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Die Homepage, www.icefestival.no, ruft interessierte Künstler explizit dazu auf, Ideen einzubringen, und das betrifft nicht nur die Musik, sondern auch das Rahmenprogramm. Das nächste Eisfestival findet vom 18. bis 22. Januar 2008 statt. | ||||
Ein Scherz? Eine Werbekampagne? Eine spinnerte Idee winterkranker Norweger, die mit der langen Dunkelheit nicht klarkommen und ihr Heil in der kristallinen Klarheit des Eises suchen? Oder doch ein ernst zu nehmendes neues Musikfestival, das sich in der kargen Landschaft üppig entwickeln will? Was auch immer: Das Eisfestival in Geilo ist einzigartig. Wo sonst wird schon ausschließlich auf Instrumenten Musik gemacht, die aus Eis hergestellt sind.
Von Luigi Lauer
Die BBC war schon da. Deutschlandradio Kultur auch. WDR Funkhaus Europa sendete einen Livebericht. HR2 war letztes Jahr schon vertreten. Und der Norwegische Rundfunk ja sowieso, mit Radio wie Fernsehen. Nicht schlecht für ein Festival, das erst zum zweiten Mal stattfand, wieder zum ersten Vollmond im Jahr. Geilo ist ein kleiner Wintersport-Ort im südlichen Norwegen, etwa in der Mitte zwischen Oslo und Bergen, 800 Meter hoch und knapp unter der Baumgrenze gelegen, die berühmte Bergen-Bahn macht hier Halt auf dem Weg nach oder von Oslo. Dutzende Loipen und Pisten und fast 20 Skilifte zerschneiden den Wald auf den Hügeln ringsum, Schneekanonen sorgen für winterfeste Verhältnisse. Nein, Geilo ist nicht schön, hier hängt kein Munch, hier spielt kein Grieg, hier steht keine der berühmten Stabkirchen, und der Glanz der Hanse, wie er sich in den Häusern im Hafen Bergens spiegelt, hat hier noch niemanden geblendet. Allenfalls die Hardangervidda, Europas größte Hochebene, die in der Ferne auszumachen ist, bietet einen tollen Anblick, hier sagen sich sogar Polarfüchse gute Nacht. Aber: Keine Fjorde, keine Gletscher, und Elche sieht man hier so oft wie Rehe im Ruhrgebiet. Bleibt das Eisfestival, das vom 1. bis 4. Februar stattfand - wobei es eigentlich „Eismusik“-Festival heißen sollte, denn auf Eis spielt die Musik. Ein See vor der Tür des Ortes sorgt für das Rohmaterial, mit schwerem Gerät wird es herausgebrochen für die in windiger Höhe gelegene Werkstatt. Bagger, Motorsäge, Kreissäge, Axt, Hammer und Meißel besorgen den Grobschnitt, bevor das gute Besteck zum Einsatz kommt und filigrane Enteisung besorgt. In diesem Jahr ließ man sogar 600 Jahre altes Eis von einem Gletscher einfliegen. Ob es, den Stradivaris vergleichbar, besser klingt, weil es alt ist - Pardon, aber das hört man nicht, wenn man abends um 21 Uhr vor der Openairbühne steht und einem der Wind, na ja, eis-kalt um die Ohren haut. Den gesamten Kleiderschrankinhalt am Körper zu tragen, reicht auch nur für maximal zwei Stunden. Länger dauern die Abende allerdings ohnehin nicht, das wurde in die Überlegungen einbezogen.
Eis klingt nicht im groben Block. Da muss eine Tafel hängen, eine Kugel gehöhlt sein, ein Konus entstehen, eine Glocke gestimmt werden; ein Rohr geschlankt zum Didgeridoo oder zur Eistrompete, Stäbe verschiedener Größe formiert zu einem Xylophon. Mit allen Tricks wird gearbeitet: Ein kräftiger Luftballon etwa wird so lange mit Wasser übergossen, bis eine dicke Eisschicht selbst zum Ballon wird und das Gummi entsorgt werden kann. Selbst eine Eisgitarre gab es zu bestaunen, nach Bauart der akustischen Vorbilder. Viele Formen führen zu gutem Ton. Er stellte sich aber nur selten ein. Instrumente aus Eis klingen tatsächlich anders. Aber gut klingen sie nur dann, wenn sie möglichst dünnwandig sind und in Kugel-, Röhren- oder eine sonstwie resonierende Form geschnitzt werden. Sonst hören sie sich nur trocken an. Trockeneis. Das hängt wohl mit der Struktur von gefrorenem Wasser zusammen, H2O verhält sich auch im kältesten Aggregatzustand nicht wie Holz, dessen molekulare Elastizität mit dem Alter zunimmt.
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