back

Zukunft braucht Herkunft

Neue Schweizer Volksmusik

Eine archaische Welt zeitloser Klänge

website
go! www.doppel-bock.ch
go! www.tritonus.ch
 
auswahldiscographie

Tritonus
Alte Volksmusik in der Schweiz
(Zytglogge, 1991)
Alpan
(Zytglogge, 2006)

Doppelbock
Hudi und anderi Gääggeler
(Narrenschiff, 2001)
Rund um de Buuchnabel
(Narrenschiff, 2003)
Obio!
(Narrenschiff, 2006)

eCHo
S hät deheim en Vogel xunge
(Narrenschiff, 2001)
Pro Helvetia
(Narrenschiff, 2003)

Vertrieb aller CDs: go! www.oldsongsnewsongs.de


 

„Ich spiele Hudigäggeler“, beantwortet Dide Marfurt Fragen, was für Musik er denn mache. Da erntet er jeweils nur ungläubiges Staunen. Die Schweizer Volksmusik wird von der aufgeklärten, urbanen Schweiz oft belächelt. „Hudigäggeler“, wie der Schweizer Ländler spöttisch genannt wird, spielen Bauern und Hinterwäldler. Gegenwärtig sprießen in der Schweiz aber einige gar nicht so zarte neue Volksmusikpflänzchen - und die werden durchaus wahrgenommen in der Stadt. Die Musiker Urs Klauser von der Gruppe Tritonus und Dide Marfurt, Kopf von Doppelbock und eCHo, reden im Folker!-Gespräch über die aktuelle Entwicklung in der Alpenrepublik.

Von Martin Steiner

Ihr macht neue Schweizer Volksmusik. Was ist das?

Marfurt: Ich habe Mühe mit dem Begriff. Wir machen Volksmusik.

Klauser: Vielleicht müsste man sagen „Volksmusik, neu interpretiert“.

Marfurt: Ja, wir haben da einen neuen Ansatz. Neben alten Instrumenten wie Drehleier, Dudelsack und dem Schwyzerörgeli [typisch schweizerisches, diatonisches Akkordeon; Anm. d. Red.] verwenden wir Elektrobass, Cajon oder Bouzouki. Die kommt aus dem Folk. Wir bringen gewissermaßen neue Grooves herein.

TRITONUS - Alpan TRITONUS - Alte Volksmusik in der Schweiz DOPPELBOCK - Hudi und anderi Gääggele eCHo - Pro Helvetia
  DOPPELBOCK - Rund um de Buuchnabel eCHo - S Hät deheim en Vogel xunge DOPPELBOCK - Obio!  

Klauser: Wir unterscheiden uns da insofern, dass wir eher einen historisch-wissenschaftlichen Ansatz pflegen. Uns interessiert, wie die Musik in der Schweiz früher tönte. Aber auch: Was können wir heute damit anfangen und wie können wir sie für Menschen des 21. Jahrhunderts zugänglich machen. Im Wissen um das Alte spielen wir deshalb auch Eigenkompositionen und experimentieren mit neuen Klängen.

Dide Marfurt
Doppelbock
eCHo
Tritonus Alpan Projekt
Urs Klauser

Kleines ABC der neuen Schweizer Volksmusik

Urs Klauser und Dide Marfurt bringen es zusammen gerechnet wohl schon auf über 60 Jahre gemeinsame Erfahrung als Duo in Sachen Folk und Schweizer Volksmusik.

Urs Klauser und Tritonus
Wer in den 70er Jahren das Folkfestival in Lenzburg besuchte, dürfte sich noch an die Zupfgyge erinnern. Das Trio intonierte neben Appenzellermusik mit Banjo und Gitarre...[mehr im Folker!]

Dide Marfurt, Doppelbock und eCHo
Als Dide Marfurt in den 70er Jahren in Irland mit einheimischen Musikern spielte, wurde er gefragt, ob es denn in der Schweiz keine Volksmusik gäbe....[mehr im Folker!]


Weitere Namen der neuen Schweizer Volksmusikszene
...[gibt's auch im Folker!]

Martin Steiner

Marfurt: Die Erneuerung der Volksmusik ist eigentlich eine alte Idee, die schon Gassmann Anfangs des 20. Jahrhunderts umsetzen wollte [Alfred Leonz Gassmann, 1876-1962, veröffentlichte verschiedene Liederbücher für Chorbesetzungen, Jodlerchöre und schrieb Volkstheaterstücke; bekannt wurde er vor allem durch seine Volksliedforschung und die daraus entstandene umfangreiche Volksliedsammlung; Anm. d. Red.]

Klauser: Gassmann war auch eine zwiespältige Figur. Einerseits müssen wir ihm für seine Forschungen dankbar sein, andererseits brachte er nationalistisches Blut- und Bodendenken in sein Schaffen.

Marfurt: Das war der Zeitgeist.

Klauser: Ja, heute wäre er vermutlich in der SVP.

Die SVP, die Schweizerische Volkspartei, wettert nicht nur erfolgreich gegen Ausländer und alles Nichtschweizerische, mit ihren „Buurezmorge“, ihren so genannten Bauernfrühstücken für Stadtmenschen, und anderen Veranstaltungen versucht die Rechte, auch einen Alleinvertretungsanspruch auf Volksmusik und Volkskultur zu erheben. Oder?

Marfurt: Wir kämpfen mit dem, dass viele Leute unsere Volksmusik in diese rechtsnationale Ecke stecken und gar nicht hinhören, was wir wirklich machen.

Klauser: Ich kämpfe auch schon seit bald 30 Jahren gegen dieses Vorurteil an. Für das, was wir machen, fiel mir andererseits noch kein besseres Wort als Volksmusik ein.

Marfurt: Ich beharre auf dem Begriff Volksmusik. Schließlich spiele ich Volksmusik. Der Begriff gehört eben allen.

Klauser: Ja, aber wo immer ich hingehe und sage, „Ich mache Volksmusik“, muss ich mich rechtfertigen. Ich fühle mich gedrängt, eine ellenlange Erklärung abzugeben. Das Thema stößt allerdings immer auf großes Interesse.

Marfurt: Ich mache das ein wenig anders, ein wenig provokativer. Ich sage, ich spiele Hudigäggeler. Da spüren die Leute schon von meiner Erscheinung her, dass sie das nicht einfach so stehen lassen können, dass sie meine Aussage hinterfragen müssen. Doch wenn ich sage, „Ich mache Hudigäggeler“, postuliere ich, dass ich auch so etwas mache.


zurück


Home


vor


Valid HTML 4.01!

Interesse? Dann brauchst Du die Zeitschrift!
Also den Folker! preiswert testen mit dem Schnupper-Abo!

Mehr über Schweizer Volksmusik
im Folker! 3/2007