andererseits gibt es vielen Menschen die Hoffnung, es einmal bis ganz nach oben zu schaffen. Wenn das ihr wichtigstes Ziel ist, dann sollen sie eben teilnehmen.

Es war Eva Cassidy, auf die du als Teenager gestoßen bist und die dich offenbar sehr fasziniert hat. Nun ist die Musik von Eva Cassidy nicht gerade typische Teeniemusik. Hast du dich je für Boy- und Girlgroups interessiert?

Klar, als ich zwölf war, habe ich die Spice Girls gehört und Take That, später waren es dann beispielsweise Missy Elliot oder Eminem. Das war eben damals der Mainstream. Aber diese Musik hat mir nicht wirklich etwas bedeutet. Eva Cassidy war die erste Künstlerin, deren Lieder mir etwas bedeutet hat, die mich wirklich berührt hat, emotional berührt. Vergleiche ich ihre Musik beispielsweise mit der von Missy Elliot, dann sprechen mich die schlichten, akustischen Songs von Cassidy einfach viel mehr an, wenngleich auch Missy Elliot grundsätzlich einen guten Job macht. Allerdings war ich bereits so 17 oder 18 als mir Eva Cassidy zum ersten Mal zu Ohren kam. Das führte mich dann zur Musik von Dylan, Joni Mitchell und anderen. Als ich merkte, wie phantastisch Musik klingen kann, war für mich die Entscheidung klar, das als Beruf zu machen.


KATIE MELUA
Pictures

(Dramatico DRAMCDOO35)
12 Tracks, 44:46

Das Beste kommt immer am Schluss. Diese häufig bemühte Aussage ist vermutlich ebenso oft richtig wie falsch. Im Falle des dritten Katie-Melua-Albums Pictures stimmt sie. „In My Secret Life“ heißt der Song, den die Musikerin als Schlusslied auf ihrer aktuellen Scheibe zum Besten gibt; und bei Leonard-Cohen-Fans klingelt es bei diesem Titel natürlich sofort. Der Altmeister hat den Song nämlich geschrieben und bekannt gemacht. Auch auf die Gefahr hin, dass ich Cohen-Fans jetzt auf die Zehen trete - hören möchte ich das Lied fortan nur noch von Katie Melua. Und das obwohl ich das Original ebenfalls sehr schätze. Allerdings hat die CD, bei der wie immer Meluas musikalischer Mentor Mike Batt Regie führte, noch mehr zu bieten - wenngleich nichts wirklich Neues. Das Album schließt mehr oder weniger nahtlos an die beiden Vorgänger an, und Katie Melua spricht denn auch selbst von einer Trilogie. Natürlich gibt es den ultimativen Lovesong - oder eigentlich gleich mehrere davon. Etwas, aber wirklich nur etwas düsterer geht es in „If The Lights Go Out“ zur Sache, während das Stück „Mary Pickford“ an die Zeiten erinnert, als Charlie Chaplin & Co. noch das Sagen auf den Filmleinwänden dieser Welt hatten.

Musikalisch ist Katie Melua breitgefächert und hat dem geneigten Hörer eine Menge zu bieten, bleibt nur zu wünschen, dass manche der Songtexte in Zukunft noch ein Stück weit anspruchsvoller werden.

Markus Dehm

 

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Mehr über Katie Melua
im Folker! 6/2007