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Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Natalie Wiesmann über

Phurikane Gil’a - Alte Romalieder

Traditionelle Musik wird durch die Globalisierung bedroht, stellen Volksmusikexperten mit Bedauern fest. Zu ihnen zählt die slowakische

Phurikane Gil’a

Hoj Na Nej Na

Musikethnologin Jana Belišová, die sich auf alte Romalieder spezialisiert hat. Während einer langen Zeitspanne hat sie Romasiedlungen im Osten ihres Landes besucht und fand heraus, dass sich dort das traditionelle Musikrepertoire radikal ändert. Alte Lieder (halgatovi - „Halgatos, Klagelieder“ - und cardasa - „Csardas, Tanzlieder“ - genannt) werden zunehmend etwa von Discoliebesliedern verdrängt. Nur wenige alte Romasänger und -sängerinnen erinnern sich noch an ihr traditionelles Liedgut.

Um die überlieferten Lieder vor dem Aussterben zu bewahren, gründete Belišová den Verein Žudro und ging auf eine zweijährige musikalische Forschungsreise: 2002 erschien die CD Phurikane Gil’a mit 28 authentischen Aufnahmen alter Romagesänge. Dazu erschien ein Liederbuch mit 130 Trauer- und Klageliedern, übersetzt ins Slowakische und Englische. Die Geschichten der Amateurmusiker und vor allem -musikerinnen, die sie in ihren bescheidenen Behausungen traf, packte sie in ein bebildertes Reisetagebuch mit Photos von Daniela Rusnoková.

Nun hat die slowakische Musikethnologin Ende 2005 eine Sammlung von 32 traditionellen Tanzliedern (Hoj Na Nej Na - Phurikane Gil’a 2) veröffentlicht. Damit lenkt sie ihre Aufmerksamkeit auf die andere Seite der RomaMusik. Lieder, die eine „Ich-steck’-zwar-tief-in-der-Scheiße-aber-das-Leben-ist-trotzdem-lebenswert“-Stimmung transportieren und auch bei Westeuropäern die Tanzlust wecken. Auch zu diesen Stücken soll demnächst ein mehrsprachiges Liederbuch mit Noten und Texten erscheinen.


Bücher und CDs über
Matthias Gerber, Schlosserstraße 23, 8400 Winterthur, Schweiz, Tel. 0041-52-2227962, info@tschatscho.ch, go! www.tschatscho.ch


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im Folker! 5/2006