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Der Beginn dieser Geschichte lässt sich recht präzise datieren. Im Jahre 1635 erlitten zwei spanische Sklaventransporter Schiffbruch vor der Karibikinsel St. Vincent. Die westafrikanische Fracht konnte fliehen und wurde von der karibisch-indianischen Bevölkerung so freundlich aufgenommen, dass eine neue Volksgruppe entstand: die Garifuna. So jedenfalls lautet die am weitesten verbreitete und von den Garifuna selbst gestützte Darstellung. Zumindest ebenfalls überliefert und die Version untermauernd ist, dass die Inselbewohner gerne Feuerchen machten, um Schiffe auf die Sandbänke zu lotsen und dort die Ladung zur Deckung des Eigenbedarfs zu löschen - Wein und Musketen waren besonders begehrt. Die Besatzung wurde in der Regel nicht mehr benötigt. Heute, mehr als 370 Jahre später, ist Andy Palacio der bekannteste Vertreter der Garifunakultur.
Von Luigi Lauer
Wein und Waffen, sie hängen unheilvoll zusammen. Ausgerechnet die Briten, nicht unbedingt der edlen Küche verdächtig, waren die ersten, die Flaschen verkorkten. Der Kork kam aus Spanien, der Wein ebenfalls. Wie man den Korken wieder aus der Flasche herausbekommt, wurde ebenfalls in Großbritannien herausgefunden, die hatten das Ding schließlich auch hineingesteckt. Fast zur selben Zeit, als die beiden Schiffe in der Karibik sanken, kamen britische Soldaten auf die Idee, eine Metallspindel, mit der feststeckende Geschosse aus Musketen geholt wurden, zum Entkorken von Weinflaschen zu nutzen. Den Korken konnte man fortan vollständig in den Flaschenhals drücken. 1795 wurde eine Weiterentwicklung als Korkenzieher zum Patent angemeldet. Der Krieg als Vater aller Sommeliers also. Beim Heraklit!
Mit Korkenziehern brauchten sich die Inselbewohner aber anfänglich nicht herumzuschlagen, die gekaperten Schiffe brachten den guten Trunk gleich fassweise mit. Ob dies die Kopulationsbereitschaft förderte, ist nicht überliefert. Fest steht aber, dass die Garifuna (eigentlich im Plural Garinagu, während Garifuna eine Einzelperson oder die Sprache benennt - doch wir schließen uns hier der Praxis Andy Palacios an) zu einer eigenständigen Volksgruppe wurden, die sich lange Zeit erfolgreich gegen Unterwerfungsbemühungen der Franzosen, Spanier und Briten wehrte, nie versklavt wurde und sich deshalb ausbreitete. Mitte des 18. Jahrhunderts stritten diese Kolonialmächte um Besitzungen in Mittelamerika und der Karibik, mehrere Friedensverträge hielten nicht lange. Die Briten besiegten schließlich eine Allianz von Franzosen und Garifuna und siedelten letztere auf Inseln vor Honduras um, von wo aus diese mit spanischer Hilfe 1797 aufs Festland gelangten, ganze 2.250 Leute. Auf etwa 150.000 bis 200.000 Menschen schätzt man sie heute.
„In wissenschaftlichen Kreisen ist die Geschichte der Garifuna recht gut bekannt“, sagt Palacio. „Der Unterschied heute ist, dass mehr Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, auch dadurch, dass wir auf Tournee gehen und Platten veröffentlichen, die ein größeres Publikum ansprechen. Wir sind die Nachfahren von Afrikanern, die sich mit den karibischen Ureinwohnern und den Arawak-Indianern vermischten, lange bevor die Europäer dort anlandeten.
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