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Wien bleibt Wien (Capriccio/Delta Music, 1998) |
unterwegs: 12.1.07: Dortmund, Domicil 14.1.07: Münster, Friedenskapelle |
Das Wiener Lied wird von unseren österreichischen Nachbarn hoch und in Ehren gehalten. Eine Harmonika, die Schrammelgitarre, eine jammernde Geige und die Wiener Lieblingsthemen, das Sterben und a Glaserl Wein beim Heurigen, spielen die Hauptrollen bei dieser urbanen Volksmusik, die langsam in die Jahre gekommen ist. Die Strottern bringen frischen Wind in die Szene, wie sie mit Wiener Charme und Humor eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Von Suzanne Cords
In Österreich ergreifen junge Menschen meist die Flucht, wenn irgendwo „Wiener Lied“ draufsteht, halten sie diesen Musikstil doch für mehr als antiquiert. Ähnlich erging es zunächst auch dem Nachwuchsduo Die Strottern, gesteht der 34-jährige Sänger und Geiger Klemens Lendl: „Wir spielen ja das Wiener Lied aus einer echten Hassliebe heraus. Eigentlich war das immer was, wo man weggehört hat, aber dann haben wir durch Zufall bei einer Aufführung gemerkt, dass das halt wunderschöne Musik sein kann und es auch ganz tolle Texte gibt. Sobald man ein bisserl so dieses Heurigenlied und diese Weinseligkeit verlässt, entdeckt man wunderschöne, zeitlose Lieder.“
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Und so wühlten sich Klemens Lendl und sein Partner, der Gitarrist David Müller, durch einen Berg historischer Notenblätter, um musikalische Kleinode auszugraben. Daher auch der Name des Duos, den man deutschen Ohren erst einmal erklären muss. „Ein ‚Strotter‘ ist laut Wiener Mundartwörterbuch einer, der in den Kanälen nach Verwertbarem sucht“, übersetzt Klemens Lendl. „Wien hat ja ein sehr ausgeprägtes Kanalnetz, das kennt man noch von dem Film Der Dritte Mann. Da haben übrigens bis in die 30er, 40er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein noch Menschen gelebt, ‚Sandler‘ nennt man die bei uns in Wien, also Obdachlose. Und die haben da in den Kanälen nach Verwertbarem in Form von Münzen oder Besteck gesucht oder was auch immer da hergeschwommen ist. Wir haben den Namen Strottern gewählt, weil wir sozusagen im Wiener Liedschatz nach Verwertbarem suchen.“ Und mit breitem Grinsen fügt Lendls Partner David Müller hinzu: „Eine andere Bedeutung ist ‚Gelegenheitserwerbsucher‘, und das ist man als Musiker auch immer.“
Weil Die Strottern bei ihrer Schatzsuche irgendwann nicht mehr fündig wurden, engagierten sie den Wiener Poeten Peter Ahorner, zeitgenössische Texte zu schreiben. „Das war ein bisschen unsere Rettung“, erinnert sich Klemens Lendl, „denn wir hatten ungefähr 25 Lieder ausgegraben, die uns gefielen, aber danach wiederholte sich alles: der übliche Einheitsbrei von Wein und noch mehr Wein und herrgottfeuchtfröhlicher oder herzigtödlicher Fiedeleien, damit konnten wir absolut nichts anfangen.“
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