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www.planet-dz.com www.undergroone.com www.louzine.net | ||||
Wer je eine eMail nach Algerien geschickt hat, weiß es: „dz“ ist die Abkürzung für „Djazaïr“, also für Algerien (wie „de“ für Deutschland). PlaNet DZ heißt der Verein, der in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert und algerische Kultur in Frankreich bekannt macht. Sitz des Vereins ist eine alte Fabrik, die so genannte „Louzine“ im Pariser Vorort Arcueil. Wie einst ihre Eltern als Gastarbeiter gehen die Künstler „in die Fabrik“ zur Arbeit. Im folgenden Beitrag geht es um den Pariser „Planeten Algerien“, der im Internet fast 10.000 Abonnenten zählt.
Von Martina Zimmermann
Begrüßungsküsschen hier, Diskussionen dort, das Telefon klingelt und die Kaffeemaschine läuft fast ununterbrochen: Wer Ourida Yaker in der ehemaligen Fabrik am Stadtrand von Paris besucht, landet inmitten der lebendigen Maghrebszene Frankreichs. Ein Maleratelier, ein Aufnahmestudio, Proberäume und mehrere Büros sind in dem etwas baufälligen Haus untergebracht. Von hier aus betreibt die 42-jährige Yaker vor ihrem Computer den „Planeten Algerien“. „Vor zehn Jahren brauchte es unbedingt einen Ort für all diese Künstler, die aus Algerien kamen und die in Frankreich arbeiteten, von denen man aber nichts in den Medien hörte“, erinnert sie sich, die Ende 1996 mit Ehemann und zweieinhalbjähriger Tochter von Algier nach Paris kam. Ihr Mann, ein Journalist, machte ein einjähriges Praktikum. Er besitzt einen französischen Pass, seine Frau hat eine deutsche Mutter, und so hatten die beiden - anders als viele andere Algerier - nie Probleme mit den Papieren. In Algerien waren damals die „schwarzen Jahre“ des Bürgerkriegs, der Attentate, Morde und Massaker. Yaker hatte in Algier in einer Filmproduktionsfirma gearbeitet: „Wir hatten immer weniger Ausdrucksfreiheit. Wir blieben nicht wegen des Terrors in Algerien in Frankreich, sondern wegen der allgemeinen Stimmung, wegen des sozialen Drucks, wir fühlten uns dort wie in einem inneren Exil.“
Mit zwei anderen Landsleuten schuf sie die Website „planet-dz.com“. „Die Freiheit im Internet, wo man alles bringen konnte, über sich selbst oder die anderen, war wunderbar!“ Bereits in den ersten Tagen zählte die Internetseite täglich 200 Besucher. „Das zeigte, dass ein Bedarf bestand“, meint Ourida Yaker. „Die Fabrik hier in Arcueil ist ein physischer Raum für uns, und im Internet haben wir einen virtuellen Raum geschaffen für unsere Kulturen, die sehr vermischt sind. Manche Musiker kommen aus Algerien, aber sie sind von Musikstilen aus der ganzen Welt beeinflusst. Das macht Algerien aus! Bloß kein Ghetto!“
„In Frankreich gibt es heute wirklich eine musikalische Landschaft des Maghreb“, meint Mamia Chérif begeistert. Sie ist eine der jüngsten Entdeckungen von PlaNet DZ. Chérif vermischt Jazz mit Rhythmen aus Nordafrika, singt Billie Holiday auf Arabisch und sieht ein bisschen aus wie Édith Piaf (deren Großvater ebenfalls aus der algerischen Kabylei stammte). „Ich gebe Unterricht in Musikschulen“, erklärt sie. „Ein Jazzschlagzeuger muss heute auch die Darbuka spielen können, das gehört in Frankreich dazu.“ Double Vie heißt ihr soeben erschienenes Album. „Ich wurde in Frankreich [in Lille; Anm. d. Verf.] geboren, und ich wollte davon erzählen, was wir Franzosen algerischer Herkunft erlebt haben.“ „Couscous Béchamel“ (dt. „Kuskus mit Béchamelsoße“) heißt der Titel, der mit seinem Swing zum Hit werden könnte. „Ich koche gerne und wollte diese doppelte Kultur ausdrücken. Das ergab den Song ‚Couscous Béchamel‘. Ich weiß nicht, ob das sehr gut schmeckt, aber es geht ja hier vor allem um die Begegnung miteinander.“
In den zehn Jahren seiner Existenz verhalf PlaNet DZ interessanten Künstlern zu einer Plattform, wie dem frankomarokkanischen Sänger Youss (auch bekannt als Mouss), der gerade sein erstes Album vorbereitet. Der Künstler legt den Titel „Thé À La Menthe“ auf: Musikalisch erinnert das Chanson an Brassens oder Django Reinhardt, der Text erzählt auf Französisch und Arabisch vom Leben zwischen zwei Kulturen. Youss kam mit zwei Jahren aus Marokko in eine Siedlung in Salbris in der Sologne in Mittelfrankreich, „ein Land der Wildschweine, der Wälder und der großen Anwesen“. Youss war einer der ersten Rapper Algeriens, er gehörte zur legendären Band Intik. Heute singt er auch Reggae und Chanson. „Ich wollte romantischere Texte schreiben.“
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