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Folker!-Labelporträt (26):

Die Homogenität der Vielfalt

JARO

Buntes deutsches Label feiert 25-jähriges Bestehen

go! www.jaro.de
25 Jahre JARO

Von Bulgarien bis nach Pakistan, von Warschau bis nach Montevideo - viel weiter kann man das Feld Weltmusik kaum beackern. Seit 25 Jahren veröffentlicht JARO Medien Musik aus aller Welt, die einen Katalog bildet, dessen größte Konstante das immer wieder Überraschende ist. Jazz, Klassik, früheste europäisch-arabische Musik des Mittelalters und der Renaissance, Weltmusik, Pop - es gibt keinen gemeinsamen musikalischen Nenner, es ist eine bunte Mischung aus fast vergessenen und völlig neuen Stilen, die das einzigartige Bild des Bremer Labels prägt. Dennoch ist das Programm alles andere als wahllos, denn das Anspruchs- und Qualitätsdenken JARO-Team bei Labelchef Uli Balß und seinem dreiköpfigen Team ist hoch.

Von Lars Fischer

„Kulturelle Vielfalt bedeutet eine Bereicherung unseres Lebens, lernen wir zu begreifen, dass Mut zu Neuem und Unbekanntem uns reicher macht. Offenheit für Neues bringt uns neue Aspekte unseres Daseins. Wir versuchen Grenzgänger zu fördern und dies in immer neuen Produktionen zu beweisen.“ So beschreiben die Labelmacher selbst ihr Credo. Den großen Erfolgen mit Künstlern wie Nusrat Fateh Ali Khan, Jasper van’t Hofs Pili Pili oder The Bulgarian Voices - Angelite stehen ehrgeizige Projekte gegenüber, die zwar künstlerische Lorbeeren einbrachten, aber unter kommerziellen Gesichtspunkten von jedem Verantwortlichen hätten abgelehnt werden müssen. Das Label beweist langen Atem in solchen Fällen, wie das Beispiel des Bandoneonspielers Luis Di Matteo aus Uruguay zeigt. Seit rund 20 Jahren veröffentlicht JARO seine Alben - und betreut auch als Agentur seine Tourneen -, aber die Resonanz in Europa bleibt bescheiden. Umso erstaunlicher, dass der südamerikanische JARO auf der WOMEX Tangovirtuose nach einem Festivalauftritt in Taipeh inzwischen in Taiwan ein absoluter Star ist.

Neben einigen Zufällen - oder nennen wir es glücklichen Fügungen - sind natürlich ein großes Maß an Enthusiasmus und Risikobereitschaft, aber auch geschäftlicher Weitblick unabdingbar, um ein Unternehmen wie JARO durch die nicht gerade ruhige See der Tonträgerindustrie zu manövrieren. Als Balß JARO 1981 gründete - noch im westfälischen Enger -, hatte er bereits seit einem Jahrzehnt in der Musikbranche gearbeitet und unter anderem den legendären Club Forum (heute in Bielefeld) mit aufgebaut. So gelangte auch eine Aufnahme der finnischen Band Piirpauke in die Hände des „Musikverrückten“, der ob der Unmöglichkeit der Kategorisierung dieser Band begeistert war. „Die Formation um den Multiinstrumentalisten Sakari Kukko gab damals den Musikrezensenten in Deutschland und anderswo einige Rätsel auf: Formal eine Jazzband, spielte Piirpauke auch mit Rockelementen, kombinierte das Ganze aber mit weltweit gefundener Folklore. Wohlgemerkt, die heute wie selbstverständlich verwendeten Begriffe wie Ethno-Jazz, Worldmusic oder World-Jazz waren noch nicht erfunden worden, und so war erst einmal vorsichtig von Folk-Jazz die Rede.“ Das reizte Balß so sehr, dass er die Band für erste Konzerte nach Deutschland einlud. Deren LPs bezog er selbst via Mailorder aus Helsinki, ein Umstand, der ihn dazu brachte, kurzerhand ein Label aus der Taufe zu heben. Bei einem weiteren Konzert der Finnen sicherte sich Balß die Aufnahmerechte, und so erschien Live in der Balver Höhle als erste Veröffentlichung auf JARO.


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im Folker! 1/2007