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„Ortstermin spezial“:

Unterwegs im „Auftrag des Herrn“

Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan

Tollhaus, Karlsruhe, 26.3.2007

Der „Meister“ rief und alle kamen, könnte man sagen, denn das Tollhaus war an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. Allerdings sollten diejenigen, die dem Ruf gefolgt sind, reich entlohnt Zeichnung Niedecken und Dylan werden. Wolfgang Niedecken machte seine Einführung kurz und verwies hierbei auf Dylan, der bei seinen Konzerten auch häufig etwas schmallippig sei, und schließlich, so bemerkte er augenzwinkernd, stehe er hier nicht als Wolfgang Niedecken, sondern sei im „Auftrag des Herrn“ unterwegs. Niedecken las immer relativ kurze Abschnitte, um, wie er sagte, sich selbst vor dem Einschlafen zu bewahren. Nach jedem Leseabschnitt folgte ein Dylan-Song, 14 sollten es am Ende werden, nebst einem ausgiebigen Zugabenblock.

Auf einer Leinwand wurden in permanenter Abfolge diverse Fotos von Dylan und einigen seiner Lebensstationen eingeblendet, und zeitweise vergaß man Bob Dylan 2004 beinahe, dass der „Meister“ nicht selbst auf der Bühne stand. Eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit Wolfgang Niedeckens mit ihm verstärkte dieses Gefühl natürlich noch. Vielleicht mit ein Grund, weshalb der Verlag Hoffmann und Campe gerade ihn auswählte, das Hörbuch zu Chronicles, des ersten Teils der Autobiographie Bob Dylans, zu lesen, aufgrund dessen es überhaupt zu diesem Solopramm kam. Aber es sind beileibe nicht nur solche Äußerlichkeiten, die Niedecken für die Dylan-Rolle prädestinieren. Viel entscheidender ist, dass er den Ton seines Vorbilds vorzüglich trifft - gemeint ist das „Coole“ in Dylans Art und Weise sich zu artikulieren. Niedecken geht in dieser Rolle auf, das ist deutlich zu spüren.

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Markus Dehm

„Der hat auch Anspruch auf ein wenig Ruhe“

Niedecken über Dylan

website
go! www.bap.de
 

Im nebenstehenden Beitrag berichtet Markus Dehm über eine Lesung von Wolfgang Niedecken aus Dylans Autobiographie Chronicles. Wir wollten von dem BAP-Frontmann und Dylan-Fan etwas mehr über seine Haltung gegenüber dem Musiker erfahren, den er als „Einstein der Musik“ bezeichnet. Chronicles Hörbuch Telefonisch gab Niedecken dem Folker! Auskunft.

Sie sagen, dass Bob Dylan ihr ganz großes musikalisches Vorbild sei. Nun dauert die Musikerkarriere von Dylan ja bereits seit Jahrzehnten an. Gibt es da eine Epoche, mit der sie sich besonders identifizieren?

Nicht unbedingt eine Epoche. Klarer Auslöser meiner Begeisterung für Dylan war der Song „Like A Rolling Stone“, der mir erstmals zu Ohren kam, als ich noch in einer Schülerband spielte. Die Wirkung des Songs auf mich war so, als ob man in einem miefigen Raum sitzt und plötzlich reißt einer die Wolfgang Niedecken Fenster auf, um frische Luft reinzulassen.

Haben Sie Bob Dylan schon persönlich kennen gelernt?

Der Regisseur Wim Wenders hat uns einmal bekannt gemacht, aber das war nur ein kurzes Treffen. Wir, das heißt BAP, sind auch schon bei Konzerten aufgetreten, bei denen Dylan ebenfalls im Line-up war. Da hätte es natürlich Gelegenheiten gegeben, sich etwas ausführlicher mit ihm zu unterhalten, aber irgendwie will man dem Mann nicht immer auf die Pelle rücken. Der hat auch Anspruch auf ein wenig Ruhe.

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Die Fragen stellte Markus Dehm


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im Folker! 3/2007