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Phantasie auf allen Ebenen

Dikanda

Weltfolklied aus Stettin

go! www.dikanda.prv.pl
Discographie

Muzyka Czterech Stron Wschodu
     (Tylko Muzyka, 2000)
     Muzyka Czterech Stron Wschodu
Jakhana Jakhana
(Tylko Muzyka, 2002)
Usztijo
(Kultur in der Landschaft, 2004)
     Usztijo

unterwegs:
go! www.kultur-i-d-landschaft.de
17.03.07: Kapsweyer, Südpfalzhalle
18.03.07: Bonn, Brotfabrik
20.03.07: Halle/Saale, Objekt 5
22.03.07: Villingen-Schwenningen, Scheuer
23.03.07: Lich, KuZ Bezalel Synagoge
24.03.07: Rödermark, Kelterscheune
25.03.07: Herdecke, Werner-Richard-Saal

„Achtung! Stehkonzert!“ Die Betreiber der Wiener Szenebar namens Szene Wien fühlten sich im März vergangenen Jahres veranlasst, ihre Besucher zu warnen, dass es kein lauschiges Zurücklehnen bei einem kühlen Viertel Grüner Veltliner werden würde. Hätten sie genauer gewusst, was da auf sie zukommt, hätten sie geschrieben: „Hurra! Tanzkonzert!“ Denn, wo Dikanda auftauchen, ist was los. Das polnische Quintett übertrifft in Konzerten locker, was ihre CDs versprechen. Das heißt was, denn immerhin wurde ihr letztes Album zur Folker!-CD des Jahres 2005 gekürt - nur eine von mehreren Auszeichnungen. Und das nächste Album steht auch schon vor der Tür. Selbst schuld, wer sich diese Supercombo entgehen lässt.

Von Luigi Lauer

Berlin, November letzten Jahres. Im Kaffee Burger im Bezirk Mitte, dem Hauptquartier von Kaminers Russendisko, ist die Hölle los. Stehkonzert! Der Dikanda Laden platzt aus allen Nähten, obwohl er für Konzerte nicht eben ideal ist. Ein Drittel der Zuschauer steht seitlich der Bühne, sieht kaum etwas, und da man es nicht geschafft hat, den Sound wenigstens über die Tresenboxen zu schicken, hört man hier nur einen Teil vom Monitorsound der Band, plus das, was aus dem Hauptraum herüberweht. Nicht gerade konzertant. Doch die Stimmung beeinträchtigt das überhaupt nicht, die Leute klatschen, johlen und tanzen, einige singen mit, für jedes Lied gibt es satten Applaus. Das schafft nur eine Band mit extrem guten Livequalitäten. Dikanda sind eine solche Band, und großen Anteil daran, dass bei ihren Konzerten das Tanzfieber grassiert, hat die charismatische Frontfrau Ania Witczak, die auch nicht anders kann, als zu dieser Musik die Sohlen glühen zu lassen.

Text und Ton: Dikandisch

Alles an Dikanda ist Phantasie. Der Bandname ist es, die Sprache, in der gesungen (und mitgesungen!) wird („Dikandisch“), und auch die Musik („dikandische Musik“). Klingt erst mal etwas albern, nach Schulhof. Ist es aber nicht. Weil die Musik von Dikanda tatsächlich keine Ahnen hat. Ja, nicht einmal Ahnung. Denn hier werden keine türkischen, jüdischen, balkanösen, zigeunesken, arabischen Weisen sorgsam studiert und wieder aufgewärmt, auch wenn es nach solchen Vorbildern klingt. Nichts davon. Alles Kopf-, oder besser: Bauchgeburten. Nur bei exzellenter Beherrschung der Instrumente gelingt so was, und auch das nur dann, wenn Vollblutmusiker lieber ein Gefühl transportieren statt Noten zu transponieren. Man singt nur mit dem Herzen gut. Deshalb sind ihre herzergreifenden Balladen ebenso überzeugend wie ihre krachenden Polkas, und deshalb passen Dikanda nach Stettin, wo sie herkommen, ebenso gut wie auf das Tanz- und Folkfest Rudolstadt, das Jazzfestival Montreux oder das Bardentreffen in Nürnberg. Akkordeonistin und Sängerin Ania Witczak: „Natürlich kann man sagen, wir existieren im Rahmen von Folk, vielleicht Gypsy, vielleicht Orientmusik, mehr als zum Beispiel von Blues. Aber hoffentlich kommt ein Tag, wenn die Leute nicht mehr fragen, ob es diese Folklore oder diese ist, sondern sagen, das ist dikandische Musik. Das wäre ein Traum.“ Den Optimismus in Ehren, aber das haben weder die Rolling Stones, die Beatles noch der Buena Vista Social Club hinbekommen. Träume aber darf man haben.

Lieder mit Kraft

Ania Witczak und der Gitarrist Piotr Rejdak fanden sich vor gut zehn Dikanda Jahren zusammen und spielten Lieder nach, die sie mochten. In welche Richtung das einmal gehen sollte, wussten sie noch nicht. Doch als nach und nach drei weitere Musiker hinzukamen, entstand allmählich ein Kompromiss der verschiedenen Musikgeschmäcker, dikandische Musik eben. Einig war man sich allenfalls darin, dass es ohne Elektronik geht. Erstaunlich, dass daraus eine derart homogene Truppe entstehen konnte. Witczak und Geigerin Kasia Dziubak sind für die Abteilung Melodien zuständig, während Piotr Rejdak (Gitarre), Grzegorz Kolbrecki (Kontrabass) und Daniel Kaczmarczyk (Percussion) den harmonisch-rhythmischen Liedanteil verwalten - fast alles Eigenkompositionen.


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im Folker! 1/2007